indeß eine Antwort bereit hatte, ertönte auf dem Flure die quäkeude Stimme des Pastor Jäger, der sich nach "der gnädigen Herrschaft" erkundigte.
Einen Augenblick später trat Seine Hochehrwürden an der Seite seiner Gemalin ins Zimmer.
Es bedurfte keines besonders scharfsinnigen Auges, um sofort zu sehen, daß etwas ganz Außerordentliches dem würdigen Paare begegnet sein mußte. Der Pastor trug den ganz neuen schwarzen Frack, den er nur bei den feierlichsten Gelegenheiten anzuziehen pflegte und Primula hatte eine äußerst malerische Verzierung von Kornähren an ihrem gelben Strohhute, so daß sie heute noch eine Schattirung gelber aussah, wie ge¬ wöhnlich. Der Blick des Pastors suchte vergeblich die gewohnte Demuth zu heucheln; die runden Brillen¬ gläser selbst glitzerten triumphirend; und was Pri¬ mula betrifft, so hatte sich ihr poetisches Gemüth jetzt von allem Erdenrest befreit; sie durfte scheinen, was sie war.
"Ich komme, gnädige Baronin," sagte der Pastor, Anna-Maria galant die Hand küssend, "einmal mich nach Ihrem und der lieben Ihrigen werthen Befinden pflichtschuldigst zu erkundigen, sodann Ihnen die Mittheilung eines Ereignisses zu machen, das wir -- ich darf ja wol sagen wir, meine edle Gönnerin? --
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indeß eine Antwort bereit hatte, ertönte auf dem Flure die quäkeude Stimme des Paſtor Jäger, der ſich nach „der gnädigen Herrſchaft“ erkundigte.
Einen Augenblick ſpäter trat Seine Hochehrwürden an der Seite ſeiner Gemalin ins Zimmer.
Es bedurfte keines beſonders ſcharfſinnigen Auges, um ſofort zu ſehen, daß etwas ganz Außerordentliches dem würdigen Paare begegnet ſein mußte. Der Paſtor trug den ganz neuen ſchwarzen Frack, den er nur bei den feierlichſten Gelegenheiten anzuziehen pflegte und Primula hatte eine äußerſt maleriſche Verzierung von Kornähren an ihrem gelben Strohhute, ſo daß ſie heute noch eine Schattirung gelber ausſah, wie ge¬ wöhnlich. Der Blick des Paſtors ſuchte vergeblich die gewohnte Demuth zu heucheln; die runden Brillen¬ gläſer ſelbſt glitzerten triumphirend; und was Pri¬ mula betrifft, ſo hatte ſich ihr poetiſches Gemüth jetzt von allem Erdenreſt befreit; ſie durfte ſcheinen, was ſie war.
„Ich komme, gnädige Baronin,“ ſagte der Paſtor, Anna-Maria galant die Hand küſſend, „einmal mich nach Ihrem und der lieben Ihrigen werthen Befinden pflichtſchuldigſt zu erkundigen, ſodann Ihnen die Mittheilung eines Ereigniſſes zu machen, das wir — ich darf ja wol ſagen wir, meine edle Gönnerin? —
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indeß eine Antwort bereit hatte, ertönte auf dem Flure
die quäkeude Stimme des Paſtor Jäger, der ſich nach
„der gnädigen Herrſchaft“ erkundigte.
Einen Augenblick ſpäter trat Seine Hochehrwürden
an der Seite ſeiner Gemalin ins Zimmer.
Es bedurfte keines beſonders ſcharfſinnigen Auges,
um ſofort zu ſehen, daß etwas ganz Außerordentliches
dem würdigen Paare begegnet ſein mußte. Der Paſtor
trug den ganz neuen ſchwarzen Frack, den er nur bei
den feierlichſten Gelegenheiten anzuziehen pflegte und
Primula hatte eine äußerſt maleriſche Verzierung von
Kornähren an ihrem gelben Strohhute, ſo daß ſie
heute noch eine Schattirung gelber ausſah, wie ge¬
wöhnlich. Der Blick des Paſtors ſuchte vergeblich die
gewohnte Demuth zu heucheln; die runden Brillen¬
gläſer ſelbſt glitzerten triumphirend; und was Pri¬
mula betrifft, ſo hatte ſich ihr poetiſches Gemüth jetzt
von allem Erdenreſt befreit; ſie durfte ſcheinen, was
ſie war.
„Ich komme, gnädige Baronin,“ ſagte der Paſtor,
Anna-Maria galant die Hand küſſend, „einmal mich
nach Ihrem und der lieben Ihrigen werthen Befinden
pflichtſchuldigſt zu erkundigen, ſodann Ihnen die
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ich darf ja wol ſagen wir, meine edle Gönnerin? —
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/173>, abgerufen am 16.07.2024.
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