Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.Bild der Klarheit und Geisteshoheit! Wie ist das "Nein, und bitte, sagen Sie auch nichts; ich könnte "Sie hatten den Professor wol recht lieb?" "Er war mein bester, vielleicht mein einziger "Wie beklage ich Sie," sagte Helene, und auf "Ich bin das von jeher gewöhnt gewesen." "Haben Sie denn keine Eltern, keine Geschwister, "Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war; Helene schwieg und zeichnete mit der Spitze ihres Plötzlich hob sie den Kopf und sagte in einem Bild der Klarheit und Geiſteshoheit! Wie iſt das „Nein, und bitte, ſagen Sie auch nichts; ich könnte „Sie hatten den Profeſſor wol recht lieb?“ „Er war mein beſter, vielleicht mein einziger „Wie beklage ich Sie,“ ſagte Helene, und auf „Ich bin das von jeher gewöhnt geweſen.“ „Haben Sie denn keine Eltern, keine Geſchwiſter, „Meine Mutter ſtarb, als ich noch ein Kind war; Helene ſchwieg und zeichnete mit der Spitze ihres Plötzlich hob ſie den Kopf und ſagte in einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="27"/> Bild der Klarheit und Geiſteshoheit! Wie iſt das<lb/> möglich? Wiſſen es die Eltern ſchon?“</p><lb/> <p>„Nein, und bitte, ſagen Sie auch nichts; ich könnte<lb/> es jetzt nicht ertragen, daß darüber geſprochen würde.“</p><lb/> <p>„Sie hatten den Profeſſor wol recht lieb?“</p><lb/> <p>„Er war mein beſter, vielleicht mein einziger<lb/> Freund.“</p><lb/> <p>„Wie beklage ich Sie,“ ſagte Helene, und auf<lb/> ihrem ſchönen Antlitz war die Theilnahme, die ſie<lb/> empfand, deutlich zu leſen; „ein ſolcher Verluſt muß<lb/> fürchterlich ſein. Und Sie ſtehen hier ganz allein<lb/> mit ihrem Kummer, und Keiner nimmt Theil an<lb/> Ihrem Schmerz.“</p><lb/> <p>„Ich bin das von jeher gewöhnt geweſen.“</p><lb/> <p>„Haben Sie denn keine Eltern, keine Geſchwiſter,<lb/> Verwandte?“</p><lb/> <p>„Meine Mutter ſtarb, als ich noch ein Kind war;<lb/> mein Vater vor mehren Jahren; Geſchwiſter habe ich<lb/> nie gehabt; Verwandte, wenn ich welche habe, nie<lb/> gekannt.“</p><lb/> <p>Helene ſchwieg und zeichnete mit der Spitze ihres<lb/> Sonnenſchirms Linien in den Sand.</p><lb/> <p>Plötzlich hob ſie den Kopf und ſagte in einem<lb/> Ton, der halb wie eine Klage und halb wie eine<lb/> Herausforderung klang:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0037]
Bild der Klarheit und Geiſteshoheit! Wie iſt das
möglich? Wiſſen es die Eltern ſchon?“
„Nein, und bitte, ſagen Sie auch nichts; ich könnte
es jetzt nicht ertragen, daß darüber geſprochen würde.“
„Sie hatten den Profeſſor wol recht lieb?“
„Er war mein beſter, vielleicht mein einziger
Freund.“
„Wie beklage ich Sie,“ ſagte Helene, und auf
ihrem ſchönen Antlitz war die Theilnahme, die ſie
empfand, deutlich zu leſen; „ein ſolcher Verluſt muß
fürchterlich ſein. Und Sie ſtehen hier ganz allein
mit ihrem Kummer, und Keiner nimmt Theil an
Ihrem Schmerz.“
„Ich bin das von jeher gewöhnt geweſen.“
„Haben Sie denn keine Eltern, keine Geſchwiſter,
Verwandte?“
„Meine Mutter ſtarb, als ich noch ein Kind war;
mein Vater vor mehren Jahren; Geſchwiſter habe ich
nie gehabt; Verwandte, wenn ich welche habe, nie
gekannt.“
Helene ſchwieg und zeichnete mit der Spitze ihres
Sonnenſchirms Linien in den Sand.
Plötzlich hob ſie den Kopf und ſagte in einem
Ton, der halb wie eine Klage und halb wie eine
Herausforderung klang:
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