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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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nach dem Neuen laufen, auch wenn es nicht das Bessere
ist. Zwei Aerzte aber trägt die Gegend nicht, und
mein College ist alt und hat eine zahlreiche Familie
zu ernähren; ich bin jung und vorläufig nur verlobt,
folglich werde ich ihm den Platz räumen."

"Das ist sehr edel."

"So scheint es, aber scheint auch nur. Ich gieße
das reine Wasser nur fort, weil ich noch reineres in
Aussicht habe. Mein Schwiegervater ist einer der
bedeutendsten Aerzte in Grünwald. Die Hälfte seiner
Praxis ist mir, wenn er sich zur Ruhe setzt, wozu er
sich noch immer nicht entschließen kann, gewiß, und
da meine Braut eine Grünwalderin ist, jedes Fischlein
sich aber in seinem Teich am wohlsten fühlt, ich über¬
dies die Gesellschaft der Cyklopen und Ichthyophagen,
mit denen ich hier verkehren muß, herzlich satt habe,
so -- sehen Sie, daß mein Edelmuth die Grenzen
des Erlaubten noch keineswegs überschreitet."

"Ist es zu indiscret nach dem Namen Ihrer
Fräulein Braut zu fragen?"

"Bewahre: Sophie Robran."

"Ich hatte während meines Aufenthaltes in Grün¬
wald öfter das Vergnügen, mit Fräulein Robran in
Gesellschaft zusammenzutreffen. Mein würdiger Freund,

F. Spielhagen, Problematische Naturen. III. 8

nach dem Neuen laufen, auch wenn es nicht das Beſſere
iſt. Zwei Aerzte aber trägt die Gegend nicht, und
mein College iſt alt und hat eine zahlreiche Familie
zu ernähren; ich bin jung und vorläufig nur verlobt,
folglich werde ich ihm den Platz räumen.“

„Das iſt ſehr edel.“

„So ſcheint es, aber ſcheint auch nur. Ich gieße
das reine Waſſer nur fort, weil ich noch reineres in
Ausſicht habe. Mein Schwiegervater iſt einer der
bedeutendſten Aerzte in Grünwald. Die Hälfte ſeiner
Praxis iſt mir, wenn er ſich zur Ruhe ſetzt, wozu er
ſich noch immer nicht entſchließen kann, gewiß, und
da meine Braut eine Grünwalderin iſt, jedes Fiſchlein
ſich aber in ſeinem Teich am wohlſten fühlt, ich über¬
dies die Geſellſchaft der Cyklopen und Ichthyophagen,
mit denen ich hier verkehren muß, herzlich ſatt habe,
ſo — ſehen Sie, daß mein Edelmuth die Grenzen
des Erlaubten noch keineswegs überſchreitet.“

„Iſt es zu indiscret nach dem Namen Ihrer
Fräulein Braut zu fragen?“

„Bewahre: Sophie Robran.“

„Ich hatte während meines Aufenthaltes in Grün¬
wald öfter das Vergnügen, mit Fräulein Robran in
Geſellſchaft zuſammenzutreffen. Mein würdiger Freund,

F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. III. 8
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[113/0123] nach dem Neuen laufen, auch wenn es nicht das Beſſere iſt. Zwei Aerzte aber trägt die Gegend nicht, und mein College iſt alt und hat eine zahlreiche Familie zu ernähren; ich bin jung und vorläufig nur verlobt, folglich werde ich ihm den Platz räumen.“ „Das iſt ſehr edel.“ „So ſcheint es, aber ſcheint auch nur. Ich gieße das reine Waſſer nur fort, weil ich noch reineres in Ausſicht habe. Mein Schwiegervater iſt einer der bedeutendſten Aerzte in Grünwald. Die Hälfte ſeiner Praxis iſt mir, wenn er ſich zur Ruhe ſetzt, wozu er ſich noch immer nicht entſchließen kann, gewiß, und da meine Braut eine Grünwalderin iſt, jedes Fiſchlein ſich aber in ſeinem Teich am wohlſten fühlt, ich über¬ dies die Geſellſchaft der Cyklopen und Ichthyophagen, mit denen ich hier verkehren muß, herzlich ſatt habe, ſo — ſehen Sie, daß mein Edelmuth die Grenzen des Erlaubten noch keineswegs überſchreitet.“ „Iſt es zu indiscret nach dem Namen Ihrer Fräulein Braut zu fragen?“ „Bewahre: Sophie Robran.“ „Ich hatte während meines Aufenthaltes in Grün¬ wald öfter das Vergnügen, mit Fräulein Robran in Geſellſchaft zuſammenzutreffen. Mein würdiger Freund, F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. III. 8

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/123>, abgerufen am 24.11.2024.