Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.te mich aus der Gegend, und ich kann nicht sa- War Marie nun wirklich die Thäterin, so Aeußerst wahrscheinlich ist es überdieß, daß die Gott! wie groß, wie schrecklich muß dann Ende des zweiten Bändchens. te mich aus der Gegend, und ich kann nicht ſa- War Marie nun wirklich die Thaͤterin, ſo Aeußerſt wahrſcheinlich iſt es uͤberdieß, daß die Gott! wie groß, wie ſchrecklich muß dann Ende des zweiten Baͤndchens. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="184"/> te mich aus der Gegend, und ich kann nicht ſa-<lb/> gen: Ob die Schaͤferin noch lebt, bin aber bereit,<lb/> dieß Bekenntniß in ihrer Gegenwart zu wiederho-<lb/> len, und ſie des Mords zu uͤberzeugen.</p><lb/> <p>War Marie nun wirklich die Thaͤterin, ſo<lb/> liegt die Urſache ihres Wahnſinnes klar am Tage;<lb/> die Ueberzeugung, daß ihr mit dem Maße gemeſ-<lb/> ſen wurde, mit welchem ſie einſt maß, mußte<lb/> ſchrecklich und kraͤftig auf ſie wirken. Die merk-<lb/> wuͤrdigen Worte: <hi rendition="#g">Gott iſt gerecht</hi>! welche<lb/> ihre Zunge allein noch deutlich auszuſprechen faͤhig<lb/> war, ſcheinen die ſchreckliche That zu beſtaͤtigen.</p><lb/> <p>Aeußerſt wahrſcheinlich iſt es uͤberdieß, daß die<lb/> lange, unverſtaͤndliche Rede, welche dieſem Aus-<lb/> rufe allemal folgte, das Bekenntniß ihres Verbre-<lb/> chens enthalten ſollte, welches die nagende Reue<lb/> zu erpreſſen, Furcht und Scham aber zu ver-<lb/> hindern ſuchte.</p><lb/> <p>Gott! wie groß, wie ſchrecklich muß dann<lb/> das Leiden der Duldenden geweſen ſeyn! Wie<lb/> graͤßlich muß es in ihrem Innern geſtuͤrmt und<lb/> getobt haben, da die Organe ihrer Sprache ſich<lb/> kraͤmpften, und nur unverſtaͤndliche Toͤne lallen<lb/> konnten! Groß war ihr Verbrechen, aber auch<lb/> anhaltend die Tage ihres Jammers, und wenn<lb/> ich mir ihr jenſeitiges Loos denke, ſo erinnere ich<lb/> mich immer ihrer letzten Worte: <hi rendition="#g">Gott iſt ge-<lb/> recht, aber auch barmherzig</hi>!</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Ende des zweiten Baͤndchens.</hi> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [184/0192]
te mich aus der Gegend, und ich kann nicht ſa-
gen: Ob die Schaͤferin noch lebt, bin aber bereit,
dieß Bekenntniß in ihrer Gegenwart zu wiederho-
len, und ſie des Mords zu uͤberzeugen.
War Marie nun wirklich die Thaͤterin, ſo
liegt die Urſache ihres Wahnſinnes klar am Tage;
die Ueberzeugung, daß ihr mit dem Maße gemeſ-
ſen wurde, mit welchem ſie einſt maß, mußte
ſchrecklich und kraͤftig auf ſie wirken. Die merk-
wuͤrdigen Worte: Gott iſt gerecht! welche
ihre Zunge allein noch deutlich auszuſprechen faͤhig
war, ſcheinen die ſchreckliche That zu beſtaͤtigen.
Aeußerſt wahrſcheinlich iſt es uͤberdieß, daß die
lange, unverſtaͤndliche Rede, welche dieſem Aus-
rufe allemal folgte, das Bekenntniß ihres Verbre-
chens enthalten ſollte, welches die nagende Reue
zu erpreſſen, Furcht und Scham aber zu ver-
hindern ſuchte.
Gott! wie groß, wie ſchrecklich muß dann
das Leiden der Duldenden geweſen ſeyn! Wie
graͤßlich muß es in ihrem Innern geſtuͤrmt und
getobt haben, da die Organe ihrer Sprache ſich
kraͤmpften, und nur unverſtaͤndliche Toͤne lallen
konnten! Groß war ihr Verbrechen, aber auch
anhaltend die Tage ihres Jammers, und wenn
ich mir ihr jenſeitiges Loos denke, ſo erinnere ich
mich immer ihrer letzten Worte: Gott iſt ge-
recht, aber auch barmherzig!
Ende des zweiten Baͤndchens.
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