Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

schon lange freilich erwarteten, erhofften, will ich
lieber sagen, dessen endliches Eintreffen uns indeß
doch wol Alle überrascht. Ich bin als Professor nach
Grünwald berufen worden."

"Vorläufig extraordinarius," sagte Primula, aber
der ordinarius wird wol nicht lange auf sich warten
lassen."

"Auch ist mir die Stelle eines Nachmittag-Predi¬
gers an der Universitätskirche so gut wie gewiß."

"Warum nicht: gewiß? Jäger;" sagte Primula;
"ich dächte, das Schreiben des Professors Dunkelmann
ließe nur eine Auslegung zu."

"Ei, das sind ja herrliche Nachrichten, meine lieben
Freunde;" sagte die Baronin; "erlauben Sie, daß ich
Ihnen meinen Neffen, Baron Felix, vorstelle -- Herr
und Frau Pastor, wollte sagen: Professor Jäger, lieber
Felix -- das sind ja herrliche Nachrichten. Also doch
endlich! Nun, ich habe es ja immer gesagt; über
kurz oder lang mußte es doch kommen; freilich wir
verlieren viel; aber das Glück der Freunde muß uns
theurer sein, als der eigne Vortheil. Nehmen Sie
meinen herzlichsten Glückwunsch entgegen."

"Auch den meinigen;" sagte Felix.

"Danke, meine gnädige Frau, danke, Herr Baron,
danke, danke!" sagte der Pastor, sich vergnügt die

ſchon lange freilich erwarteten, erhofften, will ich
lieber ſagen, deſſen endliches Eintreffen uns indeß
doch wol Alle überraſcht. Ich bin als Profeſſor nach
Grünwald berufen worden.“

„Vorläufig extraordinarius,“ ſagte Primula, aber
der ordinarius wird wol nicht lange auf ſich warten
laſſen.“

„Auch iſt mir die Stelle eines Nachmittag-Predi¬
gers an der Univerſitätskirche ſo gut wie gewiß.“

„Warum nicht: gewiß? Jäger;“ ſagte Primula;
„ich dächte, das Schreiben des Profeſſors Dunkelmann
ließe nur eine Auslegung zu.“

„Ei, das ſind ja herrliche Nachrichten, meine lieben
Freunde;“ ſagte die Baronin; „erlauben Sie, daß ich
Ihnen meinen Neffen, Baron Felix, vorſtelle — Herr
und Frau Paſtor, wollte ſagen: Profeſſor Jäger, lieber
Felix — das ſind ja herrliche Nachrichten. Alſo doch
endlich! Nun, ich habe es ja immer geſagt; über
kurz oder lang mußte es doch kommen; freilich wir
verlieren viel; aber das Glück der Freunde muß uns
theurer ſein, als der eigne Vortheil. Nehmen Sie
meinen herzlichſten Glückwunſch entgegen.“

„Auch den meinigen;“ ſagte Felix.

„Danke, meine gnädige Frau, danke, Herr Baron,
danke, danke!“ ſagte der Paſtor, ſich vergnügt die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0174" n="164"/>
&#x017F;chon lange freilich erwarteten, erhofften, will ich<lb/>
lieber &#x017F;agen, de&#x017F;&#x017F;en endliches Eintreffen uns indeß<lb/>
doch wol Alle überra&#x017F;cht. Ich bin als Profe&#x017F;&#x017F;or nach<lb/>
Grünwald berufen worden.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Vorläufig <hi rendition="#aq">extraordinarius</hi>,&#x201C; &#x017F;agte Primula, aber<lb/>
der <hi rendition="#aq">ordinarius</hi> wird wol nicht lange auf &#x017F;ich warten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Auch i&#x017F;t mir die Stelle eines Nachmittag-Predi¬<lb/>
gers an der Univer&#x017F;itätskirche &#x017F;o gut wie gewiß.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Warum nicht: gewiß? Jäger;&#x201C; &#x017F;agte Primula;<lb/>
&#x201E;ich dächte, das Schreiben des Profe&#x017F;&#x017F;ors Dunkelmann<lb/>
ließe nur eine Auslegung zu.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ei, das &#x017F;ind ja herrliche Nachrichten, meine lieben<lb/>
Freunde;&#x201C; &#x017F;agte die Baronin; &#x201E;erlauben Sie, daß ich<lb/>
Ihnen meinen Neffen, Baron Felix, vor&#x017F;telle &#x2014; Herr<lb/>
und Frau Pa&#x017F;tor, wollte &#x017F;agen: Profe&#x017F;&#x017F;or Jäger, lieber<lb/>
Felix &#x2014; das &#x017F;ind ja herrliche Nachrichten. Al&#x017F;o doch<lb/>
endlich! Nun, ich habe es ja immer ge&#x017F;agt; über<lb/>
kurz oder lang mußte es doch kommen; freilich wir<lb/>
verlieren viel; aber das Glück der Freunde muß uns<lb/>
theurer &#x017F;ein, als der eigne Vortheil. Nehmen Sie<lb/>
meinen herzlich&#x017F;ten Glückwun&#x017F;ch entgegen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Auch den meinigen;&#x201C; &#x017F;agte Felix.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Danke, meine gnädige Frau, danke, Herr Baron,<lb/>
danke, danke!&#x201C; &#x017F;agte der Pa&#x017F;tor, &#x017F;ich vergnügt die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0174] ſchon lange freilich erwarteten, erhofften, will ich lieber ſagen, deſſen endliches Eintreffen uns indeß doch wol Alle überraſcht. Ich bin als Profeſſor nach Grünwald berufen worden.“ „Vorläufig extraordinarius,“ ſagte Primula, aber der ordinarius wird wol nicht lange auf ſich warten laſſen.“ „Auch iſt mir die Stelle eines Nachmittag-Predi¬ gers an der Univerſitätskirche ſo gut wie gewiß.“ „Warum nicht: gewiß? Jäger;“ ſagte Primula; „ich dächte, das Schreiben des Profeſſors Dunkelmann ließe nur eine Auslegung zu.“ „Ei, das ſind ja herrliche Nachrichten, meine lieben Freunde;“ ſagte die Baronin; „erlauben Sie, daß ich Ihnen meinen Neffen, Baron Felix, vorſtelle — Herr und Frau Paſtor, wollte ſagen: Profeſſor Jäger, lieber Felix — das ſind ja herrliche Nachrichten. Alſo doch endlich! Nun, ich habe es ja immer geſagt; über kurz oder lang mußte es doch kommen; freilich wir verlieren viel; aber das Glück der Freunde muß uns theurer ſein, als der eigne Vortheil. Nehmen Sie meinen herzlichſten Glückwunſch entgegen.“ „Auch den meinigen;“ ſagte Felix. „Danke, meine gnädige Frau, danke, Herr Baron, danke, danke!“ ſagte der Paſtor, ſich vergnügt die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/174
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/174>, abgerufen am 22.12.2024.