Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Herzen der Menschen von ihm zu wenden. Wenigstens Dies Verhältniß blieb, bis Adalbert mit sechzehn Es dauerte eine geraume Zeit, bis er einen Be¬ 5*
Herzen der Menſchen von ihm zu wenden. Wenigſtens Dies Verhältniß blieb, bis Adalbert mit ſechzehn Es dauerte eine geraume Zeit, bis er einen Be¬ 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="67"/> Herzen der Menſchen von ihm zu wenden. Wenigſtens<lb/> war es ſo bei mir, da ich mich von Jugend auf zu<lb/> allem, was ſchön und anmuthig war, unwiderſtehlich<lb/> hingezogen fühlte, und einen wahren Abſcheu vor dem<lb/> Häßlichen und Formloſen hatte. Ich konnte mich nicht<lb/> überwinden, Adalbert zu lieben, obgleich er mit großer,<lb/> aber freilich ſtets hinter Schroffheit und Kälte ſorg¬<lb/> ſam verſteckter Zärtlichkeit an mir hing und manch¬<lb/> mal, wenn ſeine Leidenſchaftlichkeit über die künſtliche<lb/> Ruhe, die er zur Schau trug, ſiegte, mir in den<lb/> herbſten, bitterſten Ausdrücken meine Liebloſigkeit,<lb/> meinen Leichtſinn, meinen Wankelmuth vorwarf.</p><lb/> <p>Dies Verhältniß blieb, bis Adalbert mit ſechzehn<lb/> Jahren das Gymnaſium bezog, denn er hatte es bei<lb/> ſeinem Vormunde — ſeine Mutter war jetzt auch ge¬<lb/> ſtorben — durchgeſetzt, daß er ſtudiren durſte. Er<lb/> kam nur noch ſelten und immer nur auf wenige Tage<lb/> nach Cona. Dann war ich zwei Jahre lang in Pen¬<lb/> ſion. So kam es, daß wir uns, bis er nach Heidel¬<lb/> berg ging, nur im Vorübergehen ſahen. Als er von<lb/> der Univerſität und ſeiner erſten größeren Reiſe zu¬<lb/> rückkehrte, war ich ſchon zwei Jahre verheirathet ge¬<lb/> weſen.</p><lb/> <p>Es dauerte eine geraume Zeit, bis er einen Be¬<lb/> ſuch auf Berkow machte. Unſer Wiederſehen war<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
Herzen der Menſchen von ihm zu wenden. Wenigſtens
war es ſo bei mir, da ich mich von Jugend auf zu
allem, was ſchön und anmuthig war, unwiderſtehlich
hingezogen fühlte, und einen wahren Abſcheu vor dem
Häßlichen und Formloſen hatte. Ich konnte mich nicht
überwinden, Adalbert zu lieben, obgleich er mit großer,
aber freilich ſtets hinter Schroffheit und Kälte ſorg¬
ſam verſteckter Zärtlichkeit an mir hing und manch¬
mal, wenn ſeine Leidenſchaftlichkeit über die künſtliche
Ruhe, die er zur Schau trug, ſiegte, mir in den
herbſten, bitterſten Ausdrücken meine Liebloſigkeit,
meinen Leichtſinn, meinen Wankelmuth vorwarf.
Dies Verhältniß blieb, bis Adalbert mit ſechzehn
Jahren das Gymnaſium bezog, denn er hatte es bei
ſeinem Vormunde — ſeine Mutter war jetzt auch ge¬
ſtorben — durchgeſetzt, daß er ſtudiren durſte. Er
kam nur noch ſelten und immer nur auf wenige Tage
nach Cona. Dann war ich zwei Jahre lang in Pen¬
ſion. So kam es, daß wir uns, bis er nach Heidel¬
berg ging, nur im Vorübergehen ſahen. Als er von
der Univerſität und ſeiner erſten größeren Reiſe zu¬
rückkehrte, war ich ſchon zwei Jahre verheirathet ge¬
weſen.
Es dauerte eine geraume Zeit, bis er einen Be¬
ſuch auf Berkow machte. Unſer Wiederſehen war
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