von diesen seinen Eltern lossagt; das ist außerordent¬ lich, wenn ein Kind die Stirn hat, dies zu denken, eine Hand, es niederzuschreiben, den Muth, dieses schriftliche Bekenntniß ihrer Armuth Andern unter die Augen zu bringen. Was hast Du darauf zu erwie¬ dern?"
"Nichts."
"Und wenn nun dieses Kind die Gefühle der Liebe, die sie ihren Eltern, der Zuneigung, die sie ihren übrigen Verwandten zum mindesten schuldet, nur ver¬ leugnet, um Fremde damit zu beglücken, eine soge¬ nannte Freundin zum Beispiel, die weiter kein Ver¬ dienst hat, als mit ihr in einer Pension gewesen zu sein; einen Knaben, der aus Gnade und Barmherzig¬ keit in dem Hause ihrer Eltern aufgenommen wurde; einen bezahlten Diener ihrer Eltern -- ja wol, mein Fräulein! einen bezahlten Diener, mit dem die Eltern nebenbei im höchsten Grade unzufrieden sind -- was hast Du darauf zu erwiedern?"
"Nichts."
"Und wenn nun Deine Eltern Dir doch verzeihen; wenn Deine Verwandten, obgleich Du es nicht ver¬ dienst, Dir ihre Liebe dennoch nicht entziehen wollen; wenn Du siehst, daß Eltern and Verwandte sich die Hand reichen, mit vereinten Kräften Dich, die schon
von dieſen ſeinen Eltern losſagt; das iſt außerordent¬ lich, wenn ein Kind die Stirn hat, dies zu denken, eine Hand, es niederzuſchreiben, den Muth, dieſes ſchriftliche Bekenntniß ihrer Armuth Andern unter die Augen zu bringen. Was haſt Du darauf zu erwie¬ dern?“
„Nichts.“
„Und wenn nun dieſes Kind die Gefühle der Liebe, die ſie ihren Eltern, der Zuneigung, die ſie ihren übrigen Verwandten zum mindeſten ſchuldet, nur ver¬ leugnet, um Fremde damit zu beglücken, eine ſoge¬ nannte Freundin zum Beiſpiel, die weiter kein Ver¬ dienſt hat, als mit ihr in einer Penſion geweſen zu ſein; einen Knaben, der aus Gnade und Barmherzig¬ keit in dem Hauſe ihrer Eltern aufgenommen wurde; einen bezahlten Diener ihrer Eltern — ja wol, mein Fräulein! einen bezahlten Diener, mit dem die Eltern nebenbei im höchſten Grade unzufrieden ſind — was haſt Du darauf zu erwiedern?“
„Nichts.“
„Und wenn nun Deine Eltern Dir doch verzeihen; wenn Deine Verwandten, obgleich Du es nicht ver¬ dienſt, Dir ihre Liebe dennoch nicht entziehen wollen; wenn Du ſiehſt, daß Eltern and Verwandte ſich die Hand reichen, mit vereinten Kräften Dich, die ſchon
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[212/0222]
von dieſen ſeinen Eltern losſagt; das iſt außerordent¬
lich, wenn ein Kind die Stirn hat, dies zu denken,
eine Hand, es niederzuſchreiben, den Muth, dieſes
ſchriftliche Bekenntniß ihrer Armuth Andern unter die
Augen zu bringen. Was haſt Du darauf zu erwie¬
dern?“
„Nichts.“
„Und wenn nun dieſes Kind die Gefühle der Liebe,
die ſie ihren Eltern, der Zuneigung, die ſie ihren
übrigen Verwandten zum mindeſten ſchuldet, nur ver¬
leugnet, um Fremde damit zu beglücken, eine ſoge¬
nannte Freundin zum Beiſpiel, die weiter kein Ver¬
dienſt hat, als mit ihr in einer Penſion geweſen zu
ſein; einen Knaben, der aus Gnade und Barmherzig¬
keit in dem Hauſe ihrer Eltern aufgenommen wurde;
einen bezahlten Diener ihrer Eltern — ja wol, mein
Fräulein! einen bezahlten Diener, mit dem die Eltern
nebenbei im höchſten Grade unzufrieden ſind — was
haſt Du darauf zu erwiedern?“
„Nichts.“
„Und wenn nun Deine Eltern Dir doch verzeihen;
wenn Deine Verwandten, obgleich Du es nicht ver¬
dienſt, Dir ihre Liebe dennoch nicht entziehen wollen;
wenn Du ſiehſt, daß Eltern and Verwandte ſich die
Hand reichen, mit vereinten Kräften Dich, die ſchon
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/222>, abgerufen am 22.12.2024.
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