Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.und ihr die Antwort. Sie blickte nun nach mir Die Monarchin. (zu mir) Du hast eine M 2
und ihr die Antwort. Sie blickte nun nach mir Die Monarchin. (zu mir) Du haſt eine M 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="179"/> und ihr die Antwort. Sie blickte nun nach mir<lb/> hin, ich war aufgeſprungen, und hielt mich feſt<lb/> an Karls Tante an. Fuͤhre ſie in's Kabinet,<lb/> ſprach die Monarchin zu ihr, ich will erſt mit der<lb/> Mutter ſprechen, und euch dann ſchon rufen laſ-<lb/> ſen. Was ſie alles mit dieſer ſprach, habe ich ei-<lb/> gentlich nie erfahren. Anfangs hoͤrte ich meine<lb/> Mutter ſehr raſch reden, bald ſprach aber die<lb/> Monarchin noch heftiger, hernach ſprachen beide<lb/> leiſer, und ich hoͤrte meine Mutter laut ſchluchzen.<lb/> Endlich rufte die Monarchin, und ich mußte er-<lb/> ſcheinen. Mein Kind, ſprach die Erhabne, du<lb/> haſt deine Mutter durch die uͤbereilte Flucht ge-<lb/> kraͤnkt und beleidigt, bitte ſie um Verzeihung. Ich<lb/> wankte hin zu ihr, umfaßte ihre Knie, und wein-<lb/> te laut. Ich verzeihe dir alles, ſprach meine<lb/> Mutter, und knirſchte mit den Zaͤhnen. Sie hat,<lb/> fuhr die Monarchin fort, auf meine Fuͤrbitte die<lb/> Einwilligung zu deiner Heurath ertheilt, bitte ſie<lb/> um ihren Segen! Ich gehorchte, und meine<lb/> Mutter ſegnete mich mit einem Tone, der nicht<lb/> Segen, ſondern Fluch verkuͤndigte. Und nun ge-<lb/> he Sie in Gottes Namen, ſprach die Monarchin<lb/> im kalten Tone zu meiner Mutter, fuͤr's uͤbrige<lb/> will ich ſchon ſorgen! Sie gieng ſchnell fort, und<lb/> zog die Thuͤre mit Nachdruck hinter ſich zu.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Monarchin</hi>. (<hi rendition="#g">zu mir</hi>) Du haſt eine<lb/> boͤſe Mutter! (<hi rendition="#g">zu Karls Tante</hi>) Mit Muͤhe<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [179/0193]
und ihr die Antwort. Sie blickte nun nach mir
hin, ich war aufgeſprungen, und hielt mich feſt
an Karls Tante an. Fuͤhre ſie in's Kabinet,
ſprach die Monarchin zu ihr, ich will erſt mit der
Mutter ſprechen, und euch dann ſchon rufen laſ-
ſen. Was ſie alles mit dieſer ſprach, habe ich ei-
gentlich nie erfahren. Anfangs hoͤrte ich meine
Mutter ſehr raſch reden, bald ſprach aber die
Monarchin noch heftiger, hernach ſprachen beide
leiſer, und ich hoͤrte meine Mutter laut ſchluchzen.
Endlich rufte die Monarchin, und ich mußte er-
ſcheinen. Mein Kind, ſprach die Erhabne, du
haſt deine Mutter durch die uͤbereilte Flucht ge-
kraͤnkt und beleidigt, bitte ſie um Verzeihung. Ich
wankte hin zu ihr, umfaßte ihre Knie, und wein-
te laut. Ich verzeihe dir alles, ſprach meine
Mutter, und knirſchte mit den Zaͤhnen. Sie hat,
fuhr die Monarchin fort, auf meine Fuͤrbitte die
Einwilligung zu deiner Heurath ertheilt, bitte ſie
um ihren Segen! Ich gehorchte, und meine
Mutter ſegnete mich mit einem Tone, der nicht
Segen, ſondern Fluch verkuͤndigte. Und nun ge-
he Sie in Gottes Namen, ſprach die Monarchin
im kalten Tone zu meiner Mutter, fuͤr's uͤbrige
will ich ſchon ſorgen! Sie gieng ſchnell fort, und
zog die Thuͤre mit Nachdruck hinter ſich zu.
Die Monarchin. (zu mir) Du haſt eine
boͤſe Mutter! (zu Karls Tante) Mit Muͤhe
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