drei, und dabei blieb Harald bei Besinnung und Ber¬ kow lag unter dem Tisch."
"War es ein hübscher Mann?" fragte Oswald.
"Nicht so hübsch, wie Harald und lange nicht so hübsch wie Du, Junker. Er war kleiner und schwäch¬ licher, wie ihr, und Harald hätte es mit sechs solchen Männern zugleich aufnehmen können. Aber es war auch weit und breit Niemand so stark und so kühn, wie Harald. Er konnte das wildeste Pferd im Lauf aufhalten und zahm und folgsam machen, wie einen Hund, und in den Sattel sprang er, ohne die Bügel zu berühren. Sie erzählten sich Wunderdinge von seiner Riesenkraft, aber es war just so, als sie sagten. Wenn er zornig war, und er war es nur zu oft, zer¬ brach er einen schweren eichenen Stuhl oder Tisch, als wären sie von Glas. Dann schwollen ihm die Adern auf der Stirn an, wie Aeste, und der weiße Schaum trat ihm vor dem Mund, daß er gräulich an¬ zusehen war; aber wenn er lachte und freundlich that, da mußte man ihn doch wieder lieb haben. Da konnte er so schön thun, und so gute Worte geben, daß kein Mensch nicht glauben konnte, wie böse er war. Denn böse war er bei alledem; was ihm gefiel, das mußte er haben, es mochte kosten, was es wollte, und wenn Alles darüber zu Grunde ging."
drei, und dabei blieb Harald bei Beſinnung und Ber¬ kow lag unter dem Tiſch.“
„War es ein hübſcher Mann?“ fragte Oswald.
„Nicht ſo hübſch, wie Harald und lange nicht ſo hübſch wie Du, Junker. Er war kleiner und ſchwäch¬ licher, wie ihr, und Harald hätte es mit ſechs ſolchen Männern zugleich aufnehmen können. Aber es war auch weit und breit Niemand ſo ſtark und ſo kühn, wie Harald. Er konnte das wildeſte Pferd im Lauf aufhalten und zahm und folgſam machen, wie einen Hund, und in den Sattel ſprang er, ohne die Bügel zu berühren. Sie erzählten ſich Wunderdinge von ſeiner Rieſenkraft, aber es war juſt ſo, als ſie ſagten. Wenn er zornig war, und er war es nur zu oft, zer¬ brach er einen ſchweren eichenen Stuhl oder Tiſch, als wären ſie von Glas. Dann ſchwollen ihm die Adern auf der Stirn an, wie Aeſte, und der weiße Schaum trat ihm vor dem Mund, daß er gräulich an¬ zuſehen war; aber wenn er lachte und freundlich that, da mußte man ihn doch wieder lieb haben. Da konnte er ſo ſchön thun, und ſo gute Worte geben, daß kein Menſch nicht glauben konnte, wie böſe er war. Denn böſe war er bei alledem; was ihm gefiel, das mußte er haben, es mochte koſten, was es wollte, und wenn Alles darüber zu Grunde ging.“
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drei, und dabei blieb Harald bei Beſinnung und Ber¬
kow lag unter dem Tiſch.“
„War es ein hübſcher Mann?“ fragte Oswald.
„Nicht ſo hübſch, wie Harald und lange nicht ſo
hübſch wie Du, Junker. Er war kleiner und ſchwäch¬
licher, wie ihr, und Harald hätte es mit ſechs ſolchen
Männern zugleich aufnehmen können. Aber es war
auch weit und breit Niemand ſo ſtark und ſo kühn,
wie Harald. Er konnte das wildeſte Pferd im Lauf
aufhalten und zahm und folgſam machen, wie einen
Hund, und in den Sattel ſprang er, ohne die Bügel
zu berühren. Sie erzählten ſich Wunderdinge von
ſeiner Rieſenkraft, aber es war juſt ſo, als ſie ſagten.
Wenn er zornig war, und er war es nur zu oft, zer¬
brach er einen ſchweren eichenen Stuhl oder Tiſch,
als wären ſie von Glas. Dann ſchwollen ihm die
Adern auf der Stirn an, wie Aeſte, und der weiße
Schaum trat ihm vor dem Mund, daß er gräulich an¬
zuſehen war; aber wenn er lachte und freundlich that,
da mußte man ihn doch wieder lieb haben. Da konnte
er ſo ſchön thun, und ſo gute Worte geben, daß kein
Menſch nicht glauben konnte, wie böſe er war. Denn
böſe war er bei alledem; was ihm gefiel, das mußte
er haben, es mochte koſten, was es wollte, und wenn
Alles darüber zu Grunde ging.“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/236>, abgerufen am 18.07.2024.
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