Eine unaussprechliche Wehmuth bemächtigte sich Oswald's Herz. Das Leben erschien ihm wie ein dumpfer, beängstigender Traum, durch den geliebte Gestalten mit verhülltem Antlitz glitten. Er gedachte Melitta's, aber wie einer Todten. ...
Auch Albert war still geworden in dem stillen Garten: "Lassen Sie uns weiter gehen," sagte er; "es ist hier wie auf einem Friedhof."
Sie gingen aus dem alten verfallenen Thore über die Zugbrücke in den Wald, den Weg nach Berkow, denselben Weg zwischen den hohen ernsten Tannen, den Oswald an dem Abend seiner Ankunft auf Schloß Grenwitz dahergefahren kam, und den er seitdem mit wie verschiedenen Empfindungen nun schon so oft zurückgelegt hatte.
Jener Abend hatte eine Kluft in sein Leben ge¬ rissen, deren Tiefe er jetzt erst inne ward. Seit jenem Abend war die weite Welt draußen hinter den stillen Wäldern für ihn versunken, und eine neue Welt war für ihn emporgeblüht, eine paradiesische Welt voll Liebe und Sonnenschein; und jetzt war es ihm, als versänke ihm auch diese Welt unter den Füßen, und die alte Welt draußen jenseits der stillen Wälder läge ihm weit, unerreichbar weit. Würde er je mit frischen, muthigen Sinnen in diese Welt zurückkehren? nicht
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Eine unausſprechliche Wehmuth bemächtigte ſich Oswald's Herz. Das Leben erſchien ihm wie ein dumpfer, beängſtigender Traum, durch den geliebte Geſtalten mit verhülltem Antlitz glitten. Er gedachte Melitta's, aber wie einer Todten. ...
Auch Albert war ſtill geworden in dem ſtillen Garten: „Laſſen Sie uns weiter gehen,“ ſagte er; „es iſt hier wie auf einem Friedhof.“
Sie gingen aus dem alten verfallenen Thore über die Zugbrücke in den Wald, den Weg nach Berkow, denſelben Weg zwiſchen den hohen ernſten Tannen, den Oswald an dem Abend ſeiner Ankunft auf Schloß Grenwitz dahergefahren kam, und den er ſeitdem mit wie verſchiedenen Empfindungen nun ſchon ſo oft zurückgelegt hatte.
Jener Abend hatte eine Kluft in ſein Leben ge¬ riſſen, deren Tiefe er jetzt erſt inne ward. Seit jenem Abend war die weite Welt draußen hinter den ſtillen Wäldern für ihn verſunken, und eine neue Welt war für ihn emporgeblüht, eine paradieſiſche Welt voll Liebe und Sonnenſchein; und jetzt war es ihm, als verſänke ihm auch dieſe Welt unter den Füßen, und die alte Welt draußen jenſeits der ſtillen Wälder läge ihm weit, unerreichbar weit. Würde er je mit friſchen, muthigen Sinnen in dieſe Welt zurückkehren? nicht
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Eine unausſprechliche Wehmuth bemächtigte ſich
Oswald's Herz. Das Leben erſchien ihm wie ein
dumpfer, beängſtigender Traum, durch den geliebte
Geſtalten mit verhülltem Antlitz glitten. Er gedachte
Melitta's, aber wie einer Todten. ...
Auch Albert war ſtill geworden in dem ſtillen
Garten: „Laſſen Sie uns weiter gehen,“ ſagte er;
„es iſt hier wie auf einem Friedhof.“
Sie gingen aus dem alten verfallenen Thore über
die Zugbrücke in den Wald, den Weg nach Berkow,
denſelben Weg zwiſchen den hohen ernſten Tannen,
den Oswald an dem Abend ſeiner Ankunft auf Schloß
Grenwitz dahergefahren kam, und den er ſeitdem mit
wie verſchiedenen Empfindungen nun ſchon ſo oft
zurückgelegt hatte.
Jener Abend hatte eine Kluft in ſein Leben ge¬
riſſen, deren Tiefe er jetzt erſt inne ward. Seit jenem
Abend war die weite Welt draußen hinter den ſtillen
Wäldern für ihn verſunken, und eine neue Welt war
für ihn emporgeblüht, eine paradieſiſche Welt voll
Liebe und Sonnenſchein; und jetzt war es ihm, als
verſänke ihm auch dieſe Welt unter den Füßen, und
die alte Welt draußen jenſeits der ſtillen Wälder läge
ihm weit, unerreichbar weit. Würde er je mit friſchen,
muthigen Sinnen in dieſe Welt zurückkehren? nicht
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/221>, abgerufen am 18.07.2024.
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