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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.

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gend einem verborgenen Winkel der Erde zufrieden
und glücklich zu leben. O ich will gerne, sprach
die arme Blinde, meinem Erbe, den Vorrechten
meiner Geburt entsagen, wenn ich nur der Schan-
de entfliehen, und in deinen Armen meine Tage
enden kann.

Der freigebige Vater hatte seine Tochter mit
vielem Schmucke und Kleinodien beschenkt, ihre
Schatulle war überdieß mit einigen Tausend Tha-
lern gefüllt, die sie nach Willkühr verwenden
konnte. Er wird mir nicht fluchen, sagte sie,
wenn ich unter allen seinen Gütern, nur dieß
zu meinem Erbe wähle, und unsere künftigen Tage
dadurch für Mangel sichere. Das Landgut des
Barons lag nur drei Meilen von der Grenze ent-
fernt, Franz unternahms, dort für Wagen und
Pferde zu sorgen, den Weg bis dahin wollte
Wilhelmine an seinem Arme zu Fuße enden, da-
mit keine Spur ihre Flucht zu früh verrathe.

Wie Franz aus dieser Absicht am andern Tage
sich unter einem erdichteten Vorwande aus dem
Schlosse entfernte, und nach der Grenze reiste,
traf er im nahen Städtchen einen alten Universi-
tätsfreund, der mit ihm die Theologie studiert,
ihr aber entsagt hatte, unter der Kriegsfahne sein
Glück versuchte, und jetzt wirklich als Offizier
auf Werbung stand. Er vertraute diesem sein
Unglück, und einen Theil seines Plans, er fand
ihn willig zum Beistande, und verabredete mit
ihm,
gend einem verborgenen Winkel der Erde zufrieden
und gluͤcklich zu leben. O ich will gerne, ſprach
die arme Blinde, meinem Erbe, den Vorrechten
meiner Geburt entſagen, wenn ich nur der Schan-
de entfliehen, und in deinen Armen meine Tage
enden kann.

Der freigebige Vater hatte ſeine Tochter mit
vielem Schmucke und Kleinodien beſchenkt, ihre
Schatulle war uͤberdieß mit einigen Tauſend Tha-
lern gefuͤllt, die ſie nach Willkuͤhr verwenden
konnte. Er wird mir nicht fluchen, ſagte ſie,
wenn ich unter allen ſeinen Guͤtern, nur dieß
zu meinem Erbe waͤhle, und unſere kuͤnftigen Tage
dadurch fuͤr Mangel ſichere. Das Landgut des
Barons lag nur drei Meilen von der Grenze ent-
fernt, Franz unternahms, dort fuͤr Wagen und
Pferde zu ſorgen, den Weg bis dahin wollte
Wilhelmine an ſeinem Arme zu Fuße enden, da-
mit keine Spur ihre Flucht zu fruͤh verrathe.

Wie Franz aus dieſer Abſicht am andern Tage
ſich unter einem erdichteten Vorwande aus dem
Schloſſe entfernte, und nach der Grenze reiſte,
traf er im nahen Staͤdtchen einen alten Univerſi-
taͤtsfreund, der mit ihm die Theologie ſtudiert,
ihr aber entſagt hatte, unter der Kriegsfahne ſein
Gluͤck verſuchte, und jetzt wirklich als Offizier
auf Werbung ſtand. Er vertraute dieſem ſein
Ungluͤck, und einen Theil ſeines Plans, er fand
ihn willig zum Beiſtande, und verabredete mit
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[80/0088] gend einem verborgenen Winkel der Erde zufrieden und gluͤcklich zu leben. O ich will gerne, ſprach die arme Blinde, meinem Erbe, den Vorrechten meiner Geburt entſagen, wenn ich nur der Schan- de entfliehen, und in deinen Armen meine Tage enden kann. Der freigebige Vater hatte ſeine Tochter mit vielem Schmucke und Kleinodien beſchenkt, ihre Schatulle war uͤberdieß mit einigen Tauſend Tha- lern gefuͤllt, die ſie nach Willkuͤhr verwenden konnte. Er wird mir nicht fluchen, ſagte ſie, wenn ich unter allen ſeinen Guͤtern, nur dieß zu meinem Erbe waͤhle, und unſere kuͤnftigen Tage dadurch fuͤr Mangel ſichere. Das Landgut des Barons lag nur drei Meilen von der Grenze ent- fernt, Franz unternahms, dort fuͤr Wagen und Pferde zu ſorgen, den Weg bis dahin wollte Wilhelmine an ſeinem Arme zu Fuße enden, da- mit keine Spur ihre Flucht zu fruͤh verrathe. Wie Franz aus dieſer Abſicht am andern Tage ſich unter einem erdichteten Vorwande aus dem Schloſſe entfernte, und nach der Grenze reiſte, traf er im nahen Staͤdtchen einen alten Univerſi- taͤtsfreund, der mit ihm die Theologie ſtudiert, ihr aber entſagt hatte, unter der Kriegsfahne ſein Gluͤck verſuchte, und jetzt wirklich als Offizier auf Werbung ſtand. Er vertraute dieſem ſein Ungluͤck, und einen Theil ſeines Plans, er fand ihn willig zum Beiſtande, und verabredete mit ihm,

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien02_1796/88>, abgerufen am 22.11.2024.