Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.rief Oldenburg. "Hat Ihnen Ihr Italienisch viel "Im Gegentheil," sagte Melitta, und ihre dunklen "Ja, ja, die Italiener lügen viel," lachte der Baron. "Sagen wir lieber, es wird in Italien viel gelogen," "Zum zweiten Mal abgefallen," murmelte der "Was für eine verzweifelte Sprache ist denn das "Platt -- bramaputraisch -- mon cher. Auf Ihr rief Oldenburg. „Hat Ihnen Ihr Italieniſch viel „Im Gegentheil,“ ſagte Melitta, und ihre dunklen „Ja, ja, die Italiener lügen viel,“ lachte der Baron. „Sagen wir lieber, es wird in Italien viel gelogen,“ „Zum zweiten Mal abgefallen,“ murmelte der „Was für eine verzweifelte Sprache iſt denn das „Platt — bramaputraiſch — mon cher. Auf Ihr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> rief Oldenburg. „Hat Ihnen Ihr Italieniſch viel<lb/> genützt?“</p><lb/> <p>„Im Gegentheil,“ ſagte Melitta, und ihre dunklen<lb/> Augen flammten auf; „ich habe ſo nur manches al¬<lb/> berne, lügneriſche Wort mit anhören müſſen, das mir<lb/> ſonſt unverſtändlich geblieben wäre.“</p><lb/> <p>„Ja, ja, die Italiener lügen viel,“ lachte der Baron.</p><lb/> <p>„Sagen wir lieber, es wird in Italien viel gelogen,“<lb/> replicirte Melitta.</p><lb/> <p>„Zum zweiten Mal abgefallen,“ murmelte der<lb/> Baron. „Das Weib iſt noch immer ſchön, wie ein<lb/> Engel und klug wie die Schlange. Ja, ſie iſt ſchöner,<lb/> als früher. Ihre Augen ſind noch größer und leuch¬<lb/> tender, ihre Schultern noch runder; ihre Stimme iſt<lb/> noch weicher und wohllautender — und das Alles <hi rendition="#aq">in<lb/> majorem Dei Gloriam</hi>, das heißt dem hübſchen Fant<lb/> an ihrer Seite zu Liebe! Hm! — Herr Doctor,<lb/> wollen Sie mir die Ehre erweiſen, ein Glas Cham¬<lb/> pagner mit mir zu trinken? Ich dächte, es läge eine<lb/> Wolke auf ihrer Stirn. Verſcheuchen Sie dieſelbe.<lb/> Sie wiſſen: <hi rendition="#aq">dulce est desipere in loco</hi>.“</p><lb/> <p>„Was für eine verzweifelte Sprache iſt denn das<lb/> nun wieder, Baron?“ rief von Cloten.</p><lb/> <p>„Platt — bramaputraiſch — <hi rendition="#aq">mon cher</hi>. Auf Ihr<lb/> Wohl, Cloten!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [74/0084]
rief Oldenburg. „Hat Ihnen Ihr Italieniſch viel
genützt?“
„Im Gegentheil,“ ſagte Melitta, und ihre dunklen
Augen flammten auf; „ich habe ſo nur manches al¬
berne, lügneriſche Wort mit anhören müſſen, das mir
ſonſt unverſtändlich geblieben wäre.“
„Ja, ja, die Italiener lügen viel,“ lachte der Baron.
„Sagen wir lieber, es wird in Italien viel gelogen,“
replicirte Melitta.
„Zum zweiten Mal abgefallen,“ murmelte der
Baron. „Das Weib iſt noch immer ſchön, wie ein
Engel und klug wie die Schlange. Ja, ſie iſt ſchöner,
als früher. Ihre Augen ſind noch größer und leuch¬
tender, ihre Schultern noch runder; ihre Stimme iſt
noch weicher und wohllautender — und das Alles in
majorem Dei Gloriam, das heißt dem hübſchen Fant
an ihrer Seite zu Liebe! Hm! — Herr Doctor,
wollen Sie mir die Ehre erweiſen, ein Glas Cham¬
pagner mit mir zu trinken? Ich dächte, es läge eine
Wolke auf ihrer Stirn. Verſcheuchen Sie dieſelbe.
Sie wiſſen: dulce est desipere in loco.“
„Was für eine verzweifelte Sprache iſt denn das
nun wieder, Baron?“ rief von Cloten.
„Platt — bramaputraiſch — mon cher. Auf Ihr
Wohl, Cloten!“
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