er sandte einige Knechte nach den viele Stunden weit entlegenen Alpen, damit sie das dort in Schuppen aufbewahrte Heu auf Schlitten in's Thal herab führen sollten, sie mußten, um dahin zu gelangen, sich der gewöhnlichen Schneereife bedienen, sonst würden sie unterwegs oft im tie- fen Schnee versunken seyn. Wie sie am Schup- pen ankamen, wunderten sie sich, daß die ge- wöhnliche Leiter, welche sonst allemal angelehnt lag, weggenommen war, sie erblickten sie endlich oben auf dem Boden, und mußten viele Mühe anwenden, um diese zu erklettern. Dieser Um- stand hatte Verdacht unter den Knechten erregt, sie vermutheten, daß vielleicht Wilddiebe im Heue verborgen lägen, und durchsuchten es mit Vor- sicht. Einer derselben rief erschrocken die andern herbei, weil er im Suchen einen Menschen beim Kopf gefaßt hatte, der jetzt laut seufzte; sie räumten vereint das Heu hinweg, und fanden zum größten Erstaunen ihren Herrn, den jungen Jakob. Noch lebte und athmete er, aber er kannte keinen, öffnete mit Mühe die Augen, und schloß sie gleich wieder; er hielt beide Hände auf seine Brust, und wollte diese Stellung durchaus nicht verändern.
Die Knechte verfertigten sogleich eine Trage, legten ihren Herrn darauf, und trugen ihn in den nächsten Berghof, der noch einige Stunden vom Thale entfernt lag, hier flößten sie ihm einige
er ſandte einige Knechte nach den viele Stunden weit entlegenen Alpen, damit ſie das dort in Schuppen aufbewahrte Heu auf Schlitten in's Thal herab fuͤhren ſollten, ſie mußten, um dahin zu gelangen, ſich der gewoͤhnlichen Schneereife bedienen, ſonſt wuͤrden ſie unterwegs oft im tie- fen Schnee verſunken ſeyn. Wie ſie am Schup- pen ankamen, wunderten ſie ſich, daß die ge- woͤhnliche Leiter, welche ſonſt allemal angelehnt lag, weggenommen war, ſie erblickten ſie endlich oben auf dem Boden, und mußten viele Muͤhe anwenden, um dieſe zu erklettern. Dieſer Um- ſtand hatte Verdacht unter den Knechten erregt, ſie vermutheten, daß vielleicht Wilddiebe im Heue verborgen laͤgen, und durchſuchten es mit Vor- ſicht. Einer derſelben rief erſchrocken die andern herbei, weil er im Suchen einen Menſchen beim Kopf gefaßt hatte, der jetzt laut ſeufzte; ſie raͤumten vereint das Heu hinweg, und fanden zum groͤßten Erſtaunen ihren Herrn, den jungen Jakob. Noch lebte und athmete er, aber er kannte keinen, oͤffnete mit Muͤhe die Augen, und ſchloß ſie gleich wieder; er hielt beide Haͤnde auf ſeine Bruſt, und wollte dieſe Stellung durchaus nicht veraͤndern.
Die Knechte verfertigten ſogleich eine Trage, legten ihren Herrn darauf, und trugen ihn in den naͤchſten Berghof, der noch einige Stunden vom Thale entfernt lag, hier floͤßten ſie ihm einige
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[107/0121]
er ſandte einige Knechte nach den viele Stunden
weit entlegenen Alpen, damit ſie das dort in
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Thal herab fuͤhren ſollten, ſie mußten, um dahin
zu gelangen, ſich der gewoͤhnlichen Schneereife
bedienen, ſonſt wuͤrden ſie unterwegs oft im tie-
fen Schnee verſunken ſeyn. Wie ſie am Schup-
pen ankamen, wunderten ſie ſich, daß die ge-
woͤhnliche Leiter, welche ſonſt allemal angelehnt
lag, weggenommen war, ſie erblickten ſie endlich
oben auf dem Boden, und mußten viele Muͤhe
anwenden, um dieſe zu erklettern. Dieſer Um-
ſtand hatte Verdacht unter den Knechten erregt,
ſie vermutheten, daß vielleicht Wilddiebe im Heue
verborgen laͤgen, und durchſuchten es mit Vor-
ſicht. Einer derſelben rief erſchrocken die andern
herbei, weil er im Suchen einen Menſchen beim
Kopf gefaßt hatte, der jetzt laut ſeufzte; ſie
raͤumten vereint das Heu hinweg, und fanden
zum groͤßten Erſtaunen ihren Herrn, den jungen
Jakob. Noch lebte und athmete er, aber er
kannte keinen, oͤffnete mit Muͤhe die Augen, und
ſchloß ſie gleich wieder; er hielt beide Haͤnde auf
ſeine Bruſt, und wollte dieſe Stellung durchaus
nicht veraͤndern.
Die Knechte verfertigten ſogleich eine Trage,
legten ihren Herrn darauf, und trugen ihn in den
naͤchſten Berghof, der noch einige Stunden vom
Thale entfernt lag, hier floͤßten ſie ihm einige
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/121>, abgerufen am 23.07.2024.
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