von Vorurtheilen nicht so sehr befangen waren, daß sie Oswalds ritterliches Wesen nicht gern hätten gelten lassen. So Herr von Langen, welcher seinen Arm vertraulich unter den Oswalds schob, und in der Pause mit ihm im Saale freundlich plaudernd, auf- und abschritt; so der junge von Breesen, der hübscheste und gewandteste von der Schaar, welcher Oswald bat, ihm ein paar Lectionen im Pistolen¬ schießen zu geben, und als seine Schwester durch Un¬ achtsamkeit eine Verwirrung im Tanz angerichtet hatte, zu ihm kam, ihn im Namen der jungen Dame um Entschuldigung bat und ihn zu ihr führte, damit sie sich selbst entschuldigen könne; so endlich selbst¬ redend Baron Oldenburg, der die Tugenden Oswalds als Tänzer und Schütze gegen mehr als Einen bis in den Himmel erhob, wobei es nur nicht ganz er¬ sichtlich war, ob er dies aus aufrichtiger Ueberzeugung oder mehr in der Absicht that, seine jungen Standes¬ genossen gründlich zu ärgern.
Dieser dankbaren Aufgabe konnte er sich mit um so größerem Behagen unterziehen, als er auf Herrn von Barnewitzen's Frage, ob er spielen wolle, geant¬ wortet hatte: ja, wenn Pharo gespielt wird; und auf Lisbeths von Meyen Bemerkung, ob er denn nicht zu tanzen gedenke, geäußert hatte: "Meine Gnä¬
von Vorurtheilen nicht ſo ſehr befangen waren, daß ſie Oswalds ritterliches Weſen nicht gern hätten gelten laſſen. So Herr von Langen, welcher ſeinen Arm vertraulich unter den Oswalds ſchob, und in der Pauſe mit ihm im Saale freundlich plaudernd, auf- und abſchritt; ſo der junge von Breeſen, der hübſcheſte und gewandteſte von der Schaar, welcher Oswald bat, ihm ein paar Lectionen im Piſtolen¬ ſchießen zu geben, und als ſeine Schweſter durch Un¬ achtſamkeit eine Verwirrung im Tanz angerichtet hatte, zu ihm kam, ihn im Namen der jungen Dame um Entſchuldigung bat und ihn zu ihr führte, damit ſie ſich ſelbſt entſchuldigen könne; ſo endlich ſelbſt¬ redend Baron Oldenburg, der die Tugenden Oswalds als Tänzer und Schütze gegen mehr als Einen bis in den Himmel erhob, wobei es nur nicht ganz er¬ ſichtlich war, ob er dies aus aufrichtiger Ueberzeugung oder mehr in der Abſicht that, ſeine jungen Standes¬ genoſſen gründlich zu ärgern.
Dieſer dankbaren Aufgabe konnte er ſich mit um ſo größerem Behagen unterziehen, als er auf Herrn von Barnewitzen's Frage, ob er ſpielen wolle, geant¬ wortet hatte: ja, wenn Pharo geſpielt wird; und auf Lisbeths von Meyen Bemerkung, ob er denn nicht zu tanzen gedenke, geäußert hatte: „Meine Gnä¬
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von Vorurtheilen nicht ſo ſehr befangen waren, daß
ſie Oswalds ritterliches Weſen nicht gern hätten
gelten laſſen. So Herr von Langen, welcher ſeinen
Arm vertraulich unter den Oswalds ſchob, und in
der Pauſe mit ihm im Saale freundlich plaudernd,
auf- und abſchritt; ſo der junge von Breeſen, der
hübſcheſte und gewandteſte von der Schaar, welcher
Oswald bat, ihm ein paar Lectionen im Piſtolen¬
ſchießen zu geben, und als ſeine Schweſter durch Un¬
achtſamkeit eine Verwirrung im Tanz angerichtet
hatte, zu ihm kam, ihn im Namen der jungen Dame
um Entſchuldigung bat und ihn zu ihr führte, damit
ſie ſich ſelbſt entſchuldigen könne; ſo endlich ſelbſt¬
redend Baron Oldenburg, der die Tugenden Oswalds
als Tänzer und Schütze gegen mehr als Einen bis
in den Himmel erhob, wobei es nur nicht ganz er¬
ſichtlich war, ob er dies aus aufrichtiger Ueberzeugung
oder mehr in der Abſicht that, ſeine jungen Standes¬
genoſſen gründlich zu ärgern.
Dieſer dankbaren Aufgabe konnte er ſich mit um
ſo größerem Behagen unterziehen, als er auf Herrn
von Barnewitzen's Frage, ob er ſpielen wolle, geant¬
wortet hatte: ja, wenn Pharo geſpielt wird; und
auf Lisbeths von Meyen Bemerkung, ob er denn
nicht zu tanzen gedenke, geäußert hatte: „Meine Gnä¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/72>, abgerufen am 17.02.2025.
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