Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.spielern befand. Alle diese kleinen Ausschweifun- ſpielern befand. Alle dieſe kleinen Ausſchweifun- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="102"/> ſpielern befand. Alle dieſe kleinen Ausſchweifun-<lb/> gen, welche dem Landwirthe ſonſt immer nachthei-<lb/> lig, oft ſchaͤdlich ſind, waren fuͤr ihn gerade das<lb/> Gegentheil, er blieb als Schuͤtze, Taͤnzer und<lb/> Spieler immer noch der ſpekulirende Oekonom,<lb/> er benutzte jeden Zwiſchenraum, kaufte, verkauf-<lb/> te, forſchte und fragte ſtets mit Vortheil, weil<lb/> gute Geſellſchaft und Gelegenheit zur Freude das<lb/> Herz des Verkaͤufers und Befragten geoͤffnet hat-<lb/> te, beide aufrichtiger und williger machte, man-<lb/> chem kleinen Gewinne zu entſagen, auf welchem<lb/> ſie bei anderer Gelegenheit feſt beſtanden waͤren.<lb/> Uebrigens ward er durch Erfahrung uͤberzeugt,<lb/> daß auch in ſeiner Abweſenheit jeder Auftrag da-<lb/> heim puͤnktlich erfuͤllt, ſein Nutzen auf alle moͤg-<lb/> liche Art befoͤrdert wuͤrde, den er hatte treues<lb/> Geſinde, und uͤber dies eine Haushaͤlterin, die<lb/> eben ſo klug wie er, uͤberall umher blickte, und<lb/> auf der Stelle nachholte, was etwan durch Zu-<lb/> fall oder Mangel an Einſicht war vernachlaͤſſigt<lb/> worden. Dieſe Haushaͤlterin war die Tochter ei-<lb/> nes ſehr armen Mannes, noch jung, ſehr ſchoͤn,<lb/> und gegen jedermann aͤußerſt gefaͤllig und freund-<lb/> lich; ein liſtiger junger Bergknappe hatte ihr eini-<lb/> ge Jahre zuvor die Heirath verſprochen, und ſie<lb/> durch die heiligſten Schwuͤre um ihre Unſchuld be-<lb/> trogen. Wie ſie ſich ſchwanger fuͤhlte, verließ er<lb/> ſie ſchaͤndlich, und heirathete eine andere. Der<lb/> ungluͤckliche Beweis ihrer Schande ſtarb bald nach<lb/> der Geburt, und machte die Mutter faͤhig, wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0116]
ſpielern befand. Alle dieſe kleinen Ausſchweifun-
gen, welche dem Landwirthe ſonſt immer nachthei-
lig, oft ſchaͤdlich ſind, waren fuͤr ihn gerade das
Gegentheil, er blieb als Schuͤtze, Taͤnzer und
Spieler immer noch der ſpekulirende Oekonom,
er benutzte jeden Zwiſchenraum, kaufte, verkauf-
te, forſchte und fragte ſtets mit Vortheil, weil
gute Geſellſchaft und Gelegenheit zur Freude das
Herz des Verkaͤufers und Befragten geoͤffnet hat-
te, beide aufrichtiger und williger machte, man-
chem kleinen Gewinne zu entſagen, auf welchem
ſie bei anderer Gelegenheit feſt beſtanden waͤren.
Uebrigens ward er durch Erfahrung uͤberzeugt,
daß auch in ſeiner Abweſenheit jeder Auftrag da-
heim puͤnktlich erfuͤllt, ſein Nutzen auf alle moͤg-
liche Art befoͤrdert wuͤrde, den er hatte treues
Geſinde, und uͤber dies eine Haushaͤlterin, die
eben ſo klug wie er, uͤberall umher blickte, und
auf der Stelle nachholte, was etwan durch Zu-
fall oder Mangel an Einſicht war vernachlaͤſſigt
worden. Dieſe Haushaͤlterin war die Tochter ei-
nes ſehr armen Mannes, noch jung, ſehr ſchoͤn,
und gegen jedermann aͤußerſt gefaͤllig und freund-
lich; ein liſtiger junger Bergknappe hatte ihr eini-
ge Jahre zuvor die Heirath verſprochen, und ſie
durch die heiligſten Schwuͤre um ihre Unſchuld be-
trogen. Wie ſie ſich ſchwanger fuͤhlte, verließ er
ſie ſchaͤndlich, und heirathete eine andere. Der
ungluͤckliche Beweis ihrer Schande ſtarb bald nach
der Geburt, und machte die Mutter faͤhig, wie
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