Dame muß in Tante Grenwitz's Nähe schlafen." "Was sagst Du, lieber Harald?" fragte die Tante, die auf dem einen Ohre taub war, und auf dem anderen auch nicht besonders hörte, so daß sie mich durchaus nicht verstehen konnte, so laut ich auch schrie. "Nichts, nichts, liebe Tante!" sagte der Baron; "fort Jochen!"
Es war spät in der Nacht, als sie wieder kamen. Ich hatte alle Leute zu Bett gehen lassen mit Aus¬ nahme des neuen Kammerdieners, den der Herr von seiner Reise mitgebracht hatte. Die junge Dame war mit im Wagen. Als sie auf den Flur traten und der Schein des Lichtes, das der Baptiste, so hieß der Mensch, in der Hand trug, auf das rosige Ge¬ sichtchen der jungen Dame fiel, verzog sich sein Ge¬ sicht zu einem recht widerlichen Lachen. Aber ich sah, daß Harald die Stirn runzelte, und mit dem Augen winkte; da war Baptiste gleich wieder ganz Ernst und Diensteifer.
"Führe die Damen auf Ihre Zimmer, Alte!" sagte Harald zu mir, und dann verbeugte er sich stattlich vor den Frauen und wünschte ihnen wohl zu schlafen.
"Wollen Sie mir Ihren Arm geben, liebe Marie?" sagte die Tante, als ich mit dem Licht vor ihnen her die Treppe hinaufging; "meine alten Glieder sind doch
Dame muß in Tante Grenwitz's Nähe ſchlafen.“ „Was ſagſt Du, lieber Harald?“ fragte die Tante, die auf dem einen Ohre taub war, und auf dem anderen auch nicht beſonders hörte, ſo daß ſie mich durchaus nicht verſtehen konnte, ſo laut ich auch ſchrie. „Nichts, nichts, liebe Tante!“ ſagte der Baron; „fort Jochen!“
Es war ſpät in der Nacht, als ſie wieder kamen. Ich hatte alle Leute zu Bett gehen laſſen mit Aus¬ nahme des neuen Kammerdieners, den der Herr von ſeiner Reiſe mitgebracht hatte. Die junge Dame war mit im Wagen. Als ſie auf den Flur traten und der Schein des Lichtes, das der Baptiſte, ſo hieß der Menſch, in der Hand trug, auf das roſige Ge¬ ſichtchen der jungen Dame fiel, verzog ſich ſein Ge¬ ſicht zu einem recht widerlichen Lachen. Aber ich ſah, daß Harald die Stirn runzelte, und mit dem Augen winkte; da war Baptiſte gleich wieder ganz Ernſt und Dienſteifer.
„Führe die Damen auf Ihre Zimmer, Alte!“ ſagte Harald zu mir, und dann verbeugte er ſich ſtattlich vor den Frauen und wünſchte ihnen wohl zu ſchlafen.
„Wollen Sie mir Ihren Arm geben, liebe Marie?“ ſagte die Tante, als ich mit dem Licht vor ihnen her die Treppe hinaufging; „meine alten Glieder ſind doch
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Dame muß in Tante Grenwitz's Nähe ſchlafen.“ „Was
ſagſt Du, lieber Harald?“ fragte die Tante, die auf
dem einen Ohre taub war, und auf dem anderen auch
nicht beſonders hörte, ſo daß ſie mich durchaus nicht
verſtehen konnte, ſo laut ich auch ſchrie. „Nichts,
nichts, liebe Tante!“ ſagte der Baron; „fort Jochen!“
Es war ſpät in der Nacht, als ſie wieder kamen.
Ich hatte alle Leute zu Bett gehen laſſen mit Aus¬
nahme des neuen Kammerdieners, den der Herr von
ſeiner Reiſe mitgebracht hatte. Die junge Dame
war mit im Wagen. Als ſie auf den Flur traten
und der Schein des Lichtes, das der Baptiſte, ſo hieß
der Menſch, in der Hand trug, auf das roſige Ge¬
ſichtchen der jungen Dame fiel, verzog ſich ſein Ge¬
ſicht zu einem recht widerlichen Lachen. Aber ich ſah,
daß Harald die Stirn runzelte, und mit dem Augen
winkte; da war Baptiſte gleich wieder ganz Ernſt und
Dienſteifer.
„Führe die Damen auf Ihre Zimmer, Alte!“
ſagte Harald zu mir, und dann verbeugte er ſich
ſtattlich vor den Frauen und wünſchte ihnen wohl zu
ſchlafen.
„Wollen Sie mir Ihren Arm geben, liebe Marie?“
ſagte die Tante, als ich mit dem Licht vor ihnen her
die Treppe hinaufging; „meine alten Glieder ſind doch
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/241>, abgerufen am 18.07.2024.
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