Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.Gegen Abend kamen sie wieder, triefend von Regen Ich dachte, daß ich Harald einen Funken Hoff¬ "Siehst Du?" sagte er und stieß das Glas, aus Er riß an der Klingel, daß ihm der Griff in der Ich bat ihn, ein paar Stunden wenigstens zu Gegen Abend kamen ſie wieder, triefend von Regen Ich dachte, daß ich Harald einen Funken Hoff¬ „Siehſt Du?“ ſagte er und ſtieß das Glas, aus Er riß an der Klingel, daß ihm der Griff in der Ich bat ihn, ein paar Stunden wenigſtens zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0271" n="261"/> <p>Gegen Abend kamen ſie wieder, triefend von Regen<lb/> und dem Moorwaſſer, in welchem ſie ſtundenlang um¬<lb/> hergewatet hatten. Die Männer waren ſo müde, daß<lb/> ſie im Gehen ſchliefen, aber Harald's Kraft war noch<lb/> nicht gebrochen. Er hieß mich ein paar Flaſchen<lb/> Wein holen, und während er ſie hinuntergoß, ſagte<lb/> er zu mir: „Höre, Alte! ich glaube nicht, daß ſie ſich<lb/> ertränkt hat. Es wäre zu gräßlich; ich müßte ver¬<lb/> rückt werden über dem Gedanken. So grauſam hat<lb/> ſie ſich nicht an mir rächen können; dazu war ſie viel<lb/> zu gut und hatte mich viel zu lieb. Hat ſie nie ge¬<lb/> ſagt, ſie wolle mich verlaſſen? hat ſie nie von einem<lb/> Manne geſprochen, der alle Zeit bereit ſei, ſie bei<lb/> ſich aufzunehmen?“</p><lb/> <p>Ich dachte, daß ich Harald einen Funken Hoff¬<lb/> nung laſſen müſſe, und ſagte: ja, Marie, hätte öfter<lb/> und beſonders in der letzten Zeit ſo geredet.</p><lb/> <p>„Siehſt Du?“ ſagte er und ſtieß das Glas, aus<lb/> dem er getrunken hatte, auf den Tiſch, daß es zer¬<lb/> brach; „jetzt kommt die Meute endlich auf die Spur.<lb/> Nun wollen wir eine richtige Hetzjagd machen.“</p><lb/> <p>Er riß an der Klingel, daß ihm der Griff in der<lb/> Hand blieb. „Anſpannen laſſen!“ ſchrie er dem alten<lb/> Jochen, der eintrat, entgegen, „ſofort!“</p><lb/> <p>Ich bat ihn, ein paar Stunden wenigſtens zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0271]
Gegen Abend kamen ſie wieder, triefend von Regen
und dem Moorwaſſer, in welchem ſie ſtundenlang um¬
hergewatet hatten. Die Männer waren ſo müde, daß
ſie im Gehen ſchliefen, aber Harald's Kraft war noch
nicht gebrochen. Er hieß mich ein paar Flaſchen
Wein holen, und während er ſie hinuntergoß, ſagte
er zu mir: „Höre, Alte! ich glaube nicht, daß ſie ſich
ertränkt hat. Es wäre zu gräßlich; ich müßte ver¬
rückt werden über dem Gedanken. So grauſam hat
ſie ſich nicht an mir rächen können; dazu war ſie viel
zu gut und hatte mich viel zu lieb. Hat ſie nie ge¬
ſagt, ſie wolle mich verlaſſen? hat ſie nie von einem
Manne geſprochen, der alle Zeit bereit ſei, ſie bei
ſich aufzunehmen?“
Ich dachte, daß ich Harald einen Funken Hoff¬
nung laſſen müſſe, und ſagte: ja, Marie, hätte öfter
und beſonders in der letzten Zeit ſo geredet.
„Siehſt Du?“ ſagte er und ſtieß das Glas, aus
dem er getrunken hatte, auf den Tiſch, daß es zer¬
brach; „jetzt kommt die Meute endlich auf die Spur.
Nun wollen wir eine richtige Hetzjagd machen.“
Er riß an der Klingel, daß ihm der Griff in der
Hand blieb. „Anſpannen laſſen!“ ſchrie er dem alten
Jochen, der eintrat, entgegen, „ſofort!“
Ich bat ihn, ein paar Stunden wenigſtens zu
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