Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.der Ort seiner Geburt war durch den Feind besetzt, Ohngeachtet damals in einigen Schlachten die Der unglückliche Konrad langte eben bei sei- der Ort ſeiner Geburt war durch den Feind beſetzt, Ohngeachtet damals in einigen Schlachten die Der ungluͤckliche Konrad langte eben bei ſei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="135"/> der Ort ſeiner Geburt war durch den Feind beſetzt,<lb/> er konnte ſich nicht ohne Gefahr dahin wagen,<lb/> alle ſeine Briefe, die er dahin ſchrieb, blieben un-<lb/> beantwortet, ſchon wollte er wieder zuruͤckreiſen,<lb/> und die Unmoͤglichkeit, ſeinen Taufſchein zu er-<lb/> halten, durch Zeugniſſe beweiſen, als eine gluͤck-<lb/> liche Schlacht das bedraͤngte Vaterland befreite,<lb/> und den Feind daraus vertrieb. Er reiſte nun<lb/> ohne Hinderniß nach ſeiner Heimath, und trug<lb/> vors erſte dem Amte, unter deſſen Gerichtsbarkeit<lb/> er ſtand, ſeine Bitte vor, weil er, ohne von der<lb/> damaligen Leibeigenſchaft befreit zu ſeyn, den<lb/> Taufſchein nicht erhalten konnte.</p><lb/> <p>Ohngeachtet damals in einigen Schlachten die<lb/> Waffen der tapfern Oeſtreicher den Sieg errun-<lb/> gen hatten, ſo war doch ihr Heer eben durch die-<lb/> ſen Sieg ſtark geſchwaͤcht worden, die Monarchin<lb/> forderte deswegen von ihren Laͤndern neue Rekru-<lb/> ten, um dieſe den nahenden Winter hindurch in<lb/> Waffen zu uͤben, und zum kuͤnftigen Kampfe vor-<lb/> zubereiten. Damals beſtand noch die Einrichtung,<lb/> daß von jeder Herrſchaft, Amte oder Ortsgerich-<lb/> te eine gewiſſe Anzahl dienſttauglicher Leute ge-<lb/> fordert wurde, welche dieſes ohne Widerrede in<lb/> beſtimmter Friſt ſtellen, und wenn es ſolche in ſei-<lb/> nem Gerichtsbezirke nicht fand, oft mit anſehnli-<lb/> chen Koſten und Geldſummen von andern erkau-<lb/> fen mußte.</p><lb/> <p>Der ungluͤckliche Konrad langte eben bei ſei-<lb/> nem Amte an, als ſolches in einem Zeitraume<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0143]
der Ort ſeiner Geburt war durch den Feind beſetzt,
er konnte ſich nicht ohne Gefahr dahin wagen,
alle ſeine Briefe, die er dahin ſchrieb, blieben un-
beantwortet, ſchon wollte er wieder zuruͤckreiſen,
und die Unmoͤglichkeit, ſeinen Taufſchein zu er-
halten, durch Zeugniſſe beweiſen, als eine gluͤck-
liche Schlacht das bedraͤngte Vaterland befreite,
und den Feind daraus vertrieb. Er reiſte nun
ohne Hinderniß nach ſeiner Heimath, und trug
vors erſte dem Amte, unter deſſen Gerichtsbarkeit
er ſtand, ſeine Bitte vor, weil er, ohne von der
damaligen Leibeigenſchaft befreit zu ſeyn, den
Taufſchein nicht erhalten konnte.
Ohngeachtet damals in einigen Schlachten die
Waffen der tapfern Oeſtreicher den Sieg errun-
gen hatten, ſo war doch ihr Heer eben durch die-
ſen Sieg ſtark geſchwaͤcht worden, die Monarchin
forderte deswegen von ihren Laͤndern neue Rekru-
ten, um dieſe den nahenden Winter hindurch in
Waffen zu uͤben, und zum kuͤnftigen Kampfe vor-
zubereiten. Damals beſtand noch die Einrichtung,
daß von jeder Herrſchaft, Amte oder Ortsgerich-
te eine gewiſſe Anzahl dienſttauglicher Leute ge-
fordert wurde, welche dieſes ohne Widerrede in
beſtimmter Friſt ſtellen, und wenn es ſolche in ſei-
nem Gerichtsbezirke nicht fand, oft mit anſehnli-
chen Koſten und Geldſummen von andern erkau-
fen mußte.
Der ungluͤckliche Konrad langte eben bei ſei-
nem Amte an, als ſolches in einem Zeitraume
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