Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Adalbert, was um so auffallender war, als er, der Carlo war in eine Anstalt im südlichen Deutsch¬ Adalbert, was um ſo auffallender war, als er, der Carlo war in eine Anſtalt im ſüdlichen Deutſch¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="70"/> Adalbert, was um ſo auffallender war, als er, der<lb/> Lebemann, den tiefſinnigen, melancholiſchen, und um<lb/> ſo viel jüngeren Baron — den Jüngling von Sais<lb/> nannte er ihn — früher ſtets verlacht, verſpottet und<lb/> eigentlich wohl gehaßt hatte. Jetzt begleitete er ihn<lb/> auf Tritt und Schritt, jetzt war Oldenburg's Stimme<lb/> die einzige, welche die finſtern Dämonen, die um ſein<lb/> Haupt die Flügel ſchlugen, auf Augenblicke wenigſtens<lb/> verſcheuchen konnte. Und die Aufopferung, mit der<lb/> Oldenburg ſich dieſem Liebesdienſt unterzog, iſt nicht<lb/> hoch genug anzuerkennen und ich müßte ſie ihm, ſo<lb/> lange ich lebe, danken. Dann kam die Kataſtrophe.<lb/> Oldenburg ſtand mir in dieſen ſchweren Tagen treu<lb/> zur Seite; oder genauer: er nahm alle Laſt und Ver¬<lb/> antwortung ſo ganz auf ſich und leitete Alles mit<lb/> ſolcher Energie und Umſicht, daß ich nur immer Ja<lb/> zu ſagen hatte.</p><lb/> <p>Carlo war in eine Anſtalt im ſüdlichen Deutſch¬<lb/> land gebracht und ich war allein hier auf Berkow,<lb/> mich ganz der Erziehung meines Julius, der damals<lb/> fünf Jahre alt war, und dem ich auf Oldenburg's<lb/> Rath ſchon jetzt in Bemperlein einen Freund und<lb/> Lehrer gegeben hatte, widmend. Oldenburg kam jetzt<lb/> ſeltener als früher, aber doch noch immer ſehr häufig,<lb/> wie mir ſchien. Ich glaubte zu bemerken, daß ſich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0080]
Adalbert, was um ſo auffallender war, als er, der
Lebemann, den tiefſinnigen, melancholiſchen, und um
ſo viel jüngeren Baron — den Jüngling von Sais
nannte er ihn — früher ſtets verlacht, verſpottet und
eigentlich wohl gehaßt hatte. Jetzt begleitete er ihn
auf Tritt und Schritt, jetzt war Oldenburg's Stimme
die einzige, welche die finſtern Dämonen, die um ſein
Haupt die Flügel ſchlugen, auf Augenblicke wenigſtens
verſcheuchen konnte. Und die Aufopferung, mit der
Oldenburg ſich dieſem Liebesdienſt unterzog, iſt nicht
hoch genug anzuerkennen und ich müßte ſie ihm, ſo
lange ich lebe, danken. Dann kam die Kataſtrophe.
Oldenburg ſtand mir in dieſen ſchweren Tagen treu
zur Seite; oder genauer: er nahm alle Laſt und Ver¬
antwortung ſo ganz auf ſich und leitete Alles mit
ſolcher Energie und Umſicht, daß ich nur immer Ja
zu ſagen hatte.
Carlo war in eine Anſtalt im ſüdlichen Deutſch¬
land gebracht und ich war allein hier auf Berkow,
mich ganz der Erziehung meines Julius, der damals
fünf Jahre alt war, und dem ich auf Oldenburg's
Rath ſchon jetzt in Bemperlein einen Freund und
Lehrer gegeben hatte, widmend. Oldenburg kam jetzt
ſeltener als früher, aber doch noch immer ſehr häufig,
wie mir ſchien. Ich glaubte zu bemerken, daß ſich
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