Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861."Standen Sachen darin, von denen Du nicht gerne "Allerdings." "Auch nicht Deinen Eltern?" Helene schwieg. "Ja." "Zum Beispiel, daß Deine Eltern für Dich todt "Du hast den Brief gelesen?" "Wie Du siehst." "So habe ich nichts weiter zu sagen und zu Helene verbeugte sich und wandte sich, zu gehen. "Bleib," sagte die Baronin; "wenn Du nichts 14*
„Standen Sachen darin, von denen Du nicht gerne „Allerdings.“ „Auch nicht Deinen Eltern?“ Helene ſchwieg. „Ja.“ „Zum Beiſpiel, daß Deine Eltern für Dich todt „Du haſt den Brief geleſen?“ „Wie Du ſiehſt.“ „So habe ich nichts weiter zu ſagen und zu Helene verbeugte ſich und wandte ſich, zu gehen. „Bleib,“ ſagte die Baronin; „wenn Du nichts 14*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0221" n="211"/> <p>„Standen Sachen darin, von denen Du nicht gerne<lb/> möchteſt, daß ſie Anderen zu Geſicht kämen?“</p><lb/> <p>„Allerdings.“</p><lb/> <p>„Auch nicht Deinen Eltern?“</p><lb/> <p>Helene ſchwieg.<lb/> „Auch nicht Deinen Eltern?“</p><lb/> <p>„Ja.“</p><lb/> <p>„Zum Beiſpiel, daß Deine Eltern für Dich todt<lb/> ſind, ebenſo wie Deine übrigen Verwandten?“</p><lb/> <p>„Du haſt den Brief geleſen?“</p><lb/> <p>„Wie Du ſiehſt.“</p><lb/> <p>„So habe ich nichts weiter zu ſagen und zu<lb/> fragen.“</p><lb/> <p>Helene verbeugte ſich und wandte ſich, zu gehen.</p><lb/> <p>„Bleib,“ ſagte die Baronin; „wenn Du nichts<lb/> weiter zu ſagen haſt, ſo habe ich noch mehre Fragen<lb/> an Dich zu richten, die Du mir gütigſt beantworten<lb/> wirſt. Was den Brief betrifft, ſo beruhige Dich.<lb/> Wenn Eltern ihren Kindern die Erlaubniß geben, frei<lb/> zu correſpondiren, thun ſie's in der Erwartung, daß<lb/> die Kinder dieſer Erlaubniß würdig ſind. Sehen<lb/> ſie ſich in dieſer Erwartung betrogen, nehmen ſie ihre<lb/> Erlaubniß zurück. Darin liegt nichts Außerordentli¬<lb/> liches. Das aber iſt außerordentlich, wenn ein Kind,<lb/> das von ſeinen Eltern nur Liebe erfahren hat, ſich<lb/> <fw place="bottom" type="sig">14*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [211/0221]
„Standen Sachen darin, von denen Du nicht gerne
möchteſt, daß ſie Anderen zu Geſicht kämen?“
„Allerdings.“
„Auch nicht Deinen Eltern?“
Helene ſchwieg.
„Auch nicht Deinen Eltern?“
„Ja.“
„Zum Beiſpiel, daß Deine Eltern für Dich todt
ſind, ebenſo wie Deine übrigen Verwandten?“
„Du haſt den Brief geleſen?“
„Wie Du ſiehſt.“
„So habe ich nichts weiter zu ſagen und zu
fragen.“
Helene verbeugte ſich und wandte ſich, zu gehen.
„Bleib,“ ſagte die Baronin; „wenn Du nichts
weiter zu ſagen haſt, ſo habe ich noch mehre Fragen
an Dich zu richten, die Du mir gütigſt beantworten
wirſt. Was den Brief betrifft, ſo beruhige Dich.
Wenn Eltern ihren Kindern die Erlaubniß geben, frei
zu correſpondiren, thun ſie's in der Erwartung, daß
die Kinder dieſer Erlaubniß würdig ſind. Sehen
ſie ſich in dieſer Erwartung betrogen, nehmen ſie ihre
Erlaubniß zurück. Darin liegt nichts Außerordentli¬
liches. Das aber iſt außerordentlich, wenn ein Kind,
das von ſeinen Eltern nur Liebe erfahren hat, ſich
14*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |