Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861."Ich kann nichts mehr sehen," sagte er traurig. "Wären Sie in Sassitz geblieben, wie Sie neu¬ Oswald fühlte wohl den Vorwurf, der in diesen "Verzeihen Sie mir," sagte er, daß ich Ihnen die "Nu, nu!" sagte der alte Baumann; "wegen „Ich kann nichts mehr ſehen,“ ſagte er traurig. „Wären Sie in Saſſitz geblieben, wie Sie neu¬ Oswald fühlte wohl den Vorwurf, der in dieſen „Verzeihen Sie mir,“ ſagte er, daß ich Ihnen die „Nu, nu!“ ſagte der alte Baumann; „wegen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0161" n="151"/> <p>„Ich kann nichts mehr ſehen,“ ſagte er traurig.</p><lb/> <p>„Wären Sie in Saſſitz geblieben, wie Sie neu¬<lb/> lich wollten, oder hätten Sie geſtern nur dem alten<lb/> Baumann ein Wort zukommen laſſen, ſo wären Sie<lb/> noch bei guter Tageszeit in Beſitz dieſes Briefes von<lb/> meiner gnädigen Frau geweſen.“</p><lb/> <p>Oswald fühlte wohl den Vorwurf, der in dieſen<lb/> ſehr ruhig geſprochenen Worten lag und es wurde<lb/> ihm nicht ſchwer, dem treuen Diener und Freunde<lb/> Melitta's ſein Unrecht einzugeſtehen.</p><lb/> <p>„Verzeihen Sie mir,“ ſagte er, daß ich Ihnen die<lb/> zweifache Mühe gemacht habe, ich habe meine Unbe¬<lb/> ſonnenheit den ganzen Tag hindurch ſchon verwünſcht<lb/> und ich bin ſchwer genug dafür beſtraft, denn hier<lb/> halte ich den theuren Brief in den Händen, und kann<lb/> doch nicht erfahren, wie es ihr, wie es Frau von<lb/> Berkow geht, ob ſie wohl iſt, ob ſie glücklich in N.<lb/> angekommen iſt, und tauſenderlei, was ich Alles<lb/> wiſſen möchte und was ohne Zweifel hier ſteht“ —<lb/> und er verſuchte noch einmal den Brief zu leſen.</p><lb/> <p>„Nu, nu!“ ſagte der alte Baumann; „wegen<lb/> meiner haben Sie nun ſchon keine Sorge nicht; ſo<lb/> eine Meile oder zwei mehr oder weniger, darauf<lb/> kommt es mir und dem Brownlock nicht eben an.<lb/> Und was die Nachrichten betrifft, die Sie zu haben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0161]
„Ich kann nichts mehr ſehen,“ ſagte er traurig.
„Wären Sie in Saſſitz geblieben, wie Sie neu¬
lich wollten, oder hätten Sie geſtern nur dem alten
Baumann ein Wort zukommen laſſen, ſo wären Sie
noch bei guter Tageszeit in Beſitz dieſes Briefes von
meiner gnädigen Frau geweſen.“
Oswald fühlte wohl den Vorwurf, der in dieſen
ſehr ruhig geſprochenen Worten lag und es wurde
ihm nicht ſchwer, dem treuen Diener und Freunde
Melitta's ſein Unrecht einzugeſtehen.
„Verzeihen Sie mir,“ ſagte er, daß ich Ihnen die
zweifache Mühe gemacht habe, ich habe meine Unbe¬
ſonnenheit den ganzen Tag hindurch ſchon verwünſcht
und ich bin ſchwer genug dafür beſtraft, denn hier
halte ich den theuren Brief in den Händen, und kann
doch nicht erfahren, wie es ihr, wie es Frau von
Berkow geht, ob ſie wohl iſt, ob ſie glücklich in N.
angekommen iſt, und tauſenderlei, was ich Alles
wiſſen möchte und was ohne Zweifel hier ſteht“ —
und er verſuchte noch einmal den Brief zu leſen.
„Nu, nu!“ ſagte der alte Baumann; „wegen
meiner haben Sie nun ſchon keine Sorge nicht; ſo
eine Meile oder zwei mehr oder weniger, darauf
kommt es mir und dem Brownlock nicht eben an.
Und was die Nachrichten betrifft, die Sie zu haben
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