Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.So vergingen, eine nach der andern, die langen, Der alte Baron schickte einige Mal herauf und "Es thut mir sehr leid," sagte er zu Oswald, als Oswald suchte, so gut er es vermochte, den guten So vergingen, eine nach der andern, die langen, Der alte Baron ſchickte einige Mal herauf und „Es thut mir ſehr leid,“ ſagte er zu Oswald, als Oswald ſuchte, ſo gut er es vermochte, den guten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0261" n="251"/> <p>So vergingen, eine nach der andern, die langen,<lb/> langen Stunden, die nur der Kranke kennt, der ſich<lb/> ruhelos auf ſeinem Lager wälzt, und der, welcher,<lb/> die Seele voll unausſprechlicher und ach! ſo hülfloſer<lb/> Angſt, an dieſem Lager ſitzt und auf den Arzt harrt,<lb/> der nicht kommen, und auf das kleinſte Symptom der<lb/> Beſſerung, das ſich nicht zeigen will.</p><lb/> <p>Der alte Baron ſchickte einige Mal herauf und<lb/> ließ ſich nach Bruno's Befinden erkundigen; kam auch<lb/> am Nachmittage einmal ſelbſt; dankte Oswald mit<lb/> großer Herzlichkeit für ſeine treue Sorge, klopfte Bruno<lb/> auf die heißen Wangen und ſagte: wenn er recht bald<lb/> geſund würde, ſollte er auch das Reitpferd haben,<lb/> das er ſich ſchon ſo lange gewünſcht hätte.</p><lb/> <p>„Es thut mir ſehr leid,“ ſagte er zu Oswald, als<lb/> dieſer ihn zur Thür hinaus begleitet hatte, „daß ge¬<lb/> rade heute die Geſellſchaft ſein muß. Es wäre mir<lb/> ſchrecklich, denken zu müſſen, daß hier im Schloſſe ein<lb/> Feſt gegeben wird, während Einer der Meinigen ge¬<lb/> fährlich krank liegt.“</p><lb/> <p>Oswald ſuchte, ſo gut er es vermochte, den guten<lb/> alten Herrn zu beruhigen, obgleich ſein eigenes Herz<lb/> voll ſchwerer Sorge war. Auch wagte er nicht, dem<lb/> Baron gerade jetzt einen Entſchluß mitzutheilen, der in<lb/> dieſen letzten Stunden bei ihm zur Reife gekommen war.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [251/0261]
So vergingen, eine nach der andern, die langen,
langen Stunden, die nur der Kranke kennt, der ſich
ruhelos auf ſeinem Lager wälzt, und der, welcher,
die Seele voll unausſprechlicher und ach! ſo hülfloſer
Angſt, an dieſem Lager ſitzt und auf den Arzt harrt,
der nicht kommen, und auf das kleinſte Symptom der
Beſſerung, das ſich nicht zeigen will.
Der alte Baron ſchickte einige Mal herauf und
ließ ſich nach Bruno's Befinden erkundigen; kam auch
am Nachmittage einmal ſelbſt; dankte Oswald mit
großer Herzlichkeit für ſeine treue Sorge, klopfte Bruno
auf die heißen Wangen und ſagte: wenn er recht bald
geſund würde, ſollte er auch das Reitpferd haben,
das er ſich ſchon ſo lange gewünſcht hätte.
„Es thut mir ſehr leid,“ ſagte er zu Oswald, als
dieſer ihn zur Thür hinaus begleitet hatte, „daß ge¬
rade heute die Geſellſchaft ſein muß. Es wäre mir
ſchrecklich, denken zu müſſen, daß hier im Schloſſe ein
Feſt gegeben wird, während Einer der Meinigen ge¬
fährlich krank liegt.“
Oswald ſuchte, ſo gut er es vermochte, den guten
alten Herrn zu beruhigen, obgleich ſein eigenes Herz
voll ſchwerer Sorge war. Auch wagte er nicht, dem
Baron gerade jetzt einen Entſchluß mitzutheilen, der in
dieſen letzten Stunden bei ihm zur Reife gekommen war.
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