"Sie müssen uns ja besuchen, Herr Stein! Ich lade Lisbeth noch dazu, und dann reiten wir zusammen spazieren."
"Lassen Sie Fräulein von Meyen nur zu Hause. Ich ziehe die Duetts den Terzetts bei weitem vor."
"Ist das wahr? Aber meine Cousine ist ein sehr hübsches Mädchen. Finden Sie nicht?"
"Fräulein Lisbeth ist ein reizendes Wesen, das nur den einen Fehler hat, Sie zur Cousine zu haben, und nur den einen Fehler begeht, sich zu häufig neben Sie zu stellen."
"Warten Sie, das sage ich ihr wieder --"
"Sie würden mich dadurch dem Haß der jungen Dame aussetzen und mir dafür eine Entschädigung schuldig sein."
"Und liegt diese Entschädigung in meiner Macht?"
"Nein, in Ihren Augen."
"Sie Spötter, kommen Sie, die Reihe ist an uns."
Oswald hatte sich in der folgenden Pause zwecklos in den Zimmern umhergetrieben. Als er in den Ball¬ saal zurückkam, sah er sich vergeblich nach Emilie von Breesen um. Halb und halb sie suchend und auch wieder ohne Plan, von seinen bösen Gedanken gejagt, weiter irrend, gerieth er in eine andere Flucht von Zimmern, die an der den Spielzimmern entgegenge¬
„Sie müſſen uns ja beſuchen, Herr Stein! Ich lade Lisbeth noch dazu, und dann reiten wir zuſammen ſpazieren.“
„Laſſen Sie Fräulein von Meyen nur zu Hauſe. Ich ziehe die Duetts den Terzetts bei weitem vor.“
„Iſt das wahr? Aber meine Couſine iſt ein ſehr hübſches Mädchen. Finden Sie nicht?“
„Fräulein Lisbeth iſt ein reizendes Weſen, das nur den einen Fehler hat, Sie zur Couſine zu haben, und nur den einen Fehler begeht, ſich zu häufig neben Sie zu ſtellen.“
„Warten Sie, das ſage ich ihr wieder —“
„Sie würden mich dadurch dem Haß der jungen Dame ausſetzen und mir dafür eine Entſchädigung ſchuldig ſein.“
„Und liegt dieſe Entſchädigung in meiner Macht?“
„Nein, in Ihren Augen.“
„Sie Spötter, kommen Sie, die Reihe iſt an uns.“
Oswald hatte ſich in der folgenden Pauſe zwecklos in den Zimmern umhergetrieben. Als er in den Ball¬ ſaal zurückkam, ſah er ſich vergeblich nach Emilie von Breeſen um. Halb und halb ſie ſuchend und auch wieder ohne Plan, von ſeinen böſen Gedanken gejagt, weiter irrend, gerieth er in eine andere Flucht von Zimmern, die an der den Spielzimmern entgegenge¬
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0094"n="84"/><p>„Sie müſſen uns ja beſuchen, Herr Stein! Ich<lb/>
lade Lisbeth noch dazu, und dann reiten wir zuſammen<lb/>ſpazieren.“</p><lb/><p>„Laſſen Sie Fräulein von Meyen nur zu Hauſe.<lb/>
Ich ziehe die Duetts den Terzetts bei weitem vor.“</p><lb/><p>„Iſt das wahr? Aber meine Couſine iſt ein ſehr<lb/>
hübſches Mädchen. Finden Sie nicht?“</p><lb/><p>„Fräulein Lisbeth iſt ein reizendes Weſen, das<lb/>
nur den einen Fehler hat, Sie zur Couſine zu haben,<lb/>
und nur den einen Fehler begeht, ſich zu häufig neben<lb/>
Sie zu ſtellen.“</p><lb/><p>„Warten Sie, das ſage ich ihr wieder —“</p><lb/><p>„Sie würden mich dadurch dem Haß der jungen<lb/>
Dame ausſetzen und mir dafür eine Entſchädigung<lb/>ſchuldig ſein.“</p><lb/><p>„Und liegt dieſe Entſchädigung in meiner Macht?“</p><lb/><p>„Nein, in Ihren Augen.“</p><lb/><p>„Sie Spötter, kommen Sie, die Reihe iſt an uns.“</p><lb/><p>Oswald hatte ſich in der folgenden Pauſe zwecklos<lb/>
in den Zimmern umhergetrieben. Als er in den Ball¬<lb/>ſaal zurückkam, ſah er ſich vergeblich nach Emilie von<lb/>
Breeſen um. Halb und halb ſie ſuchend und auch<lb/>
wieder ohne Plan, von ſeinen böſen Gedanken gejagt,<lb/>
weiter irrend, gerieth er in eine andere Flucht von<lb/>
Zimmern, die an der den Spielzimmern entgegenge¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[84/0094]
„Sie müſſen uns ja beſuchen, Herr Stein! Ich
lade Lisbeth noch dazu, und dann reiten wir zuſammen
ſpazieren.“
„Laſſen Sie Fräulein von Meyen nur zu Hauſe.
Ich ziehe die Duetts den Terzetts bei weitem vor.“
„Iſt das wahr? Aber meine Couſine iſt ein ſehr
hübſches Mädchen. Finden Sie nicht?“
„Fräulein Lisbeth iſt ein reizendes Weſen, das
nur den einen Fehler hat, Sie zur Couſine zu haben,
und nur den einen Fehler begeht, ſich zu häufig neben
Sie zu ſtellen.“
„Warten Sie, das ſage ich ihr wieder —“
„Sie würden mich dadurch dem Haß der jungen
Dame ausſetzen und mir dafür eine Entſchädigung
ſchuldig ſein.“
„Und liegt dieſe Entſchädigung in meiner Macht?“
„Nein, in Ihren Augen.“
„Sie Spötter, kommen Sie, die Reihe iſt an uns.“
Oswald hatte ſich in der folgenden Pauſe zwecklos
in den Zimmern umhergetrieben. Als er in den Ball¬
ſaal zurückkam, ſah er ſich vergeblich nach Emilie von
Breeſen um. Halb und halb ſie ſuchend und auch
wieder ohne Plan, von ſeinen böſen Gedanken gejagt,
weiter irrend, gerieth er in eine andere Flucht von
Zimmern, die an der den Spielzimmern entgegenge¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/94>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.