Oldenburg's Gesicht verdüsterte sich. "Wollen wir eintreten?" sagte er.
In einem der Nebenzimmer zum Ballsaale begeg¬ neten sie dem alten Baron. Oldenburg ging nach einer kurzen Begrüßung in den Saal, Oswald mußte dem alten Herrn einen ausführlichen Bericht über Bruno's Befinden während der letzten Stunden machen.
"Nun, das ist ja schön, recht schön," sagte er, "daß wir noch so mit einem blauen Auge davonkom¬ men; ich fürchtete schon, es würde ein Nervenfieber werden. Gehen Sie doch auch zu meiner Tochter und sagen sie ihr: daß es mit Bruno besser geht; sie hat sich schon ein paar Mal nach ihm erkundigt."
Oswald trat in den Saal. Man fing eben wieder einen Tanz an, den letzten vor der großen Pause, in welcher in den Sälen oben gespeist werden sollte. Er blieb in der Nähe der Thür auf dem Tritt des nie¬ drigen Divans, der sich um den ganzen Saal herum¬ zog, stehen. Die Paare der Tanzenden wechselten; bald kamen diese bald jene in seine Nähe. Einmal stand Emilie von Breesen, die mit ihrem Bräutigam tanzte, dicht vor ihm. Sie that, als ob sie ihn nicht bemerkte; sie lachte und scherzte, vielleicht etwas zu
„Von meiner Czika? nein.“
Oldenburg's Geſicht verdüſterte ſich. „Wollen wir eintreten?“ ſagte er.
In einem der Nebenzimmer zum Ballſaale begeg¬ neten ſie dem alten Baron. Oldenburg ging nach einer kurzen Begrüßung in den Saal, Oswald mußte dem alten Herrn einen ausführlichen Bericht über Bruno's Befinden während der letzten Stunden machen.
„Nun, das iſt ja ſchön, recht ſchön,“ ſagte er, „daß wir noch ſo mit einem blauen Auge davonkom¬ men; ich fürchtete ſchon, es würde ein Nervenfieber werden. Gehen Sie doch auch zu meiner Tochter und ſagen ſie ihr: daß es mit Bruno beſſer geht; ſie hat ſich ſchon ein paar Mal nach ihm erkundigt.“
Oswald trat in den Saal. Man fing eben wieder einen Tanz an, den letzten vor der großen Pauſe, in welcher in den Sälen oben geſpeiſt werden ſollte. Er blieb in der Nähe der Thür auf dem Tritt des nie¬ drigen Divans, der ſich um den ganzen Saal herum¬ zog, ſtehen. Die Paare der Tanzenden wechſelten; bald kamen dieſe bald jene in ſeine Nähe. Einmal ſtand Emilie von Breeſen, die mit ihrem Bräutigam tanzte, dicht vor ihm. Sie that, als ob ſie ihn nicht bemerkte; ſie lachte und ſcherzte, vielleicht etwas zu
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„Von meiner Czika? nein.“
Oldenburg's Geſicht verdüſterte ſich. „Wollen wir
eintreten?“ ſagte er.
In einem der Nebenzimmer zum Ballſaale begeg¬
neten ſie dem alten Baron. Oldenburg ging nach
einer kurzen Begrüßung in den Saal, Oswald
mußte dem alten Herrn einen ausführlichen Bericht
über Bruno's Befinden während der letzten Stunden
machen.
„Nun, das iſt ja ſchön, recht ſchön,“ ſagte er,
„daß wir noch ſo mit einem blauen Auge davonkom¬
men; ich fürchtete ſchon, es würde ein Nervenfieber
werden. Gehen Sie doch auch zu meiner Tochter und
ſagen ſie ihr: daß es mit Bruno beſſer geht; ſie hat
ſich ſchon ein paar Mal nach ihm erkundigt.“
Oswald trat in den Saal. Man fing eben wieder
einen Tanz an, den letzten vor der großen Pauſe, in
welcher in den Sälen oben geſpeiſt werden ſollte. Er
blieb in der Nähe der Thür auf dem Tritt des nie¬
drigen Divans, der ſich um den ganzen Saal herum¬
zog, ſtehen. Die Paare der Tanzenden wechſelten;
bald kamen dieſe bald jene in ſeine Nähe. Einmal
ſtand Emilie von Breeſen, die mit ihrem Bräutigam
tanzte, dicht vor ihm. Sie that, als ob ſie ihn nicht
bemerkte; ſie lachte und ſcherzte, vielleicht etwas zu
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/271>, abgerufen am 23.07.2024.
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