bin gerade jetzt in einer sehr gedrückten Stimmung, die mich wol noch mehr wie gewöhnlich unfähig macht, die Dinge und die Menschen in dem rechten Lichte zu sehen. Verzeihen Sie mir daher, wenn ich Sie vorhin durch bittere, unüberlegte Worte gekränkt habe, zu denen ich kein Recht hatte und die ich nicht hätte brauchen dürfen, selbst wenn ich im Recht gewesen wäre. Ich bitte, ich beschwöre Sie: vergessen Sie, was zwischen uns vorgefallen ist! und lassen Sie sich vor Allem durch diese Kränkung nicht zu Entschlüssen verleiten, die Sie später und zu spät bereuen würden. Sie haben gesehen, was es heißt, seine Liebe einem Unwürdigen schenken. Sollte Ihnen diese Erfahrung künftig in der Wahl, die Sie über kurz oder lang treffen werden, zu Statten kommen, so will ich gern für den Augenblick von Ihnen verkannt sein, gern Ihren Haß, selbst Ihre Verachtung auf mich geladen haben."
Emilie hatte, während Oswald sprach, allmählig zu weinen aufgehört. Jetzt stand sie auf und sagte in beinahe ruhigem Ton:
"Es ist genug! Ich danke Ihnen, Sie haben mir die Augen geöffnet. Sie sollen nie wieder von mir belästigt werden. Sagen Sie mir nur noch dies Eine: werde ich einer Anderen geopfert? lieben Sie eine Andere?"
bin gerade jetzt in einer ſehr gedrückten Stimmung, die mich wol noch mehr wie gewöhnlich unfähig macht, die Dinge und die Menſchen in dem rechten Lichte zu ſehen. Verzeihen Sie mir daher, wenn ich Sie vorhin durch bittere, unüberlegte Worte gekränkt habe, zu denen ich kein Recht hatte und die ich nicht hätte brauchen dürfen, ſelbſt wenn ich im Recht geweſen wäre. Ich bitte, ich beſchwöre Sie: vergeſſen Sie, was zwiſchen uns vorgefallen iſt! und laſſen Sie ſich vor Allem durch dieſe Kränkung nicht zu Entſchlüſſen verleiten, die Sie ſpäter und zu ſpät bereuen würden. Sie haben geſehen, was es heißt, ſeine Liebe einem Unwürdigen ſchenken. Sollte Ihnen dieſe Erfahrung künftig in der Wahl, die Sie über kurz oder lang treffen werden, zu Statten kommen, ſo will ich gern für den Augenblick von Ihnen verkannt ſein, gern Ihren Haß, ſelbſt Ihre Verachtung auf mich geladen haben.“
Emilie hatte, während Oswald ſprach, allmählig zu weinen aufgehört. Jetzt ſtand ſie auf und ſagte in beinahe ruhigem Ton:
„Es iſt genug! Ich danke Ihnen, Sie haben mir die Augen geöffnet. Sie ſollen nie wieder von mir beläſtigt werden. Sagen Sie mir nur noch dies Eine: werde ich einer Anderen geopfert? lieben Sie eine Andere?“
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bin gerade jetzt in einer ſehr gedrückten Stimmung,
die mich wol noch mehr wie gewöhnlich unfähig macht,
die Dinge und die Menſchen in dem rechten Lichte
zu ſehen. Verzeihen Sie mir daher, wenn ich Sie
vorhin durch bittere, unüberlegte Worte gekränkt habe,
zu denen ich kein Recht hatte und die ich nicht hätte
brauchen dürfen, ſelbſt wenn ich im Recht geweſen
wäre. Ich bitte, ich beſchwöre Sie: vergeſſen Sie,
was zwiſchen uns vorgefallen iſt! und laſſen Sie ſich
vor Allem durch dieſe Kränkung nicht zu Entſchlüſſen
verleiten, die Sie ſpäter und zu ſpät bereuen würden.
Sie haben geſehen, was es heißt, ſeine Liebe einem
Unwürdigen ſchenken. Sollte Ihnen dieſe Erfahrung
künftig in der Wahl, die Sie über kurz oder lang
treffen werden, zu Statten kommen, ſo will ich gern
für den Augenblick von Ihnen verkannt ſein, gern
Ihren Haß, ſelbſt Ihre Verachtung auf mich geladen
haben.“
Emilie hatte, während Oswald ſprach, allmählig
zu weinen aufgehört. Jetzt ſtand ſie auf und ſagte
in beinahe ruhigem Ton:
„Es iſt genug! Ich danke Ihnen, Sie haben mir die
Augen geöffnet. Sie ſollen nie wieder von mir beläſtigt
werden. Sagen Sie mir nur noch dies Eine: werde
ich einer Anderen geopfert? lieben Sie eine Andere?“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/80>, abgerufen am 23.12.2024.
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