Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.Haltet ihn, laßt ihn nicht loß! (zum Kinde) Das Kind. (freudig in die Hände klo- Wilhelm. (mit innigstem Gefühle) Das Kind. (die Hände aufhebend) Lottchen. Nein! Nein! du verstehst es Sie hob das Kind schnell hinab, und verschloß Haltet ihn, laßt ihn nicht loß! (zum Kinde) Das Kind. (freudig in die Haͤnde klo- Wilhelm. (mit innigſtem Gefuͤhle) Das Kind. (die Haͤnde aufhebend) Lottchen. Nein! Nein! du verſtehſt es Sie hob das Kind ſchnell hinab, und verſchloß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="93"/> Haltet ihn, laßt ihn nicht loß! <hi rendition="#g">(zum Kinde)</hi><lb/> Siehſt du, dies dort war auf der Welt dein<lb/> Vater.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Kind. (freudig in die Haͤnde klo-<lb/> pfend)</hi> Mein Vater! Mein Vater! Ach, wie<lb/> freue ich mich, daß ich nun auch einen Vater<lb/> habe! <hi rendition="#g">(hinab rufend)</hi> Lieber Vater, komm<lb/> herauf zu uns, damit ich dich herzen kann.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wilhelm. (mit innigſtem Gefuͤhle)</hi><lb/> Engel, theures, liebes Kind, bitte deine Mutter,<lb/> daß ſie es erlaubt, vielleicht ruͤhrt deine bekannte<lb/> Stimme ihr Herz.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Kind. (die Haͤnde aufhebend)</hi><lb/> Bitte! bitte, liebe Mutter, erlauben Sie, daß<lb/> der liebe Vater herauf kommen darf.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Lottchen</hi>. Nein! Nein! du verſtehſt es<lb/> nicht, er will uns aus dem Himmel entfuͤhren!</p><lb/> <p>Sie hob das Kind ſchnell hinab, und verſchloß<lb/> das Fenſter, doch ſahen ſie bald alle auf's neue<lb/> hinter dieſem ſtehen, und mitleidig auf den jam-<lb/> mernden Wilhelm herabblicken. Sein Zuſtand<lb/> war wirklich ſchrecklich und erbarmungswuͤrdig,<lb/> er fand die Geliebte ſeines Herzens wieder, er ſah<lb/> ſie in bluͤhender Schoͤnheit vor ſich ſtehen, er fuͤhl-<lb/> te die heiſſeſte, innigſte Sehnſucht nach ihr, und<lb/> durfte ſich ihr nicht naͤhern, konnte nicht einmal<lb/> das Kind kuͤſſen, welches ſie ihm gebahr. Mit<lb/> vieler Muͤhe, und nur mit der Verſicherung, daß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0107]
Haltet ihn, laßt ihn nicht loß! (zum Kinde)
Siehſt du, dies dort war auf der Welt dein
Vater.
Das Kind. (freudig in die Haͤnde klo-
pfend) Mein Vater! Mein Vater! Ach, wie
freue ich mich, daß ich nun auch einen Vater
habe! (hinab rufend) Lieber Vater, komm
herauf zu uns, damit ich dich herzen kann.
Wilhelm. (mit innigſtem Gefuͤhle)
Engel, theures, liebes Kind, bitte deine Mutter,
daß ſie es erlaubt, vielleicht ruͤhrt deine bekannte
Stimme ihr Herz.
Das Kind. (die Haͤnde aufhebend)
Bitte! bitte, liebe Mutter, erlauben Sie, daß
der liebe Vater herauf kommen darf.
Lottchen. Nein! Nein! du verſtehſt es
nicht, er will uns aus dem Himmel entfuͤhren!
Sie hob das Kind ſchnell hinab, und verſchloß
das Fenſter, doch ſahen ſie bald alle auf's neue
hinter dieſem ſtehen, und mitleidig auf den jam-
mernden Wilhelm herabblicken. Sein Zuſtand
war wirklich ſchrecklich und erbarmungswuͤrdig,
er fand die Geliebte ſeines Herzens wieder, er ſah
ſie in bluͤhender Schoͤnheit vor ſich ſtehen, er fuͤhl-
te die heiſſeſte, innigſte Sehnſucht nach ihr, und
durfte ſich ihr nicht naͤhern, konnte nicht einmal
das Kind kuͤſſen, welches ſie ihm gebahr. Mit
vieler Muͤhe, und nur mit der Verſicherung, daß
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