Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.bitterte mich immer mehr, erregte Mordlust in Als ich eben aufs neue mit der Ausführung Er erbot sich sogleich, sein Mörder zu werden, Noch wollte ich die That länger verzögern, bitterte mich immer mehr, erregte Mordluſt in Als ich eben aufs neue mit der Ausfuͤhrung Er erbot ſich ſogleich, ſein Moͤrder zu werden, Noch wollte ich die That laͤnger verzoͤgern, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="173"/> bitterte mich immer mehr, erregte Mordluſt in<lb/> meinem Herzen, die ich oft ſchon ausfuͤhren woll-<lb/> te, aber immer auszufuͤhren zu ſchwach war.</p><lb/> <p>Als ich eben aufs neue mit der Ausfuͤhrung<lb/> dieſes Vorſatzes beſchaͤftigt war, lagerte ſich der<lb/> Bube, welchen der Meiſter kurz vorher zum Ge-<lb/> huͤlfen angenommen hatte, neben mir, und klagte<lb/> laut, daß ſein neuer Dienſt ihm wenig trage, daß<lb/> er, wenn er nicht Hofnung habe, Knecht zu wer-<lb/> den, bald weiter wandern werde. Ich benutzte<lb/> ſeine Geſinnungen, fachte ſeine Begierden ſtaͤrker<lb/> an, und vertraute ihm, als ihn der Meiſter einſt<lb/> geſchlagen hatte, meinen ganzen Plan.</p><lb/> <p>Er erbot ſich ſogleich, ſein Moͤrder zu werden,<lb/> wenn ich dagegen ihm die gewiſſe Verſicherung<lb/> ertheile, ihn bei Erhaltung des Dienſtes zum<lb/> Knechte zu machen. Ich gelobte es, kaufte ein<lb/> Piſtol, und lud es aus Mangel der Kugeln mit<lb/> den kleinen Schellen, welche man in der Wunde<lb/> fand. Durch einen Monat trug es der Bube ver-<lb/> borgen bei ſich, fand aber nie ſchickliche Gelegen-<lb/> heit zum Morde, auch verhinderte ich dieſen ab-<lb/> ſichtlich, weil ich fuͤrchtete, daß der Schrecken<lb/> meiner Geliebten bei der nahen Entbindung toͤdt-<lb/> lich werden konnte.</p><lb/> <p>Noch wollte ich die That laͤnger verzoͤgern,<lb/> als mich die Meiſterin dringend erſuchte, ihrem<lb/> Gatten entgegen zu gehen. Die Gelegenheit zur<lb/> Ausfuͤhrung meiner That war zu ſchoͤn, ich nahm<lb/> den Buben mit mir, und ſuchte durch einige Glaͤ-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0181]
bitterte mich immer mehr, erregte Mordluſt in
meinem Herzen, die ich oft ſchon ausfuͤhren woll-
te, aber immer auszufuͤhren zu ſchwach war.
Als ich eben aufs neue mit der Ausfuͤhrung
dieſes Vorſatzes beſchaͤftigt war, lagerte ſich der
Bube, welchen der Meiſter kurz vorher zum Ge-
huͤlfen angenommen hatte, neben mir, und klagte
laut, daß ſein neuer Dienſt ihm wenig trage, daß
er, wenn er nicht Hofnung habe, Knecht zu wer-
den, bald weiter wandern werde. Ich benutzte
ſeine Geſinnungen, fachte ſeine Begierden ſtaͤrker
an, und vertraute ihm, als ihn der Meiſter einſt
geſchlagen hatte, meinen ganzen Plan.
Er erbot ſich ſogleich, ſein Moͤrder zu werden,
wenn ich dagegen ihm die gewiſſe Verſicherung
ertheile, ihn bei Erhaltung des Dienſtes zum
Knechte zu machen. Ich gelobte es, kaufte ein
Piſtol, und lud es aus Mangel der Kugeln mit
den kleinen Schellen, welche man in der Wunde
fand. Durch einen Monat trug es der Bube ver-
borgen bei ſich, fand aber nie ſchickliche Gelegen-
heit zum Morde, auch verhinderte ich dieſen ab-
ſichtlich, weil ich fuͤrchtete, daß der Schrecken
meiner Geliebten bei der nahen Entbindung toͤdt-
lich werden konnte.
Noch wollte ich die That laͤnger verzoͤgern,
als mich die Meiſterin dringend erſuchte, ihrem
Gatten entgegen zu gehen. Die Gelegenheit zur
Ausfuͤhrung meiner That war zu ſchoͤn, ich nahm
den Buben mit mir, und ſuchte durch einige Glaͤ-
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