Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.Spitzen der Behörden, der Adel und so weiter zu "Nicht übel," sagte Oswald, "und wer ist die "Eine Baronin von Nadelitz mit ihren Töchtern. "Die Töchter sind auf alle Fälle sehr hübsch," "Ja; seitdem hat sie, wie man zu sagen pflegt, die 2*
Spitzen der Behörden, der Adel und ſo weiter zu „Nicht übel,“ ſagte Oswald, „und wer iſt die „Eine Baronin von Nadelitz mit ihren Töchtern. „Die Töchter ſind auf alle Fälle ſehr hübſch,“ „Ja; ſeitdem hat ſie, wie man zu ſagen pflegt, die 2*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="19"/> Spitzen der Behörden, der Adel und ſo weiter zu<lb/> ſeinem Empfange eingefunden haben, hält des Grafen<lb/> mit ſechs herrlichen Braunen beſpannte Equipage, auf<lb/> jedem der Sattelpferde ein Jockey in der gräflichen<lb/> Livree. Der König bewundert die ſchönen Thiere.<lb/> „Alles eigene Zucht, Majeſtät,“ ſchreit der Graf mit<lb/> einer kühnen Handbewegung. „Die Jockeys auch?“<lb/> antwortet der witzige Monarch.“</p><lb/> <p>„Nicht übel,“ ſagte Oswald, „und wer iſt die<lb/> große ſtarke Dame mit den männlich-kühnen Zügen,<lb/> die eben mit den drei ſchönen Mädchen in den Saal<lb/> tritt?“</p><lb/> <p>„Eine Baronin von Nadelitz mit ihren Töchtern.<lb/> Sie iſt eine Katharina von Rußland im Kleinen. Ur¬<lb/> ſprünglich hütete ſie die Gänſe des Barons, ihres<lb/> nachherigen Gemals. Sie ſoll ſo wunderbar ſchön<lb/> geweſen ſein, daß ſich jeder Mann in ſie verlieben<lb/> mußte, und dabei ſo guten Herzens, daß nicht leicht<lb/> Jemand, ohne gehört zu werden, von ihr ging. So<lb/> ſoll die Ehe nicht die glücklichſte geweſen ſein.“</p><lb/> <p>„Die Töchter ſind auf alle Fälle ſehr hübſch,“<lb/> ſagte Oswald. „Der Baron iſt alſo todt?“</p><lb/> <p>„Ja; ſeitdem hat ſie, wie man zu ſagen pflegt, die<lb/> Hoſen angezogen, das heißt diesmal in des Wortes<lb/> ernſteſter Bedeutung. Ich ſelbſt habe ſie in Stulpen¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0029]
Spitzen der Behörden, der Adel und ſo weiter zu
ſeinem Empfange eingefunden haben, hält des Grafen
mit ſechs herrlichen Braunen beſpannte Equipage, auf
jedem der Sattelpferde ein Jockey in der gräflichen
Livree. Der König bewundert die ſchönen Thiere.
„Alles eigene Zucht, Majeſtät,“ ſchreit der Graf mit
einer kühnen Handbewegung. „Die Jockeys auch?“
antwortet der witzige Monarch.“
„Nicht übel,“ ſagte Oswald, „und wer iſt die
große ſtarke Dame mit den männlich-kühnen Zügen,
die eben mit den drei ſchönen Mädchen in den Saal
tritt?“
„Eine Baronin von Nadelitz mit ihren Töchtern.
Sie iſt eine Katharina von Rußland im Kleinen. Ur¬
ſprünglich hütete ſie die Gänſe des Barons, ihres
nachherigen Gemals. Sie ſoll ſo wunderbar ſchön
geweſen ſein, daß ſich jeder Mann in ſie verlieben
mußte, und dabei ſo guten Herzens, daß nicht leicht
Jemand, ohne gehört zu werden, von ihr ging. So
ſoll die Ehe nicht die glücklichſte geweſen ſein.“
„Die Töchter ſind auf alle Fälle ſehr hübſch,“
ſagte Oswald. „Der Baron iſt alſo todt?“
„Ja; ſeitdem hat ſie, wie man zu ſagen pflegt, die
Hoſen angezogen, das heißt diesmal in des Wortes
ernſteſter Bedeutung. Ich ſelbſt habe ſie in Stulpen¬
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