Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.purer Gewohnheit und nicht etwa, um die Reiselustigen "Ich wußte es ja schon vorher," sagte die Ba¬ "Er sieht wirklich, seitdem wir in Barnewitz waren, "Ich begreife Dich nicht, lieber Grenwitz," sagte "Ich hätte es längst gethan, wenn Du nur einen 1*
purer Gewohnheit und nicht etwa, um die Reiſeluſtigen „Ich wußte es ja ſchon vorher,“ ſagte die Ba¬ „Er ſieht wirklich, ſeitdem wir in Barnewitz waren, „Ich begreife Dich nicht, lieber Grenwitz,“ ſagte „Ich hätte es längſt gethan, wenn Du nur einen 1*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="3"/> purer Gewohnheit und nicht etwa, um die Reiſeluſtigen<lb/> zur Eile zu ermahnen, was dem ſeiner Herrſchaft<lb/> ſchuldigen Reſpect ebenſo ſehr widerſprochen hätte, als<lb/> ſeinem phlegmatiſchen Naturell.</p><lb/> <p>„Ich wußte es ja ſchon vorher,“ ſagte die Ba¬<lb/> ronin, ihrem Gemal ein Glas halb voll Moſelwein<lb/> ſchenkend — „trink das, lieber Grenwitz, es wird Dich<lb/> zu der langen Fahrt ſtärken — ich wußte es ja vor¬<lb/> her. Er ſchlägt unſre freundliche Einladung aus, weil<lb/> er ſich nicht ganz wohl fühle! lächerlich!“</p><lb/> <p>„Er ſieht wirklich, ſeitdem wir in Barnewitz waren,<lb/> recht angegriffen aus, liebe Anna-Maria,“ ſagte der<lb/> alte Baron, „und dann iſt es auch wol nicht ganz in<lb/> der Ordnung, daß wir ihn auffordern mitzufahren in<lb/> dem Augenblicke, wo der Wagen ſchon vor der Thüre<lb/> ſteht. Wir hätten das auch wol früher thun müſſen.“</p><lb/> <p>„Ich begreife Dich nicht, lieber Grenwitz,“ ſagte<lb/> die Baronin; „Du thuſt doch gerade, als ob Herr<lb/> Stein unſers Gleichen wäre! Da iſt es gar kein<lb/> Wunder, wenn der junge Menſch ſich vor Hochmuth<lb/> nicht zu laſſen weiß. Zu einer Fahrt in die Nach¬<lb/> barſchaft ihn eine Woche vorher auffordern! Das<lb/> fehlte noch! Haben wir doch ſelbſt über die Helgolän¬<lb/> der Reiſe noch nicht einmal mit ihm geſprochen!“</p><lb/> <p>„Ich hätte es längſt gethan, wenn Du nur einen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">1*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0013]
purer Gewohnheit und nicht etwa, um die Reiſeluſtigen
zur Eile zu ermahnen, was dem ſeiner Herrſchaft
ſchuldigen Reſpect ebenſo ſehr widerſprochen hätte, als
ſeinem phlegmatiſchen Naturell.
„Ich wußte es ja ſchon vorher,“ ſagte die Ba¬
ronin, ihrem Gemal ein Glas halb voll Moſelwein
ſchenkend — „trink das, lieber Grenwitz, es wird Dich
zu der langen Fahrt ſtärken — ich wußte es ja vor¬
her. Er ſchlägt unſre freundliche Einladung aus, weil
er ſich nicht ganz wohl fühle! lächerlich!“
„Er ſieht wirklich, ſeitdem wir in Barnewitz waren,
recht angegriffen aus, liebe Anna-Maria,“ ſagte der
alte Baron, „und dann iſt es auch wol nicht ganz in
der Ordnung, daß wir ihn auffordern mitzufahren in
dem Augenblicke, wo der Wagen ſchon vor der Thüre
ſteht. Wir hätten das auch wol früher thun müſſen.“
„Ich begreife Dich nicht, lieber Grenwitz,“ ſagte
die Baronin; „Du thuſt doch gerade, als ob Herr
Stein unſers Gleichen wäre! Da iſt es gar kein
Wunder, wenn der junge Menſch ſich vor Hochmuth
nicht zu laſſen weiß. Zu einer Fahrt in die Nach¬
barſchaft ihn eine Woche vorher auffordern! Das
fehlte noch! Haben wir doch ſelbſt über die Helgolän¬
der Reiſe noch nicht einmal mit ihm geſprochen!“
„Ich hätte es längſt gethan, wenn Du nur einen
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