tense's herabhängende Hand zu küssen, ein andermal ihr Glas mit dem seinen zu vertauschen; mit einem Worte, er benahm sich so, daß, wer das Verhältniß der Beiden noch nicht kannte, es heute Abend kennen lernen, und wer es ahnte, in seinem Verdacht bestätigt werden mußte.
"Ich werde sogleich nach Tische fahren, Oswald," sagte Melitta zu diesem, der in der letzten Viertel¬ stunde sich fast nur mit Emilie von Breesen, seiner Nachbarin auf der andern Seite, unterhalten hatte.
"Ich wollte, Du wärst gar nicht gekommen, oder hättest mich zu Hause gelassen," sagte der junge Mann bitter.
"Schilt mich nur noch," sagte Melitta, und schmerz¬ lich zuckte es um den reizenden Mund. "Ach, Os¬ wald, ich wollte, ich könnte Dich mitnehmen -- für jetzt und für immer."
"Hoffentlich erlaubt es Baron Oldenburg," ant¬ wortete Oswald, der bemerkte, wie die grauen Augen des Barons, während er sich lebhaft mit dem kleinen Fräulein Klauß unterhielt, unausgesetzt Melitta und ihn selbst beobachteten.
Melitta antwortete nicht, aber die Thräne, die plötzlich an ihren dunklen Wimpern erglänzte und die
tenſe's herabhängende Hand zu küſſen, ein andermal ihr Glas mit dem ſeinen zu vertauſchen; mit einem Worte, er benahm ſich ſo, daß, wer das Verhältniß der Beiden noch nicht kannte, es heute Abend kennen lernen, und wer es ahnte, in ſeinem Verdacht beſtätigt werden mußte.
„Ich werde ſogleich nach Tiſche fahren, Oswald,“ ſagte Melitta zu dieſem, der in der letzten Viertel¬ ſtunde ſich faſt nur mit Emilie von Breeſen, ſeiner Nachbarin auf der andern Seite, unterhalten hatte.
„Ich wollte, Du wärſt gar nicht gekommen, oder hätteſt mich zu Hauſe gelaſſen,“ ſagte der junge Mann bitter.
„Schilt mich nur noch,“ ſagte Melitta, und ſchmerz¬ lich zuckte es um den reizenden Mund. „Ach, Os¬ wald, ich wollte, ich könnte Dich mitnehmen — für jetzt und für immer.“
„Hoffentlich erlaubt es Baron Oldenburg,“ ant¬ wortete Oswald, der bemerkte, wie die grauen Augen des Barons, während er ſich lebhaft mit dem kleinen Fräulein Klauß unterhielt, unausgeſetzt Melitta und ihn ſelbſt beobachteten.
Melitta antwortete nicht, aber die Thräne, die plötzlich an ihren dunklen Wimpern erglänzte und die
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tenſe's herabhängende Hand zu küſſen, ein andermal
ihr Glas mit dem ſeinen zu vertauſchen; mit einem
Worte, er benahm ſich ſo, daß, wer das Verhältniß
der Beiden noch nicht kannte, es heute Abend kennen
lernen, und wer es ahnte, in ſeinem Verdacht beſtätigt
werden mußte.
„Ich werde ſogleich nach Tiſche fahren, Oswald,“
ſagte Melitta zu dieſem, der in der letzten Viertel¬
ſtunde ſich faſt nur mit Emilie von Breeſen, ſeiner
Nachbarin auf der andern Seite, unterhalten hatte.
„Ich wollte, Du wärſt gar nicht gekommen, oder
hätteſt mich zu Hauſe gelaſſen,“ ſagte der junge Mann
bitter.
„Schilt mich nur noch,“ ſagte Melitta, und ſchmerz¬
lich zuckte es um den reizenden Mund. „Ach, Os¬
wald, ich wollte, ich könnte Dich mitnehmen — für
jetzt und für immer.“
„Hoffentlich erlaubt es Baron Oldenburg,“ ant¬
wortete Oswald, der bemerkte, wie die grauen Augen
des Barons, während er ſich lebhaft mit dem kleinen
Fräulein Klauß unterhielt, unausgeſetzt Melitta und
ihn ſelbſt beobachteten.
Melitta antwortete nicht, aber die Thräne, die
plötzlich an ihren dunklen Wimpern erglänzte und die
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/87>, abgerufen am 18.07.2024.
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