Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.kam ihm vor, als ob er sich mit diesem Versprechen "Wie befindest Du Dich, meine Tochter?" "Ich danke, Vater, gut; weshalb?" erwiederte "Ich dächte, Du sähest etwas blaß aus." "Das kommt wohl nur von der ungünstigen Be¬ "Ich fürchtete immer, der plötzliche Wechsel der "Das ist nicht meine Schuld, lieber Vater." "Ich weiß es wol, ich weiß es wol; aber meine "Nun, ich bin ja endlich hier und wir wollen das kam ihm vor, als ob er ſich mit dieſem Verſprechen „Wie befindeſt Du Dich, meine Tochter?“ „Ich danke, Vater, gut; weshalb?“ erwiederte „Ich dächte, Du ſäheſt etwas blaß aus.“ „Das kommt wohl nur von der ungünſtigen Be¬ „Ich fürchtete immer, der plötzliche Wechſel der „Das iſt nicht meine Schuld, lieber Vater.“ „Ich weiß es wol, ich weiß es wol; aber meine „Nun, ich bin ja endlich hier und wir wollen das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="18"/> kam ihm vor, als ob er ſich mit dieſem Verſprechen<lb/> doch übereilt habe, und auf jeden Fall hielt er dafür,<lb/> daß eine geſchickte Sondirung, wie denn Helene ſelbſt<lb/> in dieſem Punkte denke, kein Bruch des Verſprechens<lb/> ſei. So ſagte er denn, nachdem ſie eine Weile ſchwei¬<lb/> gend nebeneinander hergegangen waren, ihren Arm in<lb/> den ſeinen legend:</p><lb/> <p>„Wie befindeſt Du Dich, meine Tochter?“</p><lb/> <p>„Ich danke, Vater, gut; weshalb?“ erwiederte<lb/> Fräulein Helene, etwas überraſcht über dieſe plötz¬<lb/> liche Frage.</p><lb/> <p>„Ich dächte, Du ſäheſt etwas blaß aus.“</p><lb/> <p>„Das kommt wohl nur von der ungünſtigen Be¬<lb/> leuchtung hier unter den grünen Bäumen,“ antwor¬<lb/> tete das junge Mädchen heiter; „ich befinde mich<lb/> aber wirklich ganz wohl.“</p><lb/> <p>„Ich fürchtete immer, der plötzliche Wechſel der<lb/> Luft, der Lebensweiſe, des Umgangs würde Dir<lb/> ſchädlich ſein. Du biſt zu lange vom Hauſe fortge¬<lb/> weſen.“</p><lb/> <p>„Das iſt nicht meine Schuld, lieber Vater.“</p><lb/> <p>„Ich weiß es wol, ich weiß es wol; aber meine<lb/> Schuld iſt es auch nicht; ich habe ſtets der Abkürzung<lb/> der Penſionszeit das Wort geredet, aber —</p><lb/> <p>„Nun, ich bin ja endlich hier und wir wollen das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0028]
kam ihm vor, als ob er ſich mit dieſem Verſprechen
doch übereilt habe, und auf jeden Fall hielt er dafür,
daß eine geſchickte Sondirung, wie denn Helene ſelbſt
in dieſem Punkte denke, kein Bruch des Verſprechens
ſei. So ſagte er denn, nachdem ſie eine Weile ſchwei¬
gend nebeneinander hergegangen waren, ihren Arm in
den ſeinen legend:
„Wie befindeſt Du Dich, meine Tochter?“
„Ich danke, Vater, gut; weshalb?“ erwiederte
Fräulein Helene, etwas überraſcht über dieſe plötz¬
liche Frage.
„Ich dächte, Du ſäheſt etwas blaß aus.“
„Das kommt wohl nur von der ungünſtigen Be¬
leuchtung hier unter den grünen Bäumen,“ antwor¬
tete das junge Mädchen heiter; „ich befinde mich
aber wirklich ganz wohl.“
„Ich fürchtete immer, der plötzliche Wechſel der
Luft, der Lebensweiſe, des Umgangs würde Dir
ſchädlich ſein. Du biſt zu lange vom Hauſe fortge¬
weſen.“
„Das iſt nicht meine Schuld, lieber Vater.“
„Ich weiß es wol, ich weiß es wol; aber meine
Schuld iſt es auch nicht; ich habe ſtets der Abkürzung
der Penſionszeit das Wort geredet, aber —
„Nun, ich bin ja endlich hier und wir wollen das
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