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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.

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ter eines unschäzbaren Kindes, das Bewußtseyn
von ihm geliebt zu werden, ist mir nicht um
Millionen feil!
Vater. Ich habe gethan, was mein Herz
verlangte, ich muß nun thun, was Vernunft
und Pflicht fodert. Sie werden's daher nicht
mißdeuten, wenn der besorgte Vater sie bittet,
sein Haus nicht mehr zu besuchen.
Friedrich. Sie sind Herr ihres Hauses,
ich werde gehorchen.
Vater. Da sie übrigens das einzige Mittel
der Rettung nicht ergreifen wollen, so muß es
meine Tochter ergreifen. Ich werde sie noch diese
Woche von hier entfernen, es wird mich Mühe
kosten, meinen Augapfel zu missen, aber wenn
eins unter uns unglücklich seyn muß, so will ichs
seyn.
Friedrich. Sie sind Vater ihres Kindes,
und auch dieß wird gehorchen müssen, aber beden-
ken sie fein, daß der ächten Liebe nichts unmög-
lich ist, daß Zwang sie wohl drückt, aber noch
mehr anflammt, daß es keinen Winkel der Erde
geben wird, wo ich sie nicht finden werde, und
dann stehe ich für nichts.

Er gieng und der kluge Vater fand nach rei-
fer Ueberlegung, daß Friedrich nicht unrecht habe,
daß es besser sey, wenn er daheim wache, und
zu verhindern suche, was er in der Ferne nicht
verhindern könne. Er sprach nachher im ernsten,
väter-
ter eines unſchaͤzbaren Kindes, das Bewußtſeyn
von ihm geliebt zu werden, iſt mir nicht um
Millionen feil!
Vater. Ich habe gethan, was mein Herz
verlangte, ich muß nun thun, was Vernunft
und Pflicht fodert. Sie werden's daher nicht
mißdeuten, wenn der beſorgte Vater ſie bittet,
ſein Haus nicht mehr zu beſuchen.
Friedrich. Sie ſind Herr ihres Hauſes,
ich werde gehorchen.
Vater. Da ſie uͤbrigens das einzige Mittel
der Rettung nicht ergreifen wollen, ſo muß es
meine Tochter ergreifen. Ich werde ſie noch dieſe
Woche von hier entfernen, es wird mich Muͤhe
koſten, meinen Augapfel zu miſſen, aber wenn
eins unter uns ungluͤcklich ſeyn muß, ſo will ichs
ſeyn.
Friedrich. Sie ſind Vater ihres Kindes,
und auch dieß wird gehorchen muͤſſen, aber beden-
ken ſie fein, daß der aͤchten Liebe nichts unmoͤg-
lich iſt, daß Zwang ſie wohl druͤckt, aber noch
mehr anflammt, daß es keinen Winkel der Erde
geben wird, wo ich ſie nicht finden werde, und
dann ſtehe ich fuͤr nichts.

Er gieng und der kluge Vater fand nach rei-
fer Ueberlegung, daß Friedrich nicht unrecht habe,
daß es beſſer ſey, wenn er daheim wache, und
zu verhindern ſuche, was er in der Ferne nicht
verhindern koͤnne. Er ſprach nachher im ernſten,
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[16/0024] ter eines unſchaͤzbaren Kindes, das Bewußtſeyn von ihm geliebt zu werden, iſt mir nicht um Millionen feil! Vater. Ich habe gethan, was mein Herz verlangte, ich muß nun thun, was Vernunft und Pflicht fodert. Sie werden's daher nicht mißdeuten, wenn der beſorgte Vater ſie bittet, ſein Haus nicht mehr zu beſuchen. Friedrich. Sie ſind Herr ihres Hauſes, ich werde gehorchen. Vater. Da ſie uͤbrigens das einzige Mittel der Rettung nicht ergreifen wollen, ſo muß es meine Tochter ergreifen. Ich werde ſie noch dieſe Woche von hier entfernen, es wird mich Muͤhe koſten, meinen Augapfel zu miſſen, aber wenn eins unter uns ungluͤcklich ſeyn muß, ſo will ichs ſeyn. Friedrich. Sie ſind Vater ihres Kindes, und auch dieß wird gehorchen muͤſſen, aber beden- ken ſie fein, daß der aͤchten Liebe nichts unmoͤg- lich iſt, daß Zwang ſie wohl druͤckt, aber noch mehr anflammt, daß es keinen Winkel der Erde geben wird, wo ich ſie nicht finden werde, und dann ſtehe ich fuͤr nichts. Er gieng und der kluge Vater fand nach rei- fer Ueberlegung, daß Friedrich nicht unrecht habe, daß es beſſer ſey, wenn er daheim wache, und zu verhindern ſuche, was er in der Ferne nicht verhindern koͤnne. Er ſprach nachher im ernſten, vaͤter-

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien02_1796/24>, abgerufen am 24.11.2024.