Wien zu führen; indeß er die Anstalten dazu traf, kleidete ich mich um, nahm Abschied von meinem Karl, und warf mich in den Wagen hinein, der einsam in einem Schuppen stand. Das weiße Regentuch, mit welchem er gewöhnlich bedeckt wurde, lag darinne; um von niemanden erkannt zu werden, kroch ich darunter, und harrte des Aufbruchs. Karl war, um allen Verdacht zu ver- meiden, schon wieder nach der Stadt zurück ge- kehrt. Wie der Kutscher die Pferde vorführte, erblickte ich durch die Flechten, mit welchen der Wagen eingefaßt war, meinen Onkel, der sich schleichend dem Kutscher näherte. Wohin so früh? Landsmann? sprach er zu ihm. Nach Fourage, antwortete der Kutscher und spannte an.
Mein Onkel. War dies Sein Herr, wel- cher eben von hier gieng?
Der Kutscher. Ja!
Der Onkel. Und der andere Herr, wel- cher ihn aus der Stadt begleitete -- -- Wer war denn dieser?
Kutscher. Was weiß ich! Im Stalle oder in der Stube. Er gab nun den Pferden einen Hieb, und mein Onkel eilte nach dem Stalle.
Wien zu fuͤhren; indeß er die Anſtalten dazu traf, kleidete ich mich um, nahm Abſchied von meinem Karl, und warf mich in den Wagen hinein, der einſam in einem Schuppen ſtand. Das weiße Regentuch, mit welchem er gewoͤhnlich bedeckt wurde, lag darinne; um von niemanden erkannt zu werden, kroch ich darunter, und harrte des Aufbruchs. Karl war, um allen Verdacht zu ver- meiden, ſchon wieder nach der Stadt zuruͤck ge- kehrt. Wie der Kutſcher die Pferde vorfuͤhrte, erblickte ich durch die Flechten, mit welchen der Wagen eingefaßt war, meinen Onkel, der ſich ſchleichend dem Kutſcher naͤherte. Wohin ſo fruͤh? Landsmann? ſprach er zu ihm. Nach Fourage, antwortete der Kutſcher und ſpannte an.
Mein Onkel. War dies Sein Herr, wel- cher eben von hier gieng?
Der Kutſcher. Ja!
Der Onkel. Und der andere Herr, wel- cher ihn aus der Stadt begleitete — — Wer war denn dieſer?
Kutſcher. Was weiß ich! Im Stalle oder in der Stube. Er gab nun den Pferden einen Hieb, und mein Onkel eilte nach dem Stalle.
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Wien zu fuͤhren; indeß er die Anſtalten dazu traf,
kleidete ich mich um, nahm Abſchied von meinem
Karl, und warf mich in den Wagen hinein, der
einſam in einem Schuppen ſtand. Das weiße
Regentuch, mit welchem er gewoͤhnlich bedeckt
wurde, lag darinne; um von niemanden erkannt
zu werden, kroch ich darunter, und harrte des
Aufbruchs. Karl war, um allen Verdacht zu ver-
meiden, ſchon wieder nach der Stadt zuruͤck ge-
kehrt. Wie der Kutſcher die Pferde vorfuͤhrte,
erblickte ich durch die Flechten, mit welchen der
Wagen eingefaßt war, meinen Onkel, der ſich
ſchleichend dem Kutſcher naͤherte. Wohin ſo fruͤh?
Landsmann? ſprach er zu ihm. Nach Fourage,
antwortete der Kutſcher und ſpannte an.
Mein Onkel. War dies Sein Herr, wel-
cher eben von hier gieng?
Der Kutſcher. Ja!
Der Onkel. Und der andere Herr, wel-
cher ihn aus der Stadt begleitete — — Wer war
denn dieſer?
Kutſcher. Verdammt neugierig! Unſer
Herr Kadet war's.
Der Onkel. Wo iſt er denn geblieben?
Kutſcher. Was weiß ich! Im Stalle oder
in der Stube. Er gab nun den Pferden einen
Hieb, und mein Onkel eilte nach dem Stalle.
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/187>, abgerufen am 16.02.2025.
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