junge Deutschland an das andre. Geh' Du mit Deiner Heerde von Widdern und Mutterschaafen nach Osten, und ich will mit den Böcklein und Zicklein nach Westen gehen."
"Das wird auch wohl das Beste sein," sagte Barne¬ witz; "hier sind Deine Zettel."
Die Bedienten hatten den Saal verlassen; die bei¬ den Herren fingen, jeder auf seinem Ende, an, die Zettel zu vertheilen.
"Fräulein Klauß," sagte Oldenburg, einen Zettel in die Höhe haltend; "wer, bei allen Olympiern ist Fräulein Klauß?"
"Unsre Erzieherin. Hast Du sie nicht bemerkt, das hübsche kleine Ding mit den hochverrätherischen Augen?" sagte Barnewitz eifrig sortirend. "Wir konn¬ ten sie nicht in ihrer Kinderstube lassen. -- Herr des Himmels, da sitzen ja schon wieder Mann und Frau zusammen! -- weil sonst eine Tänzerin zu wenig ge¬ wesen wäre. Du kannst sie mit dem Doctor Stein zusammen setzen. Gleich und gleich gesellt sich gern."
"Schön," sagte Oldenburg und grinste.
"Wer soll denn die Berkow führen?"
"Zum Kuckuck, laß mich in Ruhe! Du meinet¬ wegen."
F. Spielhagen, Problematische Naturen. II. 5
junge Deutſchland an das andre. Geh' Du mit Deiner Heerde von Widdern und Mutterſchaafen nach Oſten, und ich will mit den Böcklein und Zicklein nach Weſten gehen.“
„Das wird auch wohl das Beſte ſein,“ ſagte Barne¬ witz; „hier ſind Deine Zettel.“
Die Bedienten hatten den Saal verlaſſen; die bei¬ den Herren fingen, jeder auf ſeinem Ende, an, die Zettel zu vertheilen.
„Fräulein Klauß,“ ſagte Oldenburg, einen Zettel in die Höhe haltend; „wer, bei allen Olympiern iſt Fräulein Klauß?“
„Unſre Erzieherin. Haſt Du ſie nicht bemerkt, das hübſche kleine Ding mit den hochverrätheriſchen Augen?“ ſagte Barnewitz eifrig ſortirend. „Wir konn¬ ten ſie nicht in ihrer Kinderſtube laſſen. — Herr des Himmels, da ſitzen ja ſchon wieder Mann und Frau zuſammen! — weil ſonſt eine Tänzerin zu wenig ge¬ weſen wäre. Du kannſt ſie mit dem Doctor Stein zuſammen ſetzen. Gleich und gleich geſellt ſich gern.“
„Schön,“ ſagte Oldenburg und grinſte.
„Wer ſoll denn die Berkow führen?“
„Zum Kuckuck, laß mich in Ruhe! Du meinet¬ wegen.“
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. II. 5
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junge Deutſchland an das andre. Geh' Du mit Deiner
Heerde von Widdern und Mutterſchaafen nach Oſten,
und ich will mit den Böcklein und Zicklein nach Weſten
gehen.“
„Das wird auch wohl das Beſte ſein,“ ſagte Barne¬
witz; „hier ſind Deine Zettel.“
Die Bedienten hatten den Saal verlaſſen; die bei¬
den Herren fingen, jeder auf ſeinem Ende, an, die
Zettel zu vertheilen.
„Fräulein Klauß,“ ſagte Oldenburg, einen Zettel
in die Höhe haltend; „wer, bei allen Olympiern iſt
Fräulein Klauß?“
„Unſre Erzieherin. Haſt Du ſie nicht bemerkt,
das hübſche kleine Ding mit den hochverrätheriſchen
Augen?“ ſagte Barnewitz eifrig ſortirend. „Wir konn¬
ten ſie nicht in ihrer Kinderſtube laſſen. — Herr des
Himmels, da ſitzen ja ſchon wieder Mann und Frau
zuſammen! — weil ſonſt eine Tänzerin zu wenig ge¬
weſen wäre. Du kannſt ſie mit dem Doctor Stein
zuſammen ſetzen. Gleich und gleich geſellt ſich gern.“
„Schön,“ ſagte Oldenburg und grinſte.
„Wer ſoll denn die Berkow führen?“
„Zum Kuckuck, laß mich in Ruhe! Du meinet¬
wegen.“
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. II. 5
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/75>, abgerufen am 18.07.2024.
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