Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Wie heute stets, in heil'ger Unschuld, wohne, In aller guten Geister treuer Hut, Auf daß getrost in trüber ErdenferneVerirrte Wandrer folgen Deinem Sterne ... Oswald trat wieder ans Fenster; der Mond und Er schloß das Fenster und suchte sein Lager auf. Wie heute ſtets, in heil'ger Unſchuld, wohne, In aller guten Geiſter treuer Hut, Auf daß getroſt in trüber ErdenferneVerirrte Wandrer folgen Deinem Sterne ... Oswald trat wieder ans Fenſter; der Mond und Er ſchloß das Fenſter und ſuchte ſein Lager auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0145" n="135"/> <l rendition="#et">Wie heute ſtets, in heil'ger Unſchuld, wohne,</l><lb/> <l rendition="#et">In aller guten Geiſter treuer Hut,</l><lb/> <l>Auf daß getroſt in trüber Erdenferne</l><lb/> <l>Verirrte Wandrer folgen Deinem Sterne ...</l><lb/> </lg> </lg> <p>Oswald trat wieder ans Fenſter; der Mond und<lb/> der Stern waren von einer ſchweren Wetterwolke be¬<lb/> deckt, die hinter ihnen her über den Wall heraufge¬<lb/> zogen war; der Geſang war verſtummt, lauter rauſchte<lb/> der Nachtwind in den Bäumen . . .</p><lb/> <p>Er ſchloß das Fenſter und ſuchte ſein Lager auf.<lb/> Es umfing ihn ein ſchwerer Schlaf, durch den be¬<lb/> ängſtigende Träume zogen. Bald befand er ſich in<lb/> Feuersgefahr, bald ſollte er von wilden Thieren zer¬<lb/> riſſen werden, bald überfiel ihn jene Angſt, deren un¬<lb/> ſägliches Grauſen nicht von dieſer Welt zu ſtammen<lb/> ſcheint; aber ſtets, in dem Augenblicke der höchſten<lb/> Noth, trat ihm ein Engel zur Seite, und ſtreckte<lb/> ſchützend ſeine Hand über ihn, und dieſer Engel trug<lb/> die Züge — Melitta's.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [135/0145]
Wie heute ſtets, in heil'ger Unſchuld, wohne,
In aller guten Geiſter treuer Hut,
Auf daß getroſt in trüber Erdenferne
Verirrte Wandrer folgen Deinem Sterne ...
Oswald trat wieder ans Fenſter; der Mond und
der Stern waren von einer ſchweren Wetterwolke be¬
deckt, die hinter ihnen her über den Wall heraufge¬
zogen war; der Geſang war verſtummt, lauter rauſchte
der Nachtwind in den Bäumen . . .
Er ſchloß das Fenſter und ſuchte ſein Lager auf.
Es umfing ihn ein ſchwerer Schlaf, durch den be¬
ängſtigende Träume zogen. Bald befand er ſich in
Feuersgefahr, bald ſollte er von wilden Thieren zer¬
riſſen werden, bald überfiel ihn jene Angſt, deren un¬
ſägliches Grauſen nicht von dieſer Welt zu ſtammen
ſcheint; aber ſtets, in dem Augenblicke der höchſten
Noth, trat ihm ein Engel zur Seite, und ſtreckte
ſchützend ſeine Hand über ihn, und dieſer Engel trug
die Züge — Melitta's.
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