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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.

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gend vorüber. Erstaunen hatte meine Zunge ge-
fesselt, ich konnte nichts reden, stand und gafte
ihr nach. Da sie mit schnellen Schritten den
Weg nach dem Dorfe nahm, so befahl ich mei-
nem Kutscher, sachte nachzufahren, und setzte
mich ein.

Der Kutscher. (im Fahren) Das
Weib muß närrisch seyn!

Ich. Möglich, aber höchst unwahrscheinlich!
Was hat sie dir denn gegeben?

Der Kutscher. Nun! Einen Dukaten!

Ich. Was? Einen Dukaten?

Der Kutscher. Nun ja! da sehen Sie nur!
(er zeigte mir den Dukaten)

Ich. Sie muß wahnsinnig seyn! Du mußt
der Aermsten das Geld zurück geben.

Der Kutscher. Herzlich gerne, wie könnte
ich von einer so armen Frau etwas annehmen,
aber einem Narren darf man nicht widersprechen,
und ich war froh, als wir sie nur los wurden.

Ich. Schon recht. Im Dorfe werden wir
sie schon wieder finden.

Ich überlegte nun, was ich alles mit ihr ge-
sprochen hatte, ich prüfte jede ihrer Reden, ihre
so lange, und richtige Erzählung, ich fand auch
nicht den geringsten Wahnsinn darinne, und doch
äusserte er sich am Ende so deutlich. Es that

gend voruͤber. Erſtaunen hatte meine Zunge ge-
feſſelt, ich konnte nichts reden, ſtand und gafte
ihr nach. Da ſie mit ſchnellen Schritten den
Weg nach dem Dorfe nahm, ſo befahl ich mei-
nem Kutſcher, ſachte nachzufahren, und ſetzte
mich ein.

Der Kutſcher. (im Fahren) Das
Weib muß naͤrriſch ſeyn!

Ich. Moͤglich, aber hoͤchſt unwahrſcheinlich!
Was hat ſie dir denn gegeben?

Der Kutſcher. Nun! Einen Dukaten!

Ich. Was? Einen Dukaten?

Der Kutſcher. Nun ja! da ſehen Sie nur!
(er zeigte mir den Dukaten)

Ich. Sie muß wahnſinnig ſeyn! Du mußt
der Aermſten das Geld zuruͤck geben.

Der Kutſcher. Herzlich gerne, wie koͤnnte
ich von einer ſo armen Frau etwas annehmen,
aber einem Narren darf man nicht widerſprechen,
und ich war froh, als wir ſie nur los wurden.

Ich. Schon recht. Im Dorfe werden wir
ſie ſchon wieder finden.

Ich uͤberlegte nun, was ich alles mit ihr ge-
ſprochen hatte, ich pruͤfte jede ihrer Reden, ihre
ſo lange, und richtige Erzaͤhlung, ich fand auch
nicht den geringſten Wahnſinn darinne, und doch
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[186/0200] gend voruͤber. Erſtaunen hatte meine Zunge ge- feſſelt, ich konnte nichts reden, ſtand und gafte ihr nach. Da ſie mit ſchnellen Schritten den Weg nach dem Dorfe nahm, ſo befahl ich mei- nem Kutſcher, ſachte nachzufahren, und ſetzte mich ein. Der Kutſcher. (im Fahren) Das Weib muß naͤrriſch ſeyn! Ich. Moͤglich, aber hoͤchſt unwahrſcheinlich! Was hat ſie dir denn gegeben? Der Kutſcher. Nun! Einen Dukaten! Ich. Was? Einen Dukaten? Der Kutſcher. Nun ja! da ſehen Sie nur! (er zeigte mir den Dukaten) Ich. Sie muß wahnſinnig ſeyn! Du mußt der Aermſten das Geld zuruͤck geben. Der Kutſcher. Herzlich gerne, wie koͤnnte ich von einer ſo armen Frau etwas annehmen, aber einem Narren darf man nicht widerſprechen, und ich war froh, als wir ſie nur los wurden. Ich. Schon recht. Im Dorfe werden wir ſie ſchon wieder finden. Ich uͤberlegte nun, was ich alles mit ihr ge- ſprochen hatte, ich pruͤfte jede ihrer Reden, ihre ſo lange, und richtige Erzaͤhlung, ich fand auch nicht den geringſten Wahnſinn darinne, und doch aͤuſſerte er ſich am Ende ſo deutlich. Es that

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/200>, abgerufen am 25.11.2024.