Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.einst fragte: ob niemand in der Schreibstube schla- Kaufmann. Ja, denn sie war so fest ver- Balbier. Hm! dann bin ich der Glückliche, einſt fragte: ob niemand in der Schreibſtube ſchla- Kaufmann. Ja, denn ſie war ſo feſt ver- Balbier. Hm! dann bin ich der Gluͤckliche, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="124"/> einſt fragte: ob niemand in der Schreibſtube ſchla-<lb/> fe? Der Hausknecht ward auf dieſe Anzeige ſo-<lb/> gleich vom Gerichte arretirt, und da man ſein Ge-<lb/> ſtaͤndniß durch fuͤnf und zwanzig Stockſtreiche ver-<lb/> gebens zu erzwingen geſucht hatte, ihn auch<lb/> durch Verdacht nicht uͤberzeugen konnte, ſogleich<lb/> wieder entlaſſen. Eben wie dieſes geſchah, ſprach<lb/> der Kaufmann in Gegenwart ſeines Balbiers von<lb/> dieſem Diebſtahle, und fuͤgte noch hinzu, daß<lb/> dieſer gewiß noch entdeckt werden muͤſſe, weil ſich<lb/> die große eiſerne Kaſſe nicht ſo leicht verbergen<lb/> laſſe. Die Kaſſe, fragte der Balbier voll Ver-<lb/> wunderung, ward mit fortgeſchleppt?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Kaufmann</hi>. Ja, denn ſie war ſo feſt ver-<lb/> ſchloſſen, daß die Diebe ſie ohne großes Geraͤuſch<lb/> nicht oͤfnen konnten.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Balbier</hi>. Hm! dann bin ich der Gluͤckliche,<lb/> welcher Ihnen Nachricht von dem Thaͤter geben<lb/> kann. Ich habe unter meinen vielen Kunden<lb/> auch einen Vergolder, welcher in der — Gaſſe<lb/> wohnt, er naͤhrt ſich mit ſeiner ſtarken Familie<lb/> ſehr kuͤmmerlich. Wie ich geſtern fruͤher als ge-<lb/> woͤhnlich zu ihm gieng, und, ohne anzuklopfen,<lb/> eintrat, ſah ich nah am Bette einen eiſernen Ka-<lb/> ſten ſtehen, welchen ich dort ſonſt nie erblickt hat-<lb/> te. Vater, Mutter und Kinder blickten bei mei-<lb/> nem Eintritte verſtoͤrt umher, und wie ich mein<lb/> Balbierzeug oͤfnete, ſo bedeckte die Frau den ei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0138]
einſt fragte: ob niemand in der Schreibſtube ſchla-
fe? Der Hausknecht ward auf dieſe Anzeige ſo-
gleich vom Gerichte arretirt, und da man ſein Ge-
ſtaͤndniß durch fuͤnf und zwanzig Stockſtreiche ver-
gebens zu erzwingen geſucht hatte, ihn auch
durch Verdacht nicht uͤberzeugen konnte, ſogleich
wieder entlaſſen. Eben wie dieſes geſchah, ſprach
der Kaufmann in Gegenwart ſeines Balbiers von
dieſem Diebſtahle, und fuͤgte noch hinzu, daß
dieſer gewiß noch entdeckt werden muͤſſe, weil ſich
die große eiſerne Kaſſe nicht ſo leicht verbergen
laſſe. Die Kaſſe, fragte der Balbier voll Ver-
wunderung, ward mit fortgeſchleppt?
Kaufmann. Ja, denn ſie war ſo feſt ver-
ſchloſſen, daß die Diebe ſie ohne großes Geraͤuſch
nicht oͤfnen konnten.
Balbier. Hm! dann bin ich der Gluͤckliche,
welcher Ihnen Nachricht von dem Thaͤter geben
kann. Ich habe unter meinen vielen Kunden
auch einen Vergolder, welcher in der — Gaſſe
wohnt, er naͤhrt ſich mit ſeiner ſtarken Familie
ſehr kuͤmmerlich. Wie ich geſtern fruͤher als ge-
woͤhnlich zu ihm gieng, und, ohne anzuklopfen,
eintrat, ſah ich nah am Bette einen eiſernen Ka-
ſten ſtehen, welchen ich dort ſonſt nie erblickt hat-
te. Vater, Mutter und Kinder blickten bei mei-
nem Eintritte verſtoͤrt umher, und wie ich mein
Balbierzeug oͤfnete, ſo bedeckte die Frau den ei-
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