Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Thür; dort angelangt, blieb er stehen, dann kam er "Haben Sie immer geglaubt, daß ich Ihr Freund "Ja." "Haben Sie je geglaubt, daß ich Sie liebe?" Melitta schwieg. "Nie? zu keiner Zeit?" fragte der Baron mit "Lassen Sie das Vergangene vergangen sein!" "Nein, Melitta, lassen Sie uns davon sprechen. "Ich weiß es nicht --" "Das ist hart," sagte der Baron leise; "das ist Thür; dort angelangt, blieb er ſtehen, dann kam er „Haben Sie immer geglaubt, daß ich Ihr Freund „Ja.“ „Haben Sie je geglaubt, daß ich Sie liebe?“ Melitta ſchwieg. „Nie? zu keiner Zeit?“ fragte der Baron mit „Laſſen Sie das Vergangene vergangen ſein!“ „Nein, Melitta, laſſen Sie uns davon ſprechen. „Ich weiß es nicht —“ „Das iſt hart,“ ſagte der Baron leiſe; „das iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="192"/> Thür; dort angelangt, blieb er ſtehen, dann kam er<lb/> noch einmal zurück und ſagte:</p><lb/> <p>„Haben Sie immer geglaubt, daß ich Ihr Freund<lb/> ſei, Melitta?“</p><lb/> <p>„Ja.“</p><lb/> <p>„Haben Sie je geglaubt, daß ich Sie liebe?“</p><lb/> <p>Melitta ſchwieg.</p><lb/> <p>„Nie? zu keiner Zeit?“ fragte der Baron mit<lb/> dumpfer Stimme.</p><lb/> <p>„Laſſen Sie das Vergangene vergangen ſein!“</p><lb/> <p>„Nein, Melitta, laſſen Sie uns davon ſprechen.<lb/> Ich finde eine Gelegenheit wie dieſe vielleicht nicht<lb/> zum zweiten Mal im Leben, wieder; nein, nie! Denn<lb/> das alte gute Verhältniß zwiſchen uns iſt todt, ſeit¬<lb/> dem ich unſinnig genug war, Ihnen zu zeigen, daß<lb/> ich Sie liebte — und über dieſen Schlund, der da<lb/> zwiſchen uns aufklaffte, giebt es keine Brücke. Für<lb/> den Augenblick hat uns die Noth zuſammengeführt;<lb/> ſobald ich aus dieſem Zimmer gehe, ſind wir uns<lb/> wieder Fremde. Melitta, um unſerer alten Freund¬<lb/> ſchaft willen, bei der Erinnerung an die gemeinſam<lb/> verlebte ſelige Jugendzeit, ſagen Sie mir, haben Sie<lb/> nie geglaubt, daß ich Sie liebte?“</p><lb/> <p>„Ich weiß es nicht —“</p><lb/> <p>„Das iſt hart,“ ſagte der Baron leiſe; „das iſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0202]
Thür; dort angelangt, blieb er ſtehen, dann kam er
noch einmal zurück und ſagte:
„Haben Sie immer geglaubt, daß ich Ihr Freund
ſei, Melitta?“
„Ja.“
„Haben Sie je geglaubt, daß ich Sie liebe?“
Melitta ſchwieg.
„Nie? zu keiner Zeit?“ fragte der Baron mit
dumpfer Stimme.
„Laſſen Sie das Vergangene vergangen ſein!“
„Nein, Melitta, laſſen Sie uns davon ſprechen.
Ich finde eine Gelegenheit wie dieſe vielleicht nicht
zum zweiten Mal im Leben, wieder; nein, nie! Denn
das alte gute Verhältniß zwiſchen uns iſt todt, ſeit¬
dem ich unſinnig genug war, Ihnen zu zeigen, daß
ich Sie liebte — und über dieſen Schlund, der da
zwiſchen uns aufklaffte, giebt es keine Brücke. Für
den Augenblick hat uns die Noth zuſammengeführt;
ſobald ich aus dieſem Zimmer gehe, ſind wir uns
wieder Fremde. Melitta, um unſerer alten Freund¬
ſchaft willen, bei der Erinnerung an die gemeinſam
verlebte ſelige Jugendzeit, ſagen Sie mir, haben Sie
nie geglaubt, daß ich Sie liebte?“
„Ich weiß es nicht —“
„Das iſt hart,“ ſagte der Baron leiſe; „das iſt
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