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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

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rung in Helenen's Betragen oder auf ihrem Gesicht,
in ihren großen Augen zu erblicken vermochte. Die
Baronin war heute Morgen ganz besonders zuvor¬
kommend gegen Helene.

Indessen war das Mittagsmahl nichts weniger
wie belebt; obgleich Felix sein ganzes Unterhaltungs-
Talent aufbot. Der alte Baron hatte sich persönlich
nach Bruno's Befinden erkundigt und war ärgerlich,
daß noch immer nicht nach dem Doctor geschickt war,
"wenn auch heute Nachmittag ein Wagen in die
Stadt führe, verschiedenes zu der großen Gesellschaft
morgen benöthigtes zu holen, so sei das kein Grund,
weshalb nicht einer von den Leuten heute Morgen
hätte hinreiten können." Die Baronin war verstimmt
über diesen ihr in Gegenwart der Anderen ausgesproche¬
nen Tadel, und meinte; sie habe freilich nicht bedacht,
daß es sich um Bruno handle, der allerdings größere
Ansprüche machen dürfe, wie zum Beispiel sie selbst, die
an einem sehr heftigen Kopfweh leide, oder Felix, der
ebenfalls die ganze Nacht und den Vormittag unwohl ge¬
wesen sei. Helene hob die Augen kaum von ihrem Teller
und öffnete kaum einmal den Mund; und die Augen
der kleinen Marguerite waren heute noch verweinter,
als in den vorhergehenden Tagen. Felix und Malte
sprachen sich nach und nach auch aus, und zuletzt

rung in Helenen's Betragen oder auf ihrem Geſicht,
in ihren großen Augen zu erblicken vermochte. Die
Baronin war heute Morgen ganz beſonders zuvor¬
kommend gegen Helene.

Indeſſen war das Mittagsmahl nichts weniger
wie belebt; obgleich Felix ſein ganzes Unterhaltungs-
Talent aufbot. Der alte Baron hatte ſich perſönlich
nach Bruno's Befinden erkundigt und war ärgerlich,
daß noch immer nicht nach dem Doctor geſchickt war,
„wenn auch heute Nachmittag ein Wagen in die
Stadt führe, verſchiedenes zu der großen Geſellſchaft
morgen benöthigtes zu holen, ſo ſei das kein Grund,
weshalb nicht einer von den Leuten heute Morgen
hätte hinreiten können.“ Die Baronin war verſtimmt
über dieſen ihr in Gegenwart der Anderen ausgeſproche¬
nen Tadel, und meinte; ſie habe freilich nicht bedacht,
daß es ſich um Bruno handle, der allerdings größere
Anſprüche machen dürfe, wie zum Beiſpiel ſie ſelbſt, die
an einem ſehr heftigen Kopfweh leide, oder Felix, der
ebenfalls die ganze Nacht und den Vormittag unwohl ge¬
weſen ſei. Helene hob die Augen kaum von ihrem Teller
und öffnete kaum einmal den Mund; und die Augen
der kleinen Marguerite waren heute noch verweinter,
als in den vorhergehenden Tagen. Felix und Malte
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[160/0170] rung in Helenen's Betragen oder auf ihrem Geſicht, in ihren großen Augen zu erblicken vermochte. Die Baronin war heute Morgen ganz beſonders zuvor¬ kommend gegen Helene. Indeſſen war das Mittagsmahl nichts weniger wie belebt; obgleich Felix ſein ganzes Unterhaltungs- Talent aufbot. Der alte Baron hatte ſich perſönlich nach Bruno's Befinden erkundigt und war ärgerlich, daß noch immer nicht nach dem Doctor geſchickt war, „wenn auch heute Nachmittag ein Wagen in die Stadt führe, verſchiedenes zu der großen Geſellſchaft morgen benöthigtes zu holen, ſo ſei das kein Grund, weshalb nicht einer von den Leuten heute Morgen hätte hinreiten können.“ Die Baronin war verſtimmt über dieſen ihr in Gegenwart der Anderen ausgeſproche¬ nen Tadel, und meinte; ſie habe freilich nicht bedacht, daß es ſich um Bruno handle, der allerdings größere Anſprüche machen dürfe, wie zum Beiſpiel ſie ſelbſt, die an einem ſehr heftigen Kopfweh leide, oder Felix, der ebenfalls die ganze Nacht und den Vormittag unwohl ge¬ weſen ſei. Helene hob die Augen kaum von ihrem Teller und öffnete kaum einmal den Mund; und die Augen der kleinen Marguerite waren heute noch verweinter, als in den vorhergehenden Tagen. Felix und Malte ſprachen ſich nach und nach auch aus, und zuletzt

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/170>, abgerufen am 04.12.2024.