Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.
noch immer liebe, sie entdeckten wahrscheinlich durch neue Verrätherei, daß er noch mit seiner Geliebten korrespondire. Sein Onkel war sehr reich, und General der königlichen Truppen, er ließ ihn einst rufen, und übergab ihm eine De- pesche, welche er in schnellster Eile nach dem Ha- fen überbringen, und dem Befehlshaber einiger Kriegsschiffe übergeben mußte. Er traf diesen auf einem Schiffe, welches eben nach einer In- sel absegeln sollte. Sie kommen wie gerufen, sprach er zu Friedrichen, ich erwartete sie schon lange, sie sind als Kapitain bei den Landtrup- pen angestellt, welche ich nach der Insel -- überführe. Wären sie nur eine Viertelstunde spä- ter eingetroffen, so hätte ich die Anker schon ge- lichtet, denn der Wind ist vortheilhaft, ich muß ihn benutzen. Der erstaunte Friedrich versuchte es zwar, wider dieß grausame Verfahren zu pro- testiren, und forderte schlechterdings, daß man ihm wenigstens so lange Zeit gönnen müsse, bis er sein Gepäcke aus der Hauptstadt kommen lie- ße, aber der Befehlshaber überzeugte ihn von der Unmöglichkeit, und versicherte ihn zugleich, daß seine Freunde schon für jedes Bedürfniß ge- sorgt hätten. Wirklich fand er auch alle seine Sachen im Schiffsraume, und bei diesen seinen Bedienten, welcher ihm einen Brief von seiner Mutter über- reichte. Sie machte ihm darin die heftigsten Vor- Zweit. Bändch. C
noch immer liebe, ſie entdeckten wahrſcheinlich durch neue Verraͤtherei, daß er noch mit ſeiner Geliebten korreſpondire. Sein Onkel war ſehr reich, und General der koͤniglichen Truppen, er ließ ihn einſt rufen, und uͤbergab ihm eine De- peſche, welche er in ſchnellſter Eile nach dem Ha- fen uͤberbringen, und dem Befehlshaber einiger Kriegsſchiffe uͤbergeben mußte. Er traf dieſen auf einem Schiffe, welches eben nach einer In- ſel abſegeln ſollte. Sie kommen wie gerufen, ſprach er zu Friedrichen, ich erwartete ſie ſchon lange, ſie ſind als Kapitain bei den Landtrup- pen angeſtellt, welche ich nach der Inſel — uͤberfuͤhre. Waͤren ſie nur eine Viertelſtunde ſpaͤ- ter eingetroffen, ſo haͤtte ich die Anker ſchon ge- lichtet, denn der Wind iſt vortheilhaft, ich muß ihn benutzen. Der erſtaunte Friedrich verſuchte es zwar, wider dieß grauſame Verfahren zu pro- teſtiren, und forderte ſchlechterdings, daß man ihm wenigſtens ſo lange Zeit goͤnnen muͤſſe, bis er ſein Gepaͤcke aus der Hauptſtadt kommen lie- ße, aber der Befehlshaber uͤberzeugte ihn von der Unmoͤglichkeit, und verſicherte ihn zugleich, daß ſeine Freunde ſchon fuͤr jedes Beduͤrfniß ge- ſorgt haͤtten. Wirklich fand er auch alle ſeine Sachen im Schiffsraume, und bei dieſen ſeinen Bedienten, welcher ihm einen Brief von ſeiner Mutter uͤber- reichte. Sie machte ihm darin die heftigſten Vor- Zweit. Baͤndch. C
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noch immer liebe, ſie entdeckten wahrſcheinlich
durch neue Verraͤtherei, daß er noch mit ſeiner
Geliebten korreſpondire. Sein Onkel war ſehr
reich, und General der koͤniglichen Truppen, er
ließ ihn einſt rufen, und uͤbergab ihm eine De-
peſche, welche er in ſchnellſter Eile nach dem Ha-
fen uͤberbringen, und dem Befehlshaber einiger
Kriegsſchiffe uͤbergeben mußte. Er traf dieſen
auf einem Schiffe, welches eben nach einer In-
ſel abſegeln ſollte. Sie kommen wie gerufen,
ſprach er zu Friedrichen, ich erwartete ſie ſchon
lange, ſie ſind als Kapitain bei den Landtrup-
pen angeſtellt, welche ich nach der Inſel —
uͤberfuͤhre. Waͤren ſie nur eine Viertelſtunde ſpaͤ-
ter eingetroffen, ſo haͤtte ich die Anker ſchon ge-
lichtet, denn der Wind iſt vortheilhaft, ich muß
ihn benutzen. Der erſtaunte Friedrich verſuchte
es zwar, wider dieß grauſame Verfahren zu pro-
teſtiren, und forderte ſchlechterdings, daß man
ihm wenigſtens ſo lange Zeit goͤnnen muͤſſe, bis
er ſein Gepaͤcke aus der Hauptſtadt kommen lie-
ße, aber der Befehlshaber uͤberzeugte ihn von
der Unmoͤglichkeit, und verſicherte ihn zugleich,
daß ſeine Freunde ſchon fuͤr jedes Beduͤrfniß ge-
ſorgt haͤtten.
Wirklich fand er auch alle ſeine Sachen im
Schiffsraume, und bei dieſen ſeinen Bedienten,
welcher ihm einen Brief von ſeiner Mutter uͤber-
reichte. Sie machte ihm darin die heftigſten Vor-
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