sei? Da stürzte ich weinend zu ihren Füßen hin, und flehte um ihren Schutz, um ihr Mitleid. Sie hob mich mit sichtbarer Rührung auf, und küßte meine Stirne. Du sollst ihn haben, sprach sie im Tone eines Engels, ich will solche wahre Liebe nicht hindern, ich werde noch heute deiner Mutter schreiben, und ich hoffe, daß sie ihre Einwilligung zu einer Heirath, die ich billige, nicht länger versagen wird. Damit du aber, fuhr sie im huldreichsten Tone fort, deinen Ge- liebten nach Gefallen unterstützen, und seiner mir stets ergebnen Familie durch dein ansehnliches Vermögen neuen Glanz verschaffen kannst, so will ich sogleich Befehl ertheilen, daß man dich großjährig spreche. Nun, sagte sie endlich, bist du mit meinem Schutze zufrieden? Ich dankte mit innigem Gefühle und mit einer Wärme, die mich mit Muth belebte, meiner Empfindung Wor- te zu geben. Sie hörte mein Stammlen mit Wohlgefallen, und küßte mich wieder, als ich sie Mutter nannte. Wenn willst du ihn denn hei- rathen? sagte sie freundlich, weil du mich zu dei- ner Mutter erwählt hast, so muß ich dir schon beistehen. Dein Geliebter soll sogleich auf einige Monate Urlaub erhalten, und dann wirst du wohl nicht säumen, ihn ganz glücklich zu machen? Ich wollte eben die Frage beantworten, als ein Kammerherr eintrat, und meine Mutter bei der Monarchin anmeldete. Eben recht, sprach sie ganz gelassen, so erspare ich mir einen Brief
ſei? Da ſtuͤrzte ich weinend zu ihren Fuͤßen hin, und flehte um ihren Schutz, um ihr Mitleid. Sie hob mich mit ſichtbarer Ruͤhrung auf, und kuͤßte meine Stirne. Du ſollſt ihn haben, ſprach ſie im Tone eines Engels, ich will ſolche wahre Liebe nicht hindern, ich werde noch heute deiner Mutter ſchreiben, und ich hoffe, daß ſie ihre Einwilligung zu einer Heirath, die ich billige, nicht laͤnger verſagen wird. Damit du aber, fuhr ſie im huldreichſten Tone fort, deinen Ge- liebten nach Gefallen unterſtuͤtzen, und ſeiner mir ſtets ergebnen Familie durch dein anſehnliches Vermoͤgen neuen Glanz verſchaffen kannſt, ſo will ich ſogleich Befehl ertheilen, daß man dich großjaͤhrig ſpreche. Nun, ſagte ſie endlich, biſt du mit meinem Schutze zufrieden? Ich dankte mit innigem Gefuͤhle und mit einer Waͤrme, die mich mit Muth belebte, meiner Empfindung Wor- te zu geben. Sie hoͤrte mein Stammlen mit Wohlgefallen, und kuͤßte mich wieder, als ich ſie Mutter nannte. Wenn willſt du ihn denn hei- rathen? ſagte ſie freundlich, weil du mich zu dei- ner Mutter erwaͤhlt haſt, ſo muß ich dir ſchon beiſtehen. Dein Geliebter ſoll ſogleich auf einige Monate Urlaub erhalten, und dann wirſt du wohl nicht ſaͤumen, ihn ganz gluͤcklich zu machen? Ich wollte eben die Frage beantworten, als ein Kammerherr eintrat, und meine Mutter bei der Monarchin anmeldete. Eben recht, ſprach ſie ganz gelaſſen, ſo erſpare ich mir einen Brief
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ſei? Da ſtuͤrzte ich weinend zu ihren Fuͤßen hin,
und flehte um ihren Schutz, um ihr Mitleid.
Sie hob mich mit ſichtbarer Ruͤhrung auf, und
kuͤßte meine Stirne. Du ſollſt ihn haben, ſprach
ſie im Tone eines Engels, ich will ſolche wahre
Liebe nicht hindern, ich werde noch heute deiner
Mutter ſchreiben, und ich hoffe, daß ſie ihre
Einwilligung zu einer Heirath, die ich billige,
nicht laͤnger verſagen wird. Damit du aber,
fuhr ſie im huldreichſten Tone fort, deinen Ge-
liebten nach Gefallen unterſtuͤtzen, und ſeiner
mir ſtets ergebnen Familie durch dein anſehnliches
Vermoͤgen neuen Glanz verſchaffen kannſt, ſo
will ich ſogleich Befehl ertheilen, daß man dich
großjaͤhrig ſpreche. Nun, ſagte ſie endlich, biſt
du mit meinem Schutze zufrieden? Ich dankte
mit innigem Gefuͤhle und mit einer Waͤrme, die
mich mit Muth belebte, meiner Empfindung Wor-
te zu geben. Sie hoͤrte mein Stammlen mit
Wohlgefallen, und kuͤßte mich wieder, als ich ſie
Mutter nannte. Wenn willſt du ihn denn hei-
rathen? ſagte ſie freundlich, weil du mich zu dei-
ner Mutter erwaͤhlt haſt, ſo muß ich dir ſchon
beiſtehen. Dein Geliebter ſoll ſogleich auf einige
Monate Urlaub erhalten, und dann wirſt du wohl
nicht ſaͤumen, ihn ganz gluͤcklich zu machen?
Ich wollte eben die Frage beantworten, als ein
Kammerherr eintrat, und meine Mutter bei der
Monarchin anmeldete. Eben recht, ſprach ſie
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/192>, abgerufen am 23.07.2024.
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