Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.ihm in dem Eifer des Lesens ausgegangen war, wieder Nr. 7. Nehmen Sie den köstlichen Schmuck, den M. M. "Sehr hübsch gesagt," äußerte Albert, diesen Brief 15*
ihm in dem Eifer des Leſens ausgegangen war, wieder Nr. 7. Nehmen Sie den köſtlichen Schmuck, den M. M. „Sehr hübſch geſagt,“ äußerte Albert, dieſen Brief 15*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0237" n="227"/> ihm in dem Eifer des Leſens ausgegangen war, wieder<lb/> anzündend, „Ihre Marie!“ ausgezeichnet! wie ſich der<lb/> biedere Harald wol in's Fäuſtchen gelacht haben mag,<lb/> als er dieſe thränenreiche Epiſtel — denn hier ſind<lb/> noch die Spuren davon — las. Aber weiter!</p><lb/> <p>Nr. 7. Nehmen Sie den köſtlichen Schmuck, den<lb/> heute ein unbekannter Mann für mich abgegeben hat,<lb/> wieder. Womit habe ich es verdient, daß Sie ſo<lb/> niedrig von mir denken? Daß ich Sie liebe, liebe,<lb/> trotzdem meine Vernunft mir deshalb die entſetzlichſten<lb/> Vorwürfe macht, Sie wiſſen es; ich habe es nicht<lb/> länger vor Ihnen verbergen können, verbergen wollen;<lb/> aber weshalb mir nicht wenigſtens den Troſt laſſen,<lb/> daß dieſe meine Liebe rein von jedem unedlen Neben¬<lb/> gedanken iſt! Dieſe koſtbaren Rubinen, dieſes rothe<lb/> Gold — es brennt in meiner Hand wie glühende<lb/> Kohlen — laſſen Sie mich, wie Sie mich fanden!<lb/> Wenn das arme, ſchmuckloſe Mädchen Ihre Liebe ge¬<lb/> winnen konnte, ſo ſehen Sie ja ſelbſt, daß Armuth<lb/> und Dürftigkeit ſich recht gut mit Liebe verträgt.</p><lb/> <p rendition="#right">M. M.</p><lb/> <p>„Sehr hübſch geſagt,“ äußerte Albert, dieſen Brief<lb/> zu den andern legend; „aber doch ſehr dumm! Ar¬<lb/> muth und Liebe vertragen ſich gerade ſo gut, wie<lb/> <fw place="bottom" type="sig">15*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [227/0237]
ihm in dem Eifer des Leſens ausgegangen war, wieder
anzündend, „Ihre Marie!“ ausgezeichnet! wie ſich der
biedere Harald wol in's Fäuſtchen gelacht haben mag,
als er dieſe thränenreiche Epiſtel — denn hier ſind
noch die Spuren davon — las. Aber weiter!
Nr. 7. Nehmen Sie den köſtlichen Schmuck, den
heute ein unbekannter Mann für mich abgegeben hat,
wieder. Womit habe ich es verdient, daß Sie ſo
niedrig von mir denken? Daß ich Sie liebe, liebe,
trotzdem meine Vernunft mir deshalb die entſetzlichſten
Vorwürfe macht, Sie wiſſen es; ich habe es nicht
länger vor Ihnen verbergen können, verbergen wollen;
aber weshalb mir nicht wenigſtens den Troſt laſſen,
daß dieſe meine Liebe rein von jedem unedlen Neben¬
gedanken iſt! Dieſe koſtbaren Rubinen, dieſes rothe
Gold — es brennt in meiner Hand wie glühende
Kohlen — laſſen Sie mich, wie Sie mich fanden!
Wenn das arme, ſchmuckloſe Mädchen Ihre Liebe ge¬
winnen konnte, ſo ſehen Sie ja ſelbſt, daß Armuth
und Dürftigkeit ſich recht gut mit Liebe verträgt.
M. M.
„Sehr hübſch geſagt,“ äußerte Albert, dieſen Brief
zu den andern legend; „aber doch ſehr dumm! Ar¬
muth und Liebe vertragen ſich gerade ſo gut, wie
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