Es meldeten sich Alle, nicht des Lohnes wegen, sondern weil doch Keiner vor Angst und Aufregung hätte schlafen können.
Er ließ so viel Lichter anzünden, als nur aufzu¬ treiben waren und nun fing das Suchen von Neuem an, unten in den Kellern, durch alle Zimmer, Trepp auf, Trepp ab, auf den Böden, bis hinauf auf den Thurm, -- Harald immer voran, jeden Winkel durch¬ spähend, überall die Augen habend, mit fester Stimme Befehle ertheilend, unermüdlich, bis der Morgen kam.
Nun mußten sich die Frauen zu Bett legen, aber von den Männern, nahm er, was sich noch auf den Beinen halten konnte. Mit denen durchsuchte er jedes Gebüsch im Garten, und den Wallgraben von der Zugbrücke an bis wieder zur Zugbrücke. Es regnete an dem Tage, was nur vom Himmel wollte, und die Leute fielen beinahe um vor Müdigkeit, aber Harald gab ihnen -- wohl zum ersten Mal in seinem Leben -- gute Worte und bat und beschwor sie, nicht nachzu¬ lassen und versprach ihnen Geld, soviel sie wollten. So hielten sie bis gegen Mittag aus; da konnten sie nicht mehr. Nun nahm Harald die Andern, die sich ausgeruht hatten und mit denen ging er auf das Moor nach Faschwitz und in den Wald nach Berkow und bis an den Strand.
Es meldeten ſich Alle, nicht des Lohnes wegen, ſondern weil doch Keiner vor Angſt und Aufregung hätte ſchlafen können.
Er ließ ſo viel Lichter anzünden, als nur aufzu¬ treiben waren und nun fing das Suchen von Neuem an, unten in den Kellern, durch alle Zimmer, Trepp auf, Trepp ab, auf den Böden, bis hinauf auf den Thurm, — Harald immer voran, jeden Winkel durch¬ ſpähend, überall die Augen habend, mit feſter Stimme Befehle ertheilend, unermüdlich, bis der Morgen kam.
Nun mußten ſich die Frauen zu Bett legen, aber von den Männern, nahm er, was ſich noch auf den Beinen halten konnte. Mit denen durchſuchte er jedes Gebüſch im Garten, und den Wallgraben von der Zugbrücke an bis wieder zur Zugbrücke. Es regnete an dem Tage, was nur vom Himmel wollte, und die Leute fielen beinahe um vor Müdigkeit, aber Harald gab ihnen — wohl zum erſten Mal in ſeinem Leben — gute Worte und bat und beſchwor ſie, nicht nachzu¬ laſſen und verſprach ihnen Geld, ſoviel ſie wollten. So hielten ſie bis gegen Mittag aus; da konnten ſie nicht mehr. Nun nahm Harald die Andern, die ſich ausgeruht hatten und mit denen ging er auf das Moor nach Faſchwitz und in den Wald nach Berkow und bis an den Strand.
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Es meldeten ſich Alle, nicht des Lohnes wegen,
ſondern weil doch Keiner vor Angſt und Aufregung
hätte ſchlafen können.
Er ließ ſo viel Lichter anzünden, als nur aufzu¬
treiben waren und nun fing das Suchen von Neuem
an, unten in den Kellern, durch alle Zimmer, Trepp
auf, Trepp ab, auf den Böden, bis hinauf auf den
Thurm, — Harald immer voran, jeden Winkel durch¬
ſpähend, überall die Augen habend, mit feſter Stimme
Befehle ertheilend, unermüdlich, bis der Morgen kam.
Nun mußten ſich die Frauen zu Bett legen, aber
von den Männern, nahm er, was ſich noch auf den
Beinen halten konnte. Mit denen durchſuchte er jedes
Gebüſch im Garten, und den Wallgraben von der
Zugbrücke an bis wieder zur Zugbrücke. Es regnete
an dem Tage, was nur vom Himmel wollte, und die
Leute fielen beinahe um vor Müdigkeit, aber Harald
gab ihnen — wohl zum erſten Mal in ſeinem Leben —
gute Worte und bat und beſchwor ſie, nicht nachzu¬
laſſen und verſprach ihnen Geld, ſoviel ſie wollten.
So hielten ſie bis gegen Mittag aus; da konnten ſie
nicht mehr. Nun nahm Harald die Andern, die ſich
ausgeruht hatten und mit denen ging er auf das Moor
nach Faſchwitz und in den Wald nach Berkow und
bis an den Strand.
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/270>, abgerufen am 18.07.2024.
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