für meine armen Landsleute thun -- als nur Gott bitten, ihnen einen Retter zu senden. Er hat Sie ge¬ sandt. Beweisen Sie sich dieser Gnade würdig! Be¬ denken Sie, daß, wer Lohn begehrt, seinen Lohn dahin hat, und lassen Sie nicht Ihre Linke wissen, was Ihre Rechte that.
Ihre ergebene Dienerin Marie Montbert.
Nr. 3. Was wissen Sie von dem Schicksale meines Vaters? um Gotteswillen, mein Herr, spielen Sie nicht mit dem Herzen eines Kindes! Sie wollen von einem Obrist der großen Armee, in dessen Regiment er den Feldzug nach Rußland mitmachte, ganz genaue Einzelheiten über ihn während der Campagne und die näheren Umstände bei seinem Tode kurz vor dem Uebergang über die Beresina erfahren haben. Es klingt das Alles so unwahrscheinlich -- und doch, woher könnten Sie es wissen, wenn nicht aus sicherer Quelle? -- auch der Name des Obristen, wie ich aus Briefen meines Vaters an meine Mutter ersehe, stimmt, Ich weiß nicht, was ich glauben soll -- aber weshalb mir diese Mittheilungen, die, ich gestehe es, von unendlichem Werth für mich sind, nicht in meiner Wohnung -- ich will sagen: in der Wohnung der guten Frau, die bei mir seit langen Jahren Mutter¬
für meine armen Landsleute thun — als nur Gott bitten, ihnen einen Retter zu ſenden. Er hat Sie ge¬ ſandt. Beweiſen Sie ſich dieſer Gnade würdig! Be¬ denken Sie, daß, wer Lohn begehrt, ſeinen Lohn dahin hat, und laſſen Sie nicht Ihre Linke wiſſen, was Ihre Rechte that.
Ihre ergebene Dienerin Marie Montbert.
Nr. 3. Was wiſſen Sie von dem Schickſale meines Vaters? um Gotteswillen, mein Herr, ſpielen Sie nicht mit dem Herzen eines Kindes! Sie wollen von einem Obriſt der großen Armee, in deſſen Regiment er den Feldzug nach Rußland mitmachte, ganz genaue Einzelheiten über ihn während der Campagne und die näheren Umſtände bei ſeinem Tode kurz vor dem Uebergang über die Bereſina erfahren haben. Es klingt das Alles ſo unwahrſcheinlich — und doch, woher könnten Sie es wiſſen, wenn nicht aus ſicherer Quelle? — auch der Name des Obriſten, wie ich aus Briefen meines Vaters an meine Mutter erſehe, ſtimmt, Ich weiß nicht, was ich glauben ſoll — aber weshalb mir dieſe Mittheilungen, die, ich geſtehe es, von unendlichem Werth für mich ſind, nicht in meiner Wohnung — ich will ſagen: in der Wohnung der guten Frau, die bei mir ſeit langen Jahren Mutter¬
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für meine armen Landsleute thun — als nur Gott
bitten, ihnen einen Retter zu ſenden. Er hat Sie ge¬
ſandt. Beweiſen Sie ſich dieſer Gnade würdig! Be¬
denken Sie, daß, wer Lohn begehrt, ſeinen Lohn dahin
hat, und laſſen Sie nicht Ihre Linke wiſſen, was
Ihre Rechte that.
Ihre ergebene Dienerin
Marie Montbert.
Nr. 3. Was wiſſen Sie von dem Schickſale meines
Vaters? um Gotteswillen, mein Herr, ſpielen Sie
nicht mit dem Herzen eines Kindes! Sie wollen von
einem Obriſt der großen Armee, in deſſen Regiment
er den Feldzug nach Rußland mitmachte, ganz genaue
Einzelheiten über ihn während der Campagne und die
näheren Umſtände bei ſeinem Tode kurz vor dem
Uebergang über die Bereſina erfahren haben. Es
klingt das Alles ſo unwahrſcheinlich — und doch,
woher könnten Sie es wiſſen, wenn nicht aus ſicherer
Quelle? — auch der Name des Obriſten, wie ich aus
Briefen meines Vaters an meine Mutter erſehe,
ſtimmt, Ich weiß nicht, was ich glauben ſoll — aber
weshalb mir dieſe Mittheilungen, die, ich geſtehe es,
von unendlichem Werth für mich ſind, nicht in meiner
Wohnung — ich will ſagen: in der Wohnung der
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/232>, abgerufen am 16.02.2025.
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