Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.stellen lassen, die der helle Mondschein allerdings ziem¬ "Wäre es nicht besser, Du machtest Deinem elen¬ F. Spielhagen, Problematische Naturen. IV. 5
ſtellen laſſen, die der helle Mondſchein allerdings ziem¬ „Wäre es nicht beſſer, Du machteſt Deinem elen¬ F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. IV. 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0075" n="65"/> ſtellen laſſen, die der helle Mondſchein allerdings ziem¬<lb/> lich überflüſſig machte. Von Zeit zu Zeit traten ein¬<lb/> zelne Paare auf den Platz hinaus und promenirten<lb/> in der balſamiſchen Nachtluft. Es war eine feſtliche,<lb/> heiter ſchöne Scene, die Oswald's verdüſtertes Ge¬<lb/> müth beleidigte, wie wenn ein Freund zu unſeren<lb/> Qualen lächelt. Er erſtieg den Wall, ſetzte ſich auf<lb/> eine Bank und ſtarrte, den Kopf in die Hand ge¬<lb/> drückt, in das Waſſer des Grabens, auf dem die<lb/> Mondesſtrahlen unheimlich glitzerten.</p><lb/> <p>„Wäre es nicht beſſer, Du machteſt Deinem elen¬<lb/> den Daſein ein ſchnelles Ende,“ murmelte er, „als<lb/> daß Du Dir zur Qual und Keinem zur Freude die<lb/> Bürde des Lebens weiter ſchleppſt? Willſt Du denn<lb/> fortvegetiren, bis Dir jede Illuſion zerſtört iſt, bis<lb/> Du Alles und Jedes, was Du werth und heilig hieltſt,<lb/> über Bord geworfen haſt, über Bord haſt werfen<lb/> müſſen? willſt Du denn warten, bis Dir die Geduld<lb/> vollends ausgeht, wie dem edlen, großherzigen Berger?<lb/> So alſo ſieht das Bild der Frau aus, vor der Du<lb/> wie vor einer Heiligen gekniet haſt? das iſt der Mann,<lb/> deſſen Hand in der Deinen zu halten, Dir eine Ehre<lb/> ſchien? Du warſt ihr nichts als ein Spielball ihrer<lb/> hochadligen Laune, und er hat ſeinen allerliebſten<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. <hi rendition="#aq">IV</hi>. 5<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0075]
ſtellen laſſen, die der helle Mondſchein allerdings ziem¬
lich überflüſſig machte. Von Zeit zu Zeit traten ein¬
zelne Paare auf den Platz hinaus und promenirten
in der balſamiſchen Nachtluft. Es war eine feſtliche,
heiter ſchöne Scene, die Oswald's verdüſtertes Ge¬
müth beleidigte, wie wenn ein Freund zu unſeren
Qualen lächelt. Er erſtieg den Wall, ſetzte ſich auf
eine Bank und ſtarrte, den Kopf in die Hand ge¬
drückt, in das Waſſer des Grabens, auf dem die
Mondesſtrahlen unheimlich glitzerten.
„Wäre es nicht beſſer, Du machteſt Deinem elen¬
den Daſein ein ſchnelles Ende,“ murmelte er, „als
daß Du Dir zur Qual und Keinem zur Freude die
Bürde des Lebens weiter ſchleppſt? Willſt Du denn
fortvegetiren, bis Dir jede Illuſion zerſtört iſt, bis
Du Alles und Jedes, was Du werth und heilig hieltſt,
über Bord geworfen haſt, über Bord haſt werfen
müſſen? willſt Du denn warten, bis Dir die Geduld
vollends ausgeht, wie dem edlen, großherzigen Berger?
So alſo ſieht das Bild der Frau aus, vor der Du
wie vor einer Heiligen gekniet haſt? das iſt der Mann,
deſſen Hand in der Deinen zu halten, Dir eine Ehre
ſchien? Du warſt ihr nichts als ein Spielball ihrer
hochadligen Laune, und er hat ſeinen allerliebſten
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