weich, mein Gewissen quälte mich, wenn ich aber wieder die schönen Sachen anblickte, so wich alles Mitleid, und ich dachte: besser du, als ich! Der Rath forschte nun auf's genauste: ob sie nicht mehr Gehülfen hatten, und ob nicht vielleicht, was allerdings wahrscheinlich wurde -- der Bal- bier mit ihnen einverstanden sei? Aber alle be- theuerten hoch, daß niemand die geringste Wissen- schaft davon gehabt habe, und versicherten über- dies, daß sie gewiß jeden Theilnehmer willig nen- nen würden, da dies ihre Strafe wohl lindern, aber nicht vermehren könne. Wie es übrigens möglich gewesen, daß der Balbier mit einem Eide bestätigen konnte, daß er bei Friedrichen gesehen habe, was er doch nur bei ihnen gesehen hatte, müsse er nun selbst erklären; ihnen sei es stets ein Wunder geblieben, auch hätte der Schlosser ihm am andern Tage sogleich die Kundschaft unter dem Vorwande, daß er sich selbst balbieren werde, aufsagen lassen, damit er nie mehr Gelegenheit habe, sich bei einem Besuche eines bessern zu er- innern. Alle versicherten endlich, daß sie von die- ser Zeit an dem Balbier absichtlich ausgewichen wären, und nie ein Wort mehr mit ihm gespro- chen hätten.
Auf einstimmigen Befehl des Raths ward nun nach dem Balbier gesandt, auch mußte das Ge- richt sich an den Ort verfügen, wo die Verbre- cher die Stücke der eisernen Kasse in den Fluß
weich, mein Gewiſſen quaͤlte mich, wenn ich aber wieder die ſchoͤnen Sachen anblickte, ſo wich alles Mitleid, und ich dachte: beſſer du, als ich! Der Rath forſchte nun auf's genauſte: ob ſie nicht mehr Gehuͤlfen hatten, und ob nicht vielleicht, was allerdings wahrſcheinlich wurde — der Bal- bier mit ihnen einverſtanden ſei? Aber alle be- theuerten hoch, daß niemand die geringſte Wiſſen- ſchaft davon gehabt habe, und verſicherten uͤber- dies, daß ſie gewiß jeden Theilnehmer willig nen- nen wuͤrden, da dies ihre Strafe wohl lindern, aber nicht vermehren koͤnne. Wie es uͤbrigens moͤglich geweſen, daß der Balbier mit einem Eide beſtaͤtigen konnte, daß er bei Friedrichen geſehen habe, was er doch nur bei ihnen geſehen hatte, muͤſſe er nun ſelbſt erklaͤren; ihnen ſei es ſtets ein Wunder geblieben, auch haͤtte der Schloſſer ihm am andern Tage ſogleich die Kundſchaft unter dem Vorwande, daß er ſich ſelbſt balbieren werde, aufſagen laſſen, damit er nie mehr Gelegenheit habe, ſich bei einem Beſuche eines beſſern zu er- innern. Alle verſicherten endlich, daß ſie von die- ſer Zeit an dem Balbier abſichtlich ausgewichen waͤren, und nie ein Wort mehr mit ihm geſpro- chen haͤtten.
Auf einſtimmigen Befehl des Raths ward nun nach dem Balbier geſandt, auch mußte das Ge- richt ſich an den Ort verfuͤgen, wo die Verbre- cher die Stuͤcke der eiſernen Kaſſe in den Fluß
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weich, mein Gewiſſen quaͤlte mich, wenn ich aber
wieder die ſchoͤnen Sachen anblickte, ſo wich alles
Mitleid, und ich dachte: beſſer du, als ich! Der
Rath forſchte nun auf's genauſte: ob ſie nicht
mehr Gehuͤlfen hatten, und ob nicht vielleicht,
was allerdings wahrſcheinlich wurde — der Bal-
bier mit ihnen einverſtanden ſei? Aber alle be-
theuerten hoch, daß niemand die geringſte Wiſſen-
ſchaft davon gehabt habe, und verſicherten uͤber-
dies, daß ſie gewiß jeden Theilnehmer willig nen-
nen wuͤrden, da dies ihre Strafe wohl lindern,
aber nicht vermehren koͤnne. Wie es uͤbrigens
moͤglich geweſen, daß der Balbier mit einem Eide
beſtaͤtigen konnte, daß er bei Friedrichen geſehen
habe, was er doch nur bei ihnen geſehen hatte,
muͤſſe er nun ſelbſt erklaͤren; ihnen ſei es ſtets ein
Wunder geblieben, auch haͤtte der Schloſſer ihm
am andern Tage ſogleich die Kundſchaft unter dem
Vorwande, daß er ſich ſelbſt balbieren werde,
aufſagen laſſen, damit er nie mehr Gelegenheit
habe, ſich bei einem Beſuche eines beſſern zu er-
innern. Alle verſicherten endlich, daß ſie von die-
ſer Zeit an dem Balbier abſichtlich ausgewichen
waͤren, und nie ein Wort mehr mit ihm geſpro-
chen haͤtten.
Auf einſtimmigen Befehl des Raths ward nun
nach dem Balbier geſandt, auch mußte das Ge-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/151>, abgerufen am 23.07.2024.
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