Es war eine lange, bange Nacht für den unglück¬ lichen Knaben, diese kurze Sommernacht. Gegen Mor¬ gen ließ ihn die Müdigkeit in einen Zustand verfallen, der sich vom Wachen nur dadurch unterschied, daß noch fürchterlichere Bilder durch das Gehirn jagten. Er fuhr, vom Schmerz geweckt wieder auf; er ver¬ suchte sich zu erheben, um Oswald zu wecken, der in dem Zimmer nebenan schlief (Malte schlief schon seit Wochen unten), aber er vermochte es nicht. Endlich -- es dauerte lange, bis sein Stolz sich dazu ent¬ schließen konnte -- rief er Oswald's Namen. Ein paar Augenblicke später war Oswald an seinem Bette.
Er erschrak, als er den Knaben erblickte, in dessen Gesicht diese eine Nacht furchtbare Verwüstungen an¬ gerichtet hatte. Das schwarze Haar hing in verwor¬ renen Locken über das bleiche Gesicht, die dunklen Augen waren tief in den Kopf gesunken und glühten im Fieber.
"Gieb mir Wasser!" rief Bruno, sobald Oswald in seine Kammer trat.
"Um Gotteswillen, was ist dies, Bruno?" sagte
Oswald, während der Knabe gierig von dem Wasser, das er ihm reichte, trank. "Warum hast Du mich nicht früher gerufen; so schlimm ist der Anfall ja noch nie gewesen."
Es war eine lange, bange Nacht für den unglück¬ lichen Knaben, dieſe kurze Sommernacht. Gegen Mor¬ gen ließ ihn die Müdigkeit in einen Zuſtand verfallen, der ſich vom Wachen nur dadurch unterſchied, daß noch fürchterlichere Bilder durch das Gehirn jagten. Er fuhr, vom Schmerz geweckt wieder auf; er ver¬ ſuchte ſich zu erheben, um Oswald zu wecken, der in dem Zimmer nebenan ſchlief (Malte ſchlief ſchon ſeit Wochen unten), aber er vermochte es nicht. Endlich — es dauerte lange, bis ſein Stolz ſich dazu ent¬ ſchließen konnte — rief er Oswald's Namen. Ein paar Augenblicke ſpäter war Oswald an ſeinem Bette.
Er erſchrak, als er den Knaben erblickte, in deſſen Geſicht dieſe eine Nacht furchtbare Verwüſtungen an¬ gerichtet hatte. Das ſchwarze Haar hing in verwor¬ renen Locken über das bleiche Geſicht, die dunklen Augen waren tief in den Kopf geſunken und glühten im Fieber.
„Gieb mir Waſſer!“ rief Bruno, ſobald Oswald in ſeine Kammer trat.
„Um Gotteswillen, was iſt dies, Bruno?“ ſagte
Oswald, während der Knabe gierig von dem Waſſer, das er ihm reichte, trank. „Warum haſt Du mich nicht früher gerufen; ſo ſchlimm iſt der Anfall ja noch nie geweſen.“
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Es war eine lange, bange Nacht für den unglück¬
lichen Knaben, dieſe kurze Sommernacht. Gegen Mor¬
gen ließ ihn die Müdigkeit in einen Zuſtand verfallen,
der ſich vom Wachen nur dadurch unterſchied, daß
noch fürchterlichere Bilder durch das Gehirn jagten.
Er fuhr, vom Schmerz geweckt wieder auf; er ver¬
ſuchte ſich zu erheben, um Oswald zu wecken, der in
dem Zimmer nebenan ſchlief (Malte ſchlief ſchon ſeit
Wochen unten), aber er vermochte es nicht. Endlich
— es dauerte lange, bis ſein Stolz ſich dazu ent¬
ſchließen konnte — rief er Oswald's Namen. Ein
paar Augenblicke ſpäter war Oswald an ſeinem Bette.
Er erſchrak, als er den Knaben erblickte, in deſſen
Geſicht dieſe eine Nacht furchtbare Verwüſtungen an¬
gerichtet hatte. Das ſchwarze Haar hing in verwor¬
renen Locken über das bleiche Geſicht, die dunklen
Augen waren tief in den Kopf geſunken und glühten
im Fieber.
„Gieb mir Waſſer!“ rief Bruno, ſobald Oswald
in ſeine Kammer trat.
„Um Gotteswillen, was iſt dies, Bruno?“ ſagte
Oswald, während der Knabe gierig von dem Waſſer,
das er ihm reichte, trank. „Warum haſt Du mich
nicht früher gerufen; ſo ſchlimm iſt der Anfall ja
noch nie geweſen.“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/195>, abgerufen am 16.07.2024.
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