Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861."Habe ich es nicht gethan? bin ich nicht noch in Der Baron setzte seine ruhelose Wanderung durch 13 *
„Habe ich es nicht gethan? bin ich nicht noch in Der Baron ſetzte ſeine ruheloſe Wanderung durch 13 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0205" n="195"/> <p>„Habe ich es nicht gethan? bin ich nicht noch in<lb/> derſelben Nacht auf ein Wort, ja auf einen Wink<lb/> hin, abgereiſt, bin ich nicht drei lange Jahre wie<lb/> Ahasver ruhelos durch alle Lande geirrt, und habe<lb/> ich, als ich dann endlich zurückkehrte — zurückkehrte,<lb/> weil mir eine Ahnung ſagte, daß Dir ein Unglück be¬<lb/> vorſtände — nicht jede Gelegenheit mit Dir zuſam¬<lb/> menzutreffen, ſorgfältig vermieden? war es mein<lb/> Wille, daß ich Dich auf dem Balle in Barnewitz<lb/> traf? iſt es mein Wunſch geweſen, der uns hier zu¬<lb/> ſammenführte? Nein, Melitta, Du kannſt nicht über<lb/> mich klagen. Ich habe meine Liebe zu Dir lange,<lb/> lange Jahre — denn ich liebe Dich, ſeitdem ich den¬<lb/> ken kann, ſeitdem ich weiß, daß Nachtigallengeſang<lb/> und Sonnenſchein und Wogenrauſchen köſtlich ſind —<lb/> tief verſteckt im Herzen getragen; und wenn ich einen<lb/> Augenblick thöricht genug war, die Hoffnungsloſigkeit<lb/> dieſer Leidenſchaft zu vergeſſen, ſo habe ich dieſe Thor¬<lb/> heit ſchwer genug gebüßt. Wußte ich doch ſchon als<lb/> Knabe, daß Du Dein Pferd und Deinen Hund lieber<lb/> hatteſt, als mich; und doch bezwang ich den ſchwer<lb/> verletzten Stolz, und doch demüthigte ich mich wieder<lb/> und immer wieder vor Dir; ich, der ich nie in meinem<lb/> Leben eine Bitte über die Lippen bringen konnte!“</p><lb/> <p>Der Baron ſetzte ſeine ruheloſe Wanderung durch<lb/> <fw place="bottom" type="sig">13 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0205]
„Habe ich es nicht gethan? bin ich nicht noch in
derſelben Nacht auf ein Wort, ja auf einen Wink
hin, abgereiſt, bin ich nicht drei lange Jahre wie
Ahasver ruhelos durch alle Lande geirrt, und habe
ich, als ich dann endlich zurückkehrte — zurückkehrte,
weil mir eine Ahnung ſagte, daß Dir ein Unglück be¬
vorſtände — nicht jede Gelegenheit mit Dir zuſam¬
menzutreffen, ſorgfältig vermieden? war es mein
Wille, daß ich Dich auf dem Balle in Barnewitz
traf? iſt es mein Wunſch geweſen, der uns hier zu¬
ſammenführte? Nein, Melitta, Du kannſt nicht über
mich klagen. Ich habe meine Liebe zu Dir lange,
lange Jahre — denn ich liebe Dich, ſeitdem ich den¬
ken kann, ſeitdem ich weiß, daß Nachtigallengeſang
und Sonnenſchein und Wogenrauſchen köſtlich ſind —
tief verſteckt im Herzen getragen; und wenn ich einen
Augenblick thöricht genug war, die Hoffnungsloſigkeit
dieſer Leidenſchaft zu vergeſſen, ſo habe ich dieſe Thor¬
heit ſchwer genug gebüßt. Wußte ich doch ſchon als
Knabe, daß Du Dein Pferd und Deinen Hund lieber
hatteſt, als mich; und doch bezwang ich den ſchwer
verletzten Stolz, und doch demüthigte ich mich wieder
und immer wieder vor Dir; ich, der ich nie in meinem
Leben eine Bitte über die Lippen bringen konnte!“
Der Baron ſetzte ſeine ruheloſe Wanderung durch
13 *
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