"Wollen Sie in diesem Herbst mit mir nach Italien reisen? Sie wissen, in der bewußten Angelegenheit."
"Ginge rasend gerne mit, Baron; aber Sie wissen, tausend Gründe dagegen; erstens Jagd, zweitens Pferderennen, drittens hasse Reisen, viertens, verstehe kein Wort italienisch."
"Nun, das ist das Wenigste. Was man noth¬ wendig wissen muß, beschränkt sich auf Si signore, Anima mia dolce, das Andere läßt man sich von den Schiffern sagen."
Von Cloten erröthete bis in die Stirn hinauf, denn, wie Oldenburg diese Worte lachend sprach, fühlte er Hortenses Fuß auf dem seinen und hörte ihre von inneren Thränen fast erstickte Stimme: "Siehst Du, Arthur; habe ich es nicht gesagt?"
Auch Melitta, die seitdem sie den Baron sich ge¬ rade gegenüber sah, sehr still geworden war, schien über diese Bemerkung sichtlich betroffen. Sie senkte plötzlich die langen Wimpern, wie wenn sie verbergen wollte, was jetzt in ihrer Seele vorging.
"Ich rufe Sie zum Zeugen auf, gnädige Frau,"
„Still, Oldenburg beobachtet uns fortwährend.“
„Cloten!“ rief der Baron.
„Was, Baron?“
„Wollen Sie in dieſem Herbſt mit mir nach Italien reiſen? Sie wiſſen, in der bewußten Angelegenheit.“
„Ginge raſend gerne mit, Baron; aber Sie wiſſen, tauſend Gründe dagegen; erſtens Jagd, zweitens Pferderennen, drittens haſſe Reiſen, viertens, verſtehe kein Wort italieniſch.“
„Nun, das iſt das Wenigſte. Was man noth¬ wendig wiſſen muß, beſchränkt ſich auf Si signore, Anima mia dolce, das Andere läßt man ſich von den Schiffern ſagen.“
Von Cloten erröthete bis in die Stirn hinauf, denn, wie Oldenburg dieſe Worte lachend ſprach, fühlte er Hortenſes Fuß auf dem ſeinen und hörte ihre von inneren Thränen faſt erſtickte Stimme: „Siehſt Du, Arthur; habe ich es nicht geſagt?“
Auch Melitta, die ſeitdem ſie den Baron ſich ge¬ rade gegenüber ſah, ſehr ſtill geworden war, ſchien über dieſe Bemerkung ſichtlich betroffen. Sie ſenkte plötzlich die langen Wimpern, wie wenn ſie verbergen wollte, was jetzt in ihrer Seele vorging.
„Ich rufe Sie zum Zeugen auf, gnädige Frau,“
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„Still, Oldenburg beobachtet uns fortwährend.“
„Cloten!“ rief der Baron.
„Was, Baron?“
„Wollen Sie in dieſem Herbſt mit mir nach Italien
reiſen? Sie wiſſen, in der bewußten Angelegenheit.“
„Ginge raſend gerne mit, Baron; aber Sie wiſſen,
tauſend Gründe dagegen; erſtens Jagd, zweitens
Pferderennen, drittens haſſe Reiſen, viertens, verſtehe
kein Wort italieniſch.“
„Nun, das iſt das Wenigſte. Was man noth¬
wendig wiſſen muß, beſchränkt ſich auf Si signore,
Anima mia dolce, das Andere läßt man ſich von
den Schiffern ſagen.“
Von Cloten erröthete bis in die Stirn hinauf,
denn, wie Oldenburg dieſe Worte lachend ſprach,
fühlte er Hortenſes Fuß auf dem ſeinen und hörte
ihre von inneren Thränen faſt erſtickte Stimme:
„Siehſt Du, Arthur; habe ich es nicht geſagt?“
Auch Melitta, die ſeitdem ſie den Baron ſich ge¬
rade gegenüber ſah, ſehr ſtill geworden war, ſchien
über dieſe Bemerkung ſichtlich betroffen. Sie ſenkte
plötzlich die langen Wimpern, wie wenn ſie verbergen
wollte, was jetzt in ihrer Seele vorging.
„Ich rufe Sie zum Zeugen auf, gnädige Frau,“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/83>, abgerufen am 17.02.2025.
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