eine Art Wirthschafterin oder dergleichen. Ihr habt doch keinen Besuch weiter auf dem Schlosse?"
"Nein --"
"Also ganz en famille? Wollen Sie gefälligst die Klingel über Ihrem Kopfe ziehen? Ich dächte, ich sähe heute ganz ausnehmend wohl aus -- Jean! hab ich Dir nicht gesagt, Kameel, daß Du diesen Rock hier nicht tragen sollst -- gleich zieh' den neuen an! und dann geh' und frage bei der gnädigen Herrschaft an, ob ich jetzt meine Aufwartung machen dürfe."
"Der Herr Baron haben schon zweimal nach dem Herrn Baron gefragt."
"Nun, dann sag', ich würde gleich kommen. -- Au revoir, lieber Timm. Ich hoffe. Sie an der Mittagstafel zu sehen --" und Felix warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, goß etwas Eau de Co¬ logne auf sein feines weißes Taschentuch und schritt durch die Thür, welche ihm Jean pflichtschuldigst öff¬ nete, davon, ohne sich weiter nach Albert, der ihm auf dem Fuße folgte, umzusehen.
Dieser schaute dem Enteilenden mit einem höhni¬ schen Lächeln auf den schmalen feinen Lippen nach: "lieber Timm," murmelte er; "ich will Dir den lieben Timm und das Sie anstreichen, Du Affe!" . . .
eine Art Wirthſchafterin oder dergleichen. Ihr habt doch keinen Beſuch weiter auf dem Schloſſe?“
„Nein —“
„Alſo ganz en famille? Wollen Sie gefälligſt die Klingel über Ihrem Kopfe ziehen? Ich dächte, ich ſähe heute ganz ausnehmend wohl aus — Jean! hab ich Dir nicht geſagt, Kameel, daß Du dieſen Rock hier nicht tragen ſollſt — gleich zieh' den neuen an! und dann geh' und frage bei der gnädigen Herrſchaft an, ob ich jetzt meine Aufwartung machen dürfe.“
„Der Herr Baron haben ſchon zweimal nach dem Herrn Baron gefragt.“
„Nun, dann ſag', ich würde gleich kommen. — Au revoir, lieber Timm. Ich hoffe. Sie an der Mittagstafel zu ſehen —“ und Felix warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, goß etwas Eau de Co¬ logne auf ſein feines weißes Taſchentuch und ſchritt durch die Thür, welche ihm Jean pflichtſchuldigſt öff¬ nete, davon, ohne ſich weiter nach Albert, der ihm auf dem Fuße folgte, umzuſehen.
Dieſer ſchaute dem Enteilenden mit einem höhni¬ ſchen Lächeln auf den ſchmalen feinen Lippen nach: „lieber Timm,“ murmelte er; „ich will Dir den lieben Timm und das Sie anſtreichen, Du Affe!“ . . .
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eine Art Wirthſchafterin oder dergleichen. Ihr habt
doch keinen Beſuch weiter auf dem Schloſſe?“
„Nein —“
„Alſo ganz en famille? Wollen Sie gefälligſt die
Klingel über Ihrem Kopfe ziehen? Ich dächte, ich
ſähe heute ganz ausnehmend wohl aus — Jean! hab
ich Dir nicht geſagt, Kameel, daß Du dieſen Rock
hier nicht tragen ſollſt — gleich zieh' den neuen an!
und dann geh' und frage bei der gnädigen Herrſchaft
an, ob ich jetzt meine Aufwartung machen dürfe.“
„Der Herr Baron haben ſchon zweimal nach dem
Herrn Baron gefragt.“
„Nun, dann ſag', ich würde gleich kommen. —
Au revoir, lieber Timm. Ich hoffe. Sie an der
Mittagstafel zu ſehen —“ und Felix warf noch einen
letzten Blick in den Spiegel, goß etwas Eau de Co¬
logne auf ſein feines weißes Taſchentuch und ſchritt
durch die Thür, welche ihm Jean pflichtſchuldigſt öff¬
nete, davon, ohne ſich weiter nach Albert, der ihm
auf dem Fuße folgte, umzuſehen.
Dieſer ſchaute dem Enteilenden mit einem höhni¬
ſchen Lächeln auf den ſchmalen feinen Lippen nach:
„lieber Timm,“ murmelte er; „ich will Dir den lieben
Timm und das Sie anſtreichen, Du Affe!“ . . .
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/18>, abgerufen am 16.07.2024.
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